Pastor am Wochenendsitz des Präsidenten sorgt mit islamfeindlichen Sprüchen für Empörung

Obamas Kreuz mit den Predigern

Aus Sicht von US-Präsident Barack Obama gilt wohl: Es ist ein Kreuz mit den Predigern. Schon im Wahlkampf 2008 hatte sich der Demokrat und bekennende Christ von einem Pastor distanzieren müssen. Nun sitzen die Obamas schon wieder in einer Kirche, wo der Prediger Umstrittenes vertritt.

Autor/in:
Konrad Ege
Gläubig: Barack Obama (hier mit Papst Benedikt XVI.) (KNA)
Gläubig: Barack Obama (hier mit Papst Benedikt XVI.) / ( KNA )

Der Prediger ist der 39-jährige Militärgeistliche Carey Cash, ein schneidiger Leutnant der US-Marine, der in jeden Hollywood-Kriegsfilm passen würde. Er predigt zum Beispiel, dass Gott kriegserfahren sei, habe er doch Satan besiegt, und dass Gott im Krieg Engel aussende zum Schutz US-amerikanischer Soldaten.

Aufgefallen ist Cash auch durch seine Thesen zum Islam. Der Islam, schrieb er in einem Buch über seinen Einsatz im Irak, habe schon immer das «Schwert» eingesetzt gegen Nicht-Gläubige. Der «selbstmörderische Dschihad» öffne «ein Fenster zum Kern des muslimischen Glaubens».

Obama soll sich distanzieren
Nach Medienberichten über Cash in der vergangene Woche forderten Kritiker, Obama müsse sich auch von diesem Prediger distanzieren. Die Bürgerrechtsgruppe «Stiftung für Religionsfreiheit im Militär» forderte den Präsidenten auf, mit «kristallklaren Worten» den Geistlichen und dessen «herabwürdigende» Islam-Kommentare zu verurteilen. Cash müsse aus Camp David abberufen werden.

Cash ist Pastor des konservativen «Südlichen Baptistenverbandes», der größten protestantischen Kirche der USA. Im Irak-Krieg diente er als Militärgeistlicher in einem Bataillon der Marineinfanteristen. Er war dabei, als die «Marines» bei Kriegsbeginn einmarschierten und schließlich Bagdad eroberten. Dutzende Soldaten hat er nach eigener Darstellung während des Feldzuges getauft. Gott und die Engel hätten das Bataillon geschützt. Raketen, die auf US-Soldaten abgefeuert wurden, hätten im letzten Moment die Flugrichtung geändert und ihr Ziel verfehlt. Da müsse Gottes Hand am Werk gewesen sein.

"Beindruckende" Predigten
Obamas und Cashs Wege kreuzten sich, als die Marine dem Leutnant Anfang 2009 einen neuen Einsatzort zuwies: die «Evergreen Kapelle» in Camp David, dem von der Marine verwalteten traditionellen Wochenendhaus des Präsidenten im Bundesstaat Maryland. Der Pastor dort ist Seelsorger der mehreren hundert Matrosen und Angestellten, er hält die Gottesdienste und predigt. Die Obamas besuchen die Gottesdienste, wenn sie sich in Camp David aufhalten. Die Predigten seien sehr beeindruckend, sagte Obama laut «Washington Post».

Besonders im Wahlkampf 2008 hatte Obama häufig über seinen Glauben gesprochen. Er glaube, dass Jesus Christus die Menschen erlöst habe, sagte er etwa dem Wochenmagazin «Newsweek». Zehn Monate nach Amtsantritt haben Barack und Michelle Obama, häufige Kirchgänger in ihrer Heimatstadt Chicago, in Washington aber noch immer keine Heimatgemeinde gefunden. Obama wolle den «Zirkus» vermeiden, der entstehe, wenn er eine Kirche besuche, heißt es. Die Gottesdienste in Camp David sind der Öffentlichkeit dagegen nicht zugänglich.

Ein Präsident, der es beiden Seiten nicht recht macht
Seit seinem Amtsantritt als Präsident brüskiert Obama seine liberalen Wähler gelegentlich mit einer offenen Haltung, die er den konservativen Christen des Landes entgegenbringt. Schon zu den Feierlichkeiten bei der Amtseinführung lud Obama den evangelikalen kalifornischen Pastor Rick Warren ein, einen Abtreibungsgegner und Kritiker der Homosexuellen-Ehe. Wenig Berührungsängste zeigt Obama auch bei der Verteilung von Steuergeldern an Sozialprogramme religiöser Gruppen, von denen etliche konservativ sind.

Weiße Evangelikale und Fundamentalisten bleiben trotz Obamas Bemühungen wohl die schärfsten Regierungsgegner. Richard Land, Präsident der Kommission für Ethik und Religionsfreiheit in Carey Cashs «Südlichem Baptistenverband», verglich Obama vergangenen Monat mit Adolf Hitler. Bei der Gesundheitsreform wolle Obama ältere und behinderte Bürger diskriminieren, sagte Land. Auch Hitler habe so angefangen. Die ersten 10.000 Opfer des Holocaust seien nicht Juden gewesen, sondern behinderte Kinder, die «vergast und in Öfen verbrannt worden» seien.