Papstbotschafter besucht zerstörte Kiewer Kinderklinik

"Die Schwächsten der Schwächsten getroffen"

Nuntius Visvaldas Kulbokas wirft nach einem Raketeneinschlag in das größte ukrainische Kinderkrankenhaus die Frage auf: Warum rechtfertigen einige Menschen weiter diesen Krieg? Die Klinik liegt nahe der Vatikanbotschaft.

Kiew nach Angriff auf Kinderkrankenhaus / © Ukrinform (dpa)
Kiew nach Angriff auf Kinderkrankenhaus / © Ukrinform ( dpa )

Der Papstbotschafter in der Ukraine hat die durch einen russischen Luftangriff zum Teil zerstörte Kiewer Kinderklinik Ochmadyt besucht. Erzbischof Visvaldas Kulbokas betonte anschließend nach Angaben des Portals Vatican News (Montagabend), dass das Krankenhaus Kinder behandele, die krebskrank seien oder eine Organtransplantation benötigten. Auf diese Kinder sei eine Rakete gerichtet worden.

 Eine Frau hält ein Baby vor dem Ohmatdyt-Kinderkrankenhaus  / ©  Ukrinform (dpa)
Eine Frau hält ein Baby vor dem Ohmatdyt-Kinderkrankenhaus / © Ukrinform ( dpa )

"Und wenn die Kleinsten der Kleinsten, die Schwächsten der Schwächsten getroffen werden, fragt sich jeder: Wie kommt das? Wie schaffen es einige Menschen immer noch, den Krieg zu erklären, als ob er irgendwie gerechtfertigt werden könnte", so Kulbokas. Er wisse nicht, wie sie das weiter mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten.

Größte Kinderklinik der Ukraine

Die Klinik liegt nur 700 Meter von der Vatikanbotschaft entfernt. Durch die Explosion gingen im Inneren der Nuntiatur laut Kulbokas die Türen auf. In dem Stadtteil gebe es keine "konkreten Ziele", sondern nur Wohngebäude, Geschäfte und das Kinderkrankenhaus. Viele Mitarbeiter der Nuntiatur würden die Klinik gut kennen, weil sie dort regelmäßig Blut für die Kinder gespendet hätten.

Innenminister Ihor Klymenko teilte am Dienstag mit, die Rettungsarbeiten auf dem Gelände des Krankenhauses seien abgeschlossen. Dort seien zwei Menschen getötet und 32 verletzt worden. Die Kinderklinik ist mit mehr als 700 Betten die größte in der Ukraine und hat eine große Bedeutung für das Land. Laut der Kiewer Militärverwaltung kamen durch die russischen Raketenangriffe von Montag insgesamt 31 Menschen in der ukrainischen Hauptstadt ums Leben. 117 Menschen wurden demnach verletzt.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA