Papst spricht in Generalaudienz

Barmherzigkeit kann die Welt verändern

In seiner ersten Generalaudienz nach der Eröffnung des Heiligen Jahrs hat Papst Franziskus Kirche und Welt zu mehr Barmherzigkeit aufgerufen.

Während der Generalaudienz / © Claudio Peri (dpa)
Während der Generalaudienz / © Claudio Peri ( dpa )

„Besonders heute, da die Verzeihung ein seltener Gast in der Welt der Menschen ist, ist die Barmherzigkeit dringend, und das überall: in der Gesellschaft, in den Institutionen, am Arbeitsplatz und in der Familie“, sagte Papst Franziskus am Mittwoch in seiner ersten Generalaudienz nach der Eröffnung des Heiligen Jahrs auf dem Petersplatz. Aus menschlicher Sicht sei es zwar naiv zu glauben, dass das die Welt verändern könne, so der Papst. Doch aus Sicht des Glaubens sei das Törichte an Gott weiser als die Menschen und das Schwache an Gott stärker als die Menschen, zitierte er den Apostel Paulus.

Barmherzigkeit als Richtschnur aller kirchlichen Strukturreformen

Franziskus betonte zugleich, dass Barmherzigkeit auch Richtschnur aller kirchlichen Strukturreformen sein müsse. „Wenn wir für einen Augenblick die Barmherzigkeit vergessen, dann wird jede unserer Anstrengungen nichtig, denn dann werden wir Sklaven unserer Institutionen und unserer Strukturen, wie reformiert sie auch sein mögen“, so der Papst. Die nötige Erneuerung der Institutionen und Strukturen müsse stets dazu dienen, die „lebendige und belebende Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes zu machen“.

Der Papst hatte am Dienstag ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit eingeleitet. Es begann mit der Öffnung der Heiligen Pforte des Petersdoms und dauert bis zum 20. November 2016.

Größtes Hindernis für die Barmherzigkeit nannte der Papst die Selbstliebe

Weiter sagte Franziskus, die Kirche brauche ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit, weil sie in einer Epoche des tiefgreifenden Wandels in besonderer Weise aufgerufen sei, „sichtbar Zeugnis abzulegen für Anwesenheit und Nähe Gottes“. Wer den Blick auf den barmherzigen Gott und auf die bedürftigen Brüder und Schwestern richte, nehme „den wesentlichen Inhalt des Evangeliums“ in den Blick: „Jesus Christus, die fleischgewordene Barmherzigkeit“. Barmherzig zu sein, bedeute, nicht darüber nachzudenken, ob es etwas Wichtigeres oder Besseres gäbe, sondern zu handeln.

Als größtes Hindernis für die Barmherzigkeit nannte der Papst die Selbstliebe. Sie sei so verbreitet, dass sie oft gar nicht mehr als Beschränkung oder Sünde erkannt werde. Nur wer sich selbst als Sünder erkenne, könne die göttliche Barmherzigkeit in ihrer Tragweite ermessen.


Quelle:
KNA