Papst weiht römische Titelkirche von Kardinal Marx

Drei Korbinians-Nachfolger

Der Papst hat die neuerrichtete Titelkirche des Münchener Kardinals Reinhard Marx am Stadtrand von Rom geweiht. In seiner Predigt vor mehr als 300 Besuchern in San Corbiniano hob Benedikt XVI. seine enge Verbundenheit mit dem heiligen Korbinian und dem Erzbistum München und Freising hervor.

Papst Benedikt XVI grüßt Gläubige beim Auszug nach dem Weihegottesdienst (KNA)
Papst Benedikt XVI grüßt Gläubige beim Auszug nach dem Weihegottesdienst / ( KNA )

Das sieht man nicht alle Tage: Gleich drei Nachfolger des heiligen Korbinian, Bischof von Freising, feierten ihn - und das in Rom, der Ewigen Stadt. Papst Benedikt XVI. (83), der die nach dem Bistumsgründer benannte Kirche San Corbiniano einweihte; Kardinal Reinhard Marx (57), der sie unlängst zur Titelkirche erhielt; und Kardinal Friedrich Wetter (83), der das Kirchbauprojekt initiiert hatte. In der Peripherie Roms werden hin und wieder neue Gotteshäuser gebaut - doch die Kirchweihe in Infernetto nahe dem Badeort Ostia ließ sich der Papst nicht nehmen und erntete Jubel und Applaus, als er in seiner Predigt mit einem Satz auf Deutsch seine Freude darüber bekundete, dass die Kirche so schnell fertiggestellt wurde.



Als Marx die Kirche im November als Kardinalssitz zugewiesen bekommen hatte, war sie noch ein Rohbau. Die Arbeiten wurden praktisch erst am Samstag beendet. Nun ragt der dunkle, mit Metall verkleidete Kirchturm in den Himmel der römischen Peripherie. Die Flaggen in den Vatikanfarben weiß und gelb, die vor der Kirche hängen, zeigen einen Korbinian-Bären mit Rucksack. Eine Großbildleinwand und Hunderte Stühle ermöglichten den Gemeindemitgliedern, die keinen Platz mehr in der Kirche fanden, den Gottesdienst auch vor der Kirche zu verfolgen. Im Inneren hatten sich rund 450 Menschen versammelt, darunter viele Familien. Eine goldgelbe, mit weißen und gelben Chrysanthemen geschmückte Trennwand im Chorraum konzentriert den Blick auf die Mitte und auf den Papst.



Die Legende von Korbinian und dem Bären

In seiner Predigt erläuterte Benedikt XVI., untermalt von Babygeschrei, die Legende von Korbinian und dem Bären: Das Tier musste als Strafe das Gepäck des Heiligen nach Rom tragen, nachdem es dessen Reittier angegriffen und zerrissen hatte. Am Ende der Reise wurde der Bär freigelassen. Korbinian habe die Diözese Freising gegründet, deren Erzbischof auch er, Benedikt XVI., für vier Jahre gewesen sei, so der Papst. Er dankte der Delegation, die aus der Diözese angereist war. Unter ihren Geschenken für die Römer waren eine Reliquie des Heiligen für die Kirche, aber auch 2.000 Korbiniansmünzen, die im Anschluss an den Gottesdienst an Kinder verteilt wurden. Bei der fast schon familiär anmutenden Zeremonie in der jungen Gemeinde am Stadtrand sei die Verbundenheit der beiden Diözesen zum Ausdruck gekommen, sagte Kardinal Wetter anschließend.



Jeder Kardinal erhält bei seiner Kreierung eine römische Kirche als Zeichen der Verbundenheit mit Rom, der Bischofsstadt des Papstes. Manchmal ist das eine traditionsreiche Kirche in der Innenstadt, wie im Fall Wetters mit San Stefano Rotondo. Viele der rund 200 Titelkirchen sind jedoch moderne Bauten wie San Corbiniano am Stadtrand. Die Kardinäle haben für ihre jeweiligen Titelkirchen das protokollarische Amt eines Pfarrers oder eines Diakons inne und feiern dort gelegentlich Gottesdienste.



Zwischen der Gemeinde von San Corbiniano und dem Erzbistum München bestanden schon seit längerem Kontakte. Kardinal Wetter berichtete am Sonntag, wie er Benedikt XVI. zu seinem 80. Geburtstag vor knapp vier Jahren vorgeschlagen habe, eine der insgesamt 336 Pfarreien der Diözese Rom nach Korbinian zu benennen. Schließlich sei der deutsche Papst ein Nachfolger jenes Schutzpatrons des Erzbistums München-Freising, der Bayern missioniert haben soll. Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden - und so wurde eine der beiden Pfarreien des Stadtteils Infernetto 2008 umbenannt und der ohnehin geplanten neuen Kirche zugeteilt.



Während auf dem künftigen Sportplatz hinter der Kirche noch der Belag fehlt, blüht das Gemeindeleben bereits. Pfarrer Antonio Magnotta berichtet von unzähligen Gruppen: von den "Kleinen Stimmen von San Corbiniano", die den Gottesdienst mitgestalteten, bis hin zu Männergruppen, die sich nach dem Korbinian-Bär benannt haben. Den Innenraum seiner Titelkirche will Kardinal Marx demnächst noch mit einer Heiligenstatue verschönern, die das Erzbistum München und Freising gespendet hat. Das Geschenk bringt Marx beim nächsten Mal mit, wenn er am 5. Juni seine Titelkirche offiziell "in Besitz" nimmt.