Pastoralreferent rechnet mit 6.000 Besuchern beim Martinszug

Wenn Wuppertal wieder leuchtet

Hufgeklapper, Blasmusik und Laternen: Der vielleicht größte Sankt Martins-Umzug im Erzbistum Köln ist am Freitag in Wuppertal. Werner Kleine, Pastoralreferent der Katholischen Citykirche, steht schon in den Startlöchern.

Martinszug mit Laternen / © Martin Schutt (dpa)
Martinszug mit Laternen / © Martin Schutt ( dpa )

DOMRADIO.DE: Am Freitag geht es los bei Ihnen, und es wird ja der vielleicht größte Zug im Erzbistum Köln. Wie viele Leute erwarten Sie denn und was müssen Sie da gerade noch so vorbereiten? 

Dr. Werner Kleine / © Christoph Schönbach (privat)
Dr. Werner Kleine / © Christoph Schönbach ( privat )

Werner Kleine (Pastoralreferent der katholischen City-Kirche in Wuppertal): In den letzten Jahren nach Corona sind jeweils über 6.000 Leute mit uns durch Elberfeld gezogen sind, davon circa 2.000 Kinder. Für den großen Martinszug hier in Wuppertal, der am Freitag um 17 Uhr beginnt, ist fast alles vorbereitet. Wir suchen noch immer Helfer und Ordner, die uns dabei unterstützen, den Zug zu sichern.

Die Weckmänner sind geordert. Die werden am Freitagmorgen angeliefert. Die Bäcker der IG Friedrich-Ebert-Straßes stiften uns über 1.000 Weckmänner, die wir dann kostenlos an die Kinder verteilen können. Jetzt sind noch so ein paar Feinheiten vorzubereiten, die letzten Genehmigungen einzuholen, die letzte Abstimmung mit der Polizei, der Feuerwehr, dem THW stehen noch an. Und dann kann es am Freitag Abend losgehen. 

Werner Kleine

"Ich denke, dass der Martin die Menschen zusammenführt, weil die Mantelteilung etwas zutiefst Menschliches in sich hat."

DOMRADIO.DE: Sankt Martin scheint angesichts der vielen Teilnehmer sehr beliebt zu sein. Erleben Sie das Fest als zeitlos und krisenfest?

Kleine: Ja, zumal unser Wuppertaler Martinszug sich bewusst an alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Wuppertal mit ihren Kindern wendet. Am Freitagabend wird es wieder überkonfessionell und auch interreligiös. Ich denke, dass der Martin die Menschen zusammenführt, weil die Mantelteilung mit dem armen Bettler vor den Toren der Stadt etwas zutiefst Menschliches in sich hat, das wir konfessionell gar nicht binden können und auch gar nicht binden brauchen.

Und diese Botschaft teilt sich den Menschen mit, deswegen ist der Martin, glaube ich, zeitlos. Aber er ist Christ geworden, sogar Bischof. Und das ist natürlich ein Pfund, mit dem wir als Kirche wuchern können. 

Werner Kleine

"Ich persönlich glaube, dass diese Diskussion ob 'Martinszug' oder 'Laternenzug' so ein bisschen in deutscher Manier hochgejazzt wird."

DOMRADIO.DE: Bei Weihnachtsmärkten werden ja manchmal in Winter-Märkten umbenannt, damit sie nichts Christliches mehr im Namen haben. Gibt es solche Diskussionen auch für Sankt Martins-Umzüge?

Kleine: Hier in Wuppertal sind mir jetzt keine "Lichterzüge" oder "Laternenzüge" bekannt, über die immer wieder diskutiert wird. Ich persönlich glaube auch, dass diese Diskussion so ein bisschen in deutscher Manier hochgejazzt wird. Wenn bei einem Umzug kein Martin mitzieht, weil das unter anderem mit einem hohen verwaltungstechnischen und finanziellen Aufwand verbunden ist, könnte ich noch nachvollziehen es nicht "Martinsumzug" sondern "Lichterzug" zu nennen.

So ein Fall ist mir in Wuppertal aber nicht bekannt. In der katholischen Diaspora mag man vielleicht von Lichterzügen sprechen. Ich sehe das relativ entspannt.

Martinszug / © Harald Oppitz (KNA)
Martinszug / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Ihr Sankt Martins Zug ist inklusiv. Was bieten Sie? 

Kleine: Wir haben vor einigen Jahren die Anfrage von einer Mutter einer ertaubten Tochter bekommen, die sich sehr auf den Umzug freut, weil ein Umzug gerade für Menschen, die schwer hören können oder schwerhörig sind, mit den Laternen optisch was ganz besonderes bietet. Die Mutter fragte, ob wir einen Gebärdendolmetscher engagieren könnten, um die Martinsgeschichte und -lieder zu erzählen und zu übersetzen. Ich fand das eine super Idee.

Dieses Jahr ist zum dritten Mal ein Dolmetscher dabei. Wir werden eine große Fahne haben, die markiert, wo man sich am besten hinstellt, damit man die Gebärdendolmetscherin gut sehen kann. Sie wird dann alles, was ich sage, auch die Martinsgeschichte für Menschen, die schwerhörig oder ertaubt sind, gebärdendolmetschen. Sie wird beim Zug mitgehen und die Martins Lieder dolmetschen, sodass wir allen Menschen eine gute Teilhabe am Martinszug ermöglichen können. 

Das Interview führte Verena Tröster. 

Quelle:
DR