Er fühle mit den verängstigten Familien, deren Töchter und Söhne geraubt wurden, sagte Papst Leo XIV. - sichtlich betroffen über die erneuten Entführungen von Schülern, Ordensfrauen und Geistlichen aus christlichen Schulen in Nigeria und Kamerun.
Beim Mittagsgebet am Sonntag auf dem Petersplatz sagte er, er habe die jüngsten Nachrichten über die gewaltsamen Entführungen "mit immenser Trauer" gelesen.
An die Behörden in beiden westafrikanischen Ländern appellierte er, rasch die nötigen Schritte zu einer Freilassung zu unternehmen. Leo XIV. rief die Gläubigen auf: "Beten wir, dass Kirchen und Schulen immer und überall Orte der Sicherheit und der Hoffnung sind."
Massenentführung in Papiri
Am Freitag hatten Bewaffnete eine katholische Internatsschule in Papiri im Westen Nigerias überfallen und nach Angaben der Christian Association of Nigeria, eines Dachverbands christlicher Organisationen und Kirchen, 303 Kinder und Jugendliche sowie zwölf Lehrkräfte verschleppt. Zunächst war von einer niedrigeren Zahl von Entführten die Rede.
Die Tat überträfe im Ausmaß noch die Massenentführung von Chibok im April 2014. Damals hatten militante Islamisten 276 Schülerinnen im Nordosten Nigerias verschleppt. Das Schicksal von 90 Opfern ist noch immer unbekannt. Laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef wurden in Nigeria in den zehn Jahren seit 2014 rund 1.680 Minderjährige aus Schulen entführt.
Heilig-Jahr-Feier der Chöre
Zuvor hatte Papst Leo XIV. zur Heilig-Jahr-Feier der Chöre und Chorsänger auf dem Petersplatz eine große Messe gefeiert. In seiner Predigt dankte das katholische Kirchenoberhaupt den Chören für ihren bedeutenden Beitrag zur Liturgie.
Der Petersplatz am Christkönigssonntag war mit rund 40.000 Leuten prall gefüllt, die teils auch bis in die davor liegende Via della Conciliazione standen. Zur Papstmesse waren besonders zahlreiche Sängerinnen und Sänger aus aller Welt gekommen, vor allem jene, die besonders im liturgischen Dienst stehen. Aus 117 Ländern waren teilnehmende Chöre für ihr Heiliges Jahr angemeldet. Die Sonderveranstaltung am 22. und 23. November richtete sich besonders an Diözesan-, Pfarr- und Amateurchöre. Allen dankte Papst Leo XIV. in seiner Predigt für ihren bedeutenden Dienst mit den Worten:
"Für das Volk Gottes ist der Gesang Ausdruck der Bitte und des Lobes, er ist das 'neue Lied', das der auferstandene Christus an den Vater richtet und an dem er alle Getauften teilhaben lässt, als einen einzigen vom neuen Leben des Geistes beseelten Leib. In Christus werden wir zu Sängern der Gnade, zu Söhnen und Töchtern der Kirche, die im Auferstandenen den Grund für ihren Lobpreis finden. Die liturgische Musik wird so zu einem sehr wertvollen Instrument, mit dem wir Gott preisen und die Freude des neuen Lebens in Christus ausdrücken."
Der Papst würdigte die Sängerinnen und Sänger, die ihre "Stimmen und Talente zu seiner Ehre und zur geistlichen Erbauung" aller einbrächten. Er betonte, es sei wichtig, ihr in auch das Volk Gottes immer teilhaben zu lassen und nicht der Versuchung zu erliegen, "eine musikalische Vorstellung zu geben, die eine aktive Teilnahme der ganzen liturgischen Versammlung am Gesang ausschließt." Es gelte vielmehr, "ein aussagekräftiges Zeichen des Gebets der Kirche" zu sein - "die durch die Schönheit der Musik ihre Liebe zu Gott zum Ausdruck bringt. Achtet darauf, dass euer geistliches Leben immer dem Dienst, den ihr leistet, angemessen ist, damit dieser die Gnade der Liturgie glaubwürdig zum Ausdruck bringen kann", gab der Papst den Chören mit.
Chor als Sinnbild der Kirche
Ein Chor sei wie eine Familie und könne zudem auch Sinnbild der Kirche sein - stets seien jeweils Einklang und Gemeinschaft wichtig: Wie in allen Familien könne es zu Spannungen oder kleinen Missverständnissen kommen," was normal ist, wenn man zusammenarbeitet und sich müht, ein Ergebnis zu erzielen", so der Papst. Wir können sagen, dass der Chor so etwas wie ein Symbol für die Kirche ist, die auf ihr Ziel hin ausgerichtet, Gott lobend in der Geschichte unterwegs ist. Auch wenn dieser Weg manchmal mit Schwierigkeiten und Prüfungen gepflastert ist und sich freudige Momente mit eher mühsamen abwechseln, macht das Singen den Weg leichter und bringt Erleichterung und Trost."
Mit Blick auf die Liturgie erklärte Leo XIV.: "Es handelt sich dabei um einen wahren Dienst, der Vorbereitung, Treue, gegenseitiges Verständnis und vor allem ein tiefes geistliches Leben erfordert, sodass ihr, wenn ihr singend betet, allen helft zu beten. Es ist ein Dienst, der Disziplin und Dienstbereitschaft erfordert, vor allem wenn es gilt, eine feierliche Liturgie oder ein für eure Gemeinden wichtiges Ereignis vorzubereiten."
Heiliges Jahr der Chöre
Das Heilig-Jahr-Treffen der Chöre zählt zu den letzten Höhepunkten des Heiligen Jahres, das am 6. Januar mit der Schließung der Heiligen Pforte durch Papst Leo XIV. endet.
Weltweit gibt es Zehntausende katholische Kirchenchöre, alleine in Österreich sind fast 2.500 mit geschätzt rund 40.000 Sängerinnen und Sängern aktiv. Rund um den Gedenktag der heiligen Cäcilia als Schutzpatronin der Kirchenmusik am 22. November standen Chöre, Orgeln und Instrumentalgruppen dieser Tage vielerorts im Zentrum von "Cäcilienmessen".