Patriarch glaubt an Dialog im Nahen Osten

"Frieden ist möglich"

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Michel Sabbah, hat zu Weihnachten Israelis und Palästinenser zu aufrichtigen Bemühungen um Dialog aufgerufen. Frieden im Heiligen Land wäre nicht nur möglich, sondern sogar leicht zu erreichen, schreibt Sabbah in seiner diesjährigen Weihnachtsbotschaft. Voraussetzung sei allerdings, dass die Verantwortlichen auf beiden Seiten einen ehrlichen und entschiedenen Willen dazu hätten.

 (DR)

Weihnachtsbotschaft als Auftrag
Die Geburtsstadt Jesu sei auch an diesem Weihnachtsfest nicht Symbol für Frieden, sondern für Gewalt und Frustration, beklagt der Patriarch. Die von Israel errichtete Mauer zwischen Bethlehem und Jerusalem bestimme das Bild. Die Bewohner Bethlehems würden ihrer Freiheit beraubt und lebten in Unsicherheit und Angst. Gaza sei nach wie vor ein großes Gefängnis, ein Ort des Todes und des Zerwürfnisses unter den Palästinensern. Im ganzen Nahe Osten herrsche Angst vor der Zukunft. In den vielen offenen Wunden finde der weltweite Terrorismus reichlich Nahrung, so Sabbah.

In diese Situation hinein rufe die christliche Botschaft von Weihnachten alle Menschen zu Versöhnung und Hoffnung auf. Der Patriarch zeigte sich dankbar für die Solidarität aus der ganzen Welt, die die Christen im Heiligen Land in dieser schwierigen Situation erfahren hätten. Vor allem aber brauche das palästinensische Volk ernsthafte Bemühungen um Frieden.

"Christen sind wichtig für Friedensprozess"
Sabbah zeigte sich zuversichtlich, dass Mord, Rache, Ablehnung Israels und Extremismus in dem Maße verschwinden, in dem sie keine Nahrung mehr in Unterdrückung, Besatzung, Armut und Demütigungen mehr fänden. Dafür aber bedürfe es eine Bekehrung der Herzen.

Die kleine Minderheit der Christen habe einen besonderen Beitrag für den Frieden zu leisten, sagte der Lateinische Patriarch bei der Vorstellung seiner Botschaft. Vor allem hätten sie die christlichen Werte der Liebe und Versöhnung einzubringen, ohne die eine Lösung des Konflikts unmöglich sei. Die Kirche versuche daher, die Gläubigen davon zu überzeugen, das Land trotz aller Schwierigkeiten nicht zu verlassen.

"Fatah und Hamas am Scheidepunkt"
In den aktuellen innerpalästinensischen Auseinandersetzungen sieht der Patriarch Fatah und Hamas an einem Scheidepunkt: Die meisten Mitglieder der beiden Gruppierungen hätten seiner Ansicht nach inzwischen verstanden, dass Gewalt keine Lösung für die politischen Meinungsverschiedenheiten sei. Er habe Hoffnung, dass sie bald zu einem gemeinsamen Weg kämen.

Auf Übergriffe von Muslimen auf Christen angesprochen, entgegnete der Patriarch, die Ursache für solch vereinzelte Gewalttaten sei vor allem in der gesamten instabilen Lage zu suchen. Nur eine starke Regierung könne für Ordnung und Ruhe in der Gesellschaft sorgen. Bislang sei die Hamas einzig als politische Partei aufgetreten. Sollte Hamas irgendwann die absolute Oberhand in der palästinensischen Regierung gewinnen und ihre Vorstellungen von einem dominanten Islam durchsetzen wollen, dann "müssen wir mit ihnen reden und ihnen klar machen, was für uns als Christen akzeptabel ist und was nicht", so Sabbah.