Patriarch besorgt über Gewalt von Syrern im Libanon

Chaos nach Ermordung

Ein Politikermord im Libanon, mutmaßlich durch syrische Flüchtlinge, hat bestehende antisyrische Stimmung im Land offenbar weiter verschärft. Viele Libanesen werfen ihnen vor, die Probleme des Landes vergrößert zu haben.

Demonstranten mit libanesischer Fahne (Archiv) / © Hussein Kassir (shutterstock)
Demonstranten mit libanesischer Fahne (Archiv) / © Hussein Kassir ( shutterstock )

Patriarch Bechara Rai zeigt sich besorgt über die zunehmende Gewalt von Seiten syrischer Flüchtlinge im Libanon. Die vertriebenen Syrer seien zu einer Bedrohung für die Libanesen geworden, sagte Rai am Freitag bei der Beisetzung des ermordeten christlichen FL-Politikers Pascal Sleiman in seinem Wohnort Jbeil.

Zugleich warnte das Oberhaupt der maronitischen Christen vor Übergriffen. Um Zusammenstöße und Angriffe mit verheerenden Folgen zu vermeiden, müssten vielmehr internationale und lokale Kräfte dringend gemeinsam eine "endgültige Lösung für die Kontrolle ihrer Präsenz finden", so Rai.

Chaos ausgenutzt?

Sleiman war am Montag vermutlich von syrischen Bandenmitgliedern ermordet worden, die sein Auto stehlen wollten. Seine Leiche wurde später im Grenzgebiet zu Syrien von der Polizei gefunden.

Kardinal Rai beklagte, dass im Libanon weiterhin kein Staatspräsident gewählt sei. Es gebe Chaos in staatlichen Institutionen, Ministerien und öffentlicher Verwaltung; sehr viele Waffen seien in den Händen von Bürgern und Ausländern in Umlauf.

Politisches Attentat?

Die Polizei hatte bald nach Sleimans Verschwinden mehrere Syrer festgenommen. Sie hätten laut Ermittlerkreisen zugegeben, das Auto gestohlen, den Politiker mit einem Pistolenknauf auf Kopf und Brust geschlagen und in den Kofferraum gepackt zu haben; dort sei er gestorben.

Sleimans Partei, die Force Libanaise (FL), spricht unterdessen von einem politischen Attentat und weist auch der Hisbollah, gegen die sich Sleiman wiederholt energisch gewandt hatte, eine Mitverantwortung zu. Sie verfüge im Libanon über beträchtliche Macht, habe "die Rolle und Wirksamkeit des Staates behindert und den Weg für Waffen tragende Banden" und damit für das Chaos geebnet.

Syrer seien ein Problem

Nach dem Mord an Sleiman versprach der amtierende Innenminister Bassam Mawlawi laut lokalen Medien, härter gegen Syrer im Libanon vorzugehen und die libanesischen Gesetze strikt durchzusetzen. Das gelte auch für die Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen. Der Minister forderte demnach, "die Präsenz von Syrern im Land einzuschränken", aber ohne zu sagen wie. Auch der geschäftsführende Außenminister Abdallah Bou Habib bezeichnete die Zahl der Syrer im Libanon als ein Problem.

Seit Ausbruch des Krieges im Nachbarland vor 13 Jahren sind im Libanon laut UN-Angaben 800.000 Syrer registriert. Viele Libanesen werfen ihnen vor, die Probleme des Landes verschärft zu haben, darunter auch die schwere Wirtschaftskrise seit 2019.

Quelle:
KNA