Personalwechsel im Vatikan

Vatikansprecher treten überraschend zurück

Zum Jahreswechsel gibt es im Vatikan auch einen Personalwechsel: Pressesprecher Greg Burke und Vizesprecherin Paloma Garcia Ovejero haben ihre Ämter niedergelegt. Das gab der Pressesaal am Montag bekannt.

Kuppel des Petersdoms vor dunklem Himmel / © Cristian Gennari (KNA)
Kuppel des Petersdoms vor dunklem Himmel / © Cristian Gennari ( KNA )

Die Leitung des vatikanischen Presseamts ist überraschend zurückgetreten. Vatikansprecher Greg Burke und seine Stellvertreterin Paloma Garcia Ovejero gaben ihr Amt auf, wie der Vatikan am Montag mitteilte. Zum Grund für den Wechsel gab es keine Angaben. Erst vor kurzem hatte der Vatikan die Leitung des Kommunikationsamtes ausgetauscht, dem die Pressestelle untersteht.

Die Kündigung erwischt den Vatikan wenige Wochen vor einem Bischofs-Gipfeltreffen zu Missbrauch und Prävention, von dessen Verlauf und Präsentation viel für die katholische Kirche abhängt. Selbst Journalisten, die mit dem Innenleben des vatikanischen Medienapparats gut vertraut sind, waren überrascht - auch wenn es gerade unter den Insidern nicht viele gibt, die den US-Amerikaner Burke und seine spanische Kollegin Garcia um ihren Job beneideten.

Wer kommt nach Burke?

Zum Übergangsleiter ernannte Papst Franziskus den Social-Media-Beauftragten in der vatikanischen Kommunikationsabteilung, den 44 Jahre alten italienischen Journalisten Alessandro Gisotti. Er war bisher für die Social Media-Strategie des Kommunikationsdikasteriums, und damit von Vatican News, verantwortlich. Außerdem arbeitete er unter anderem für den katholischen Kanal TV2000. Bis auf weiteres ist die Vatikan-Kommunikation wieder in italienischer Hand.

Als die beiden im August 2016 ihre Posten im «Pressesaal des Heiligen Stuhls» übernahmen, wirkte es wie eine Frischzellenkur: Burke, Jahrgang 1959 und ehemaliger Korrespondent von Fox News, brachte so etwas wie Hemdsärmeligkeit in die mitunter behäbig-klerikale Institution. Burke und sein Vorgänger, Federico Lombardi hatten sich um eine Professionalisierung der Arbeit des vatikanischen Pressesaals bemüht.

  Burkes 16 Jahre jüngere Stellvertreterin, eine Radiojournalistin aus Madrid, war die erste weibliche Stimme des Vatikan.   Beide kannten das Medien-Metier und wussten, was Journalisten wünschten. Briefings wurden dichter, Interviewangebote vielfältiger. Burke und Garcia versuchten betagten Kirchenmännern beizubringen, dass sie bei Pressekonferenzen nicht einfach seitenlange Texte vortragen, die die Journalisten ohnehin schon gedruckt in Händen halten. Selbst Medientrainings für Kuriale brachten sie auf den Plan.   Mit Burke kamen auch viele Reformen

Begleitet waren solche kleinen Reformen aber immer auch von Schwierigkeiten. Mit zwei Dutzend Mitarbeitern blieb der Stab des Presseamts zum Verzweifeln klein. Der Informationsfluss vom Staatssekretariat zu der Medienstelle verbesserte sich in den zurückliegenden Jahren augenscheinlich nicht, ganz zu schweigen von einer Einbindung in Planungs- und Entscheidungsprozesse. Wenn es weiterhin an Transparenz des Vatikan etwa in Finanzdingen mangelte, war es nicht Schuld des Presseamts.

Hinzu kamen organisatorische Veränderungen und personelle Turbulenzen. Im Zuge der vatikanischen Medienreform wurde das Presseamt der neuen Kommunikationsbehörde zugeordnet – die noch dabei ist, ihre Zuständigkeiten zu sortieren. Ihr erster Präfekt, der Priester Dario Vigano, musste im März die Leitung abgeben, nachdem er über eine pannenreiche Veröffentlichung eines Briefs von Benedikt XVI. gestrauchelt war. An seine Stelle trat im Juli der Journalist Paolo Ruffini, ein Laie. Ruffini leitete übrigens den katholischen Kanal TV2000, für den der neue Interims-Sprecher tätig war.

Neues Jahr, neue Rollenverteilung?

Dass Ruffini es war, der während der Bischofssynode im Oktober die Pressebriefings hielt, hätte ahnen lassen können, dass im vatikanischen Presseamt eine neue Rollenverteilung im Gang war. Am Montag meldete sich Ruffini mit einer Erklärung. Darin spricht er vom Rücktritt seiner leitenden Mitarbeiter als einer "autonomen und freien Entscheidung". Greg und Paloma, wie er sie nennt, hätten einen bedeutenden Einsatz gezeigt. Zur Vollendung der Medienreform sei indessen "ein rascher Führungswechsel" nötig.

Zu den personalpolitischen Überraschungen der vergangenen Wochen gehörte die Ernennung Andrea Torniellis, eines der erfahrensten italienischen Vatikan-Korrespondenten, zum redaktionellen Leiter der päpstlichen Medienabteilung. Ob Tornielli in dieser Rolle auch Sprecherfunktionen übernimmt, steht dahin. Nichts deutet darauf hin, dass etwa die Chemie zwischen ihm und dem Ex-Leitungsduo im Presseamt nicht gestimmt hätte.

Burge sagt erst einmal "Ciao"

Greg Burke selbst verabschiedete sich mit ein paar Tweets.

"An diesem Punkt des Übergangs in der Vatikan-Kommunikation meinen wir, es ist am besten, wenn der Heilige Vater völlig frei ist, ein neues Team zusammenzustellen", schrieb er. Und: "Neues Jahr, neue Abenteuer."


Greg Burke / © Maurizio Brambatti (dpa)
Greg Burke / © Maurizio Brambatti ( dpa )
Quelle:
VN , KNA , dpa , epd