Papst würdigt 50 Jahre Bistum Essen

Zum Wohl und Heil der Menschen an Ruhr und Lenne

Das Bistum Essen hat am Neujahrstag seine Gründung vor 50 Jahren gefeiert. "Vieles ist in diesem halben Jahrhundert zum Wohl und Heil der Menschen an Ruhr und Lenne geschehen", schreibt Papst Benedikt XVI. in einem Grußwort, das der Apostolische Nuntius Erzbischof Jean-Claude Perisset beim Festakt in Essen vorlas.

 (DR)

Die Bistumsgründung aus Teilen der Diözesen Köln, Paderborn und Münster habe sich bewährt. Dadurch sei die Kirche den Menschen im Ballungsraum des Ruhrgebiets näher gekommen, so der Papst. Sie habe sich dem Wandel der Region gestellt und Gottes Gegenwart in der Lebens- und Arbeitswelt sichtbar gemacht.

Heute braucht die Diözese nach den Worten von Benedikt XVI. einen "neuen geistlichen Aufbruch". Dafür stehe das Motto des Jubiläumsjahres "Leben im Aufbruch". Zu den "Zeichen der Zeit" gehöre die Strukturreform der Diözese und ein Mangel an Christen, die den Glauben entschieden und öffentlich lebten. In Verbindung damit steht nach Einschätzung des Papstes der Rückgang an Priestern. In dieser Situation sollten die Katholiken im Ruhrgebiet genau unterscheiden, "was dem Evangelium entspricht und was nicht zu Gottes Präsenz gehört". Sie sollten sich auf "das Wesentliche" konzentrieren, auf die Glaubensweitergabe im Alltag, im Gebet und in den Sakramenten.

Genn: Religiöser Strukturwandel
Auch Bischof Felix Genn, der dritte Oberhirte des Ruhrbistums, ging auf die Veränderungen in den vergangenen 50 Jahren ein. Schon zum Zeitpunkt der Bistumsgründung habe der Wandel begonnen. Die Welt der Industrie sei vergangen. Parallel dazu habe sich im Ruhrgebiet ein "religiöser Strukturwandel" vollzogen.

"Durch Globalisierung und Migration ist ein vielfältiger religiöser Raum entstanden, der die Katholiken mancherorts zur Minderheit werden lässt", so Genn. Daher habe man einen schmerzhaften Neuerungsprozess begonnen. Doch bei aller Veränderung sei der Auftrag der Kirche gleich geblieben. Sie solle "die Distanz der Menschen zu Christus verkürzen". Dabei müsse sie stets wie ein "Stachel und Widerspruch" sein.

Gemeinden sollen Menschen Rückhalt geben
Zuvor hatten die Gäste mit dem Nuntius und dem Kölner Kardinal Joachim Meisner einen Gottesdienst im Essener Dom gefeiert. Meisner rief die Katholiken auf, sich trotz schmerzlicher Einschnitte nicht zurückzuziehen. "Zahlen und Finanzen mögen zurückgehen. Für die Bezeugung Jesu Christi durch euer Wort und Leben dagegen darf dies nicht gelten", rief er im überfüllten Dom. Die Katholiken sollten Gebet und Katechese erneuern und ihre Gemeinden zu Gemeinschaften machen, die Menschen Rückhalt gäben.

An der Messfeier nahmen auch der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker, der Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann, Genns Vorgänger, Altbischof Hubert Luthe, und der Essener Weihbischof Franz Vorrath teil. Weihbischof Franz Grave konnte wegen einer geplanten Operation nicht kommen.

Vor dem Dom hatten etwa 20 Eltern Flugblätter gegen die Schließung von Kindergartengruppen ausgeteilt. Im Laufe des Jubiläumsjahres sind zahlreiche Veranstaltungen geplant, wie Genn betonte, darunter ein großer Bistumstag am 7. und 8. Juni auf dem Essener Burgplatz und eine Diözesanwallfahrt im Herbst nach Rom.