Papst mahnt zu Absage an "Herrschaft der Sünde"

Osternacht in Rom

Mit Tausenden Gläubigen hat Papst Benedikt XVI. am Samstagabend im Petersdom die Osternacht gefeiert. Die mehrstündige Zeremonie ist der alljährliche religiöse Höhepunkt der Osterfeierlichkeiten im Vatikan. In seiner Predigt rief der Papst zu einer tiefgreifenden Erneuerung auf.

 (DR)

Zu Beginn weihte Benedikt XVI. in der Vorhalle des Petersdoms die Osterkerze und entzündete sie an einem Feuer. Das Kerzenlicht, das anschließend in einer Prozession in die dunkle Basilika getragen und an die Gläubigen weitergereicht wurde, versinnbildlicht den Sieg Christi über den Tod. Gemeinsam mit dem 82-jährigen Oberhaupt zelebrierten rund 30 Kardinäle die Messe.

In der Osternacht taufte der Papst fünf Erwachsene und ein Kind und nahm sie so in die katholische Kirche auf. Die vier Frauen, ein Mann und ein Junge stammten aus Somalia, Albanien, Sudan, Japan und Russland. Sie hatten sich in den vergangenen Monaten in römischen Gemeinden auf ihre Taufe vorbereitet. Benedikt XVI. spendete ihnen das Sakrament der Eingliederung in die Kirche als Ortsbischof von Rom. Im frühen Christentum galt die Osternacht als bevorzugter Tauftermin.

Begleitet von festlichen Gesängen im Petersdom übergoss der Papst den Kopf jedes Kandidaten mit geweihtem Wasser. Aus der Hand ihrer Patinnen und Paten erhielten die Neugetauften einen weißen Schleier als Zeichen des neuen Lebens in Christus und die Taufkerze, die am Osterlicht entzündet worden war. Anschließend spendete Benedikt XVI. den fünf Erwachsenen das Firmsakrament und gab ihnen den Friedensgruß. Bei der folgenden Eucharistiefeier empfingen sie aus der Hand des Papstes zum erstem Mal die Heilige Kommunion.

Predigt gegen Unzucht und Unsittlichkeit
In seiner Predigt nannte Papst Benedikt XVI. Unzucht und Unsittlichkeit "alte Kleider, mit denen man nicht vor Gott stehen kann". Vor Tausenden Gläubigen im Petersdom mahnte er dazu, gemäß dem Taufversprechen diese "Gewänder des Todes" abzulegen und der "Herrschaft der Sünde" zu widersagen.

Benedikt XVI. verwies auf den frühchristlichen Taufritus der Absage an den Satan, die «Welt der Begierde» und die Lüge. «Es war ein Akt der Befreiung vom Diktat einer Lebensform, die sich als Genuss darbot und doch zur Zerstörung des Besten im Menschen drängte.»

Nach wie vor sei die Taufe «nicht eine etwas umständliche Aufnahme in einen neuen Verein; sie ist Tod und Auferstehung, Wiedergeburt ins neue Leben hinein», betonte der Papst. Was mit Ostern und der Taufe jedes Christen begonnen habe, sei «der Anfang eines Prozesses, der unser ganzes Leben umspannt und uns ewigkeitsfähig macht», so das katholische Kirchenoberhaupt.

Zugleich relativierte der Papst moderne Bemühungen, mit Hilfe der Medizin den Tod immer weiter hinauszuschieben. «Ein endloses Leben würde kein Paradies, sondern eher eine Verdammnis sein», sagte er. Durch die Taufe hingegen beginne «ein neues Leben, das im Glauben reift und durch den Tod des alten Lebens nicht aufgehoben, sondern erst vollends freigelegt wird». Christen seien «für immer geborgen in der Liebe dessen, dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist», sagte Benedikt XVI.

Osterbotschaft am Sonntag
Am Sonntagmorgen wird Benedikt XVI. auf dem Petersplatz die Ostermesse feiern. Anschließend verkündet er seine Osterbotschaft. Diesen Anlass nutzt das Kirchenoberhaupt traditionell, um politische und gesellschaftliche Krisen weltweit anzusprechen. Zu dem Gottesdienst, der Ansprache und dem Segen «Urbi et orbi» (Der Stadt und dem Erdkreis) werden über 100.000 Menschen im Vatikan erwartet.