Passauer Bischof Oster führt interaktives Tagebuch

Glaubensvermittlung 2.0

Neuland in der katholischen Kirche betritt der Passauer Bischof Stefan Oster - er betreibt seit neuestem einen Blog. "Hier gehen keine Informationen verloren und die Inhalte bleiben archiviert", begründet er seinen Schritt bei domradio.de.

Bischof Stefan Oster in seiner Soutane / © Lukas Barth (KNA)
Bischof Stefan Oster in seiner Soutane / © Lukas Barth ( KNA )

domradio.de: Sie sind als Medienbischof und jemand, der offen den Medien gegenübertritt, bekannt. Jetzt gibt es nicht nur einen Facebook-Auftritt von Ihnen, sondern Sie bloggen auch. Wie kommt es dazu?

Stefan Oster (Bischof von Passau): Das hängt damit zusammen, dass ich auf Facebook auch längere Texte und Predigten eingestellt habe. Bei Facebook gehen die Informationen immer von oben nach unten und irgendwann verschwinden die Informationen dann im Abgrund des Facebook-Universums. Viele Leute haben mich gefragt, ob man dieses und jenes noch einmal nachlesen kann, was ich da und dort gesagt habe. Manche Menschen haben auch Berührungsängste mit Facebook. Deswegen haben meine Medienberater gesagt, wir machen jetzt einen Blog, eine Seite, auf der man alle Inhalte zusammen hat, diese archiviert sind und immer wieder neue dazu kommen. Das eignet sich auch für längere Texte, die dann auch besser lesbar sind. Daher versuchen wir es jetzt auf diesem Weg.

domradio.de: Blogs sind generell intensiver, bei Facebook liegt oftmals in der Kürze die Würze. Im Radio geht der Trend auch immer mehr zu kürzeren Beiträgen. Was bleibt da auf der Strecke?

Oster: Ich sage es mal lieber umgekehrt: Mein Anliegen ist es, Inhalte zu kommunizieren - auch theologische. Ich glaube, wir haben theologisch eines der großen Probleme in unserer Glaubensvermittlung, dass die Menschen wissen, was sie glauben, an wen sie glauben und warum sie glauben. Das kann man auf Facebook immer ein bisschen anreißen. Aber um eine Vertiefung zu bekommen, eignet sich auch ein Blog dazu. Wir stellen auch Podcasts ein, Hörfunkbeiträge, Vorträge oder Filmbeiträge. Da kann man sich dann gut informieren.

domradio.de: Bei allen verschiedenen Kanälen, die die Kirche bespielt, ist es immer ganz wichtig, dass man ein Zeugnis abgibt. Die Menschen hören immer weniger hin, das Zeugnis muss immer mehr auf den Punkt kommen. Sind wir als Kirche noch in der Lage, das Zeugnis auch in anderthalb Minuten rüber zu bringen?

Oster: Das hängt sehr stark von der Persönlichkeit ab, die Zeugnis gibt. Die Frage ist: Bin ich überhaupt ein Zeuge? Wenn ja, dann bin ich erst im zweiten Schritt jemand, der dies auch knapp oder auf den Punkt sagen kann. Aber erst einmal müssen wir alle Zeuginnen und Zeugen werden.

domradio.de: Welchen dieser vielen Kanäle, von der direkten Ansprache, der Predigt, bis hin zum neuen Blog mögen Sie besonders? Welcher Kanal hat die größte Chance für das Zeugnis?

Oster: Im Grunde ist es immer noch die persönliche Begegnung mit den Menschen. Ich suche draußen die Begegnung - natürlich auch in der Verkündigung, im Gottesdienst. Aber mir ist die persönliche Begegnung mit den Menschen am liebsten.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.


Quelle:
DR