Papst: Lehren aus Missbrauch für andere nutzbar machen

Führungsrolle einnehmen

Papst Benedikt XVI. hat die britischen Bischöfe zum Kampf gegen sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche und in der Gesellschaft ermutigt. Bei einem Treffen in Birmingham mahnte er die katholischen Oberhirten aus England, Wales und Schottland am Sonntagabend, bei der Bewältigung gesamtgesellschaftlicher Probleme eine Führungsrolle einzunehmen.

 (DR)

Der "beschämende Missbrauch" von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker habe die Glaubwürdigkeit der Kirchenführer ernsthaft untergraben, stellte Benedikt XVI. fest. Die Vorfälle hätten das Vertrauen auf drei Ebenen verletzt: zwischen Seelsorgern und Gläubigen, zwischen Priestern und ihren Bischöfen sowie zwischen der Kirchenleitung und der Öffentlichkeit. Dabei sprach der Papst auch von "oft unzulänglichen Vorgehensweisen" in der Vergangenheit.



Inzwischen hätten die Bischöfe "ernsthafte Schritte" zum Schutz der Kinder und zu einem transparenten Umgang mit Beschuldigungen unternommen, so das Kirchenoberhaupt. Nun sollten die Kirchenführer ihre Erfahrungen mit dem Ausmaß und den Folgen von Kindesmissbrauch auch in außerkirchlichen Gesellschaftsbereichen einbringen. Es gebe keinen besseren Weg zur "Wiedergutmachung dieser Sünden", als "in demütiger Haltung des Mitgefühls die Kinder zu erreichen, die anderswo weiter Missbrauch erleiden", sagte der Papst.



Weiter rief Benedikt XVI. die Bischöfe zum Engagement gegen soziale Notlagen auf, die durch das "Schreckgespenst der Arbeitslosigkeit" und durch die Finanzkrise verursacht seien. Die "prophetische Stimme der Christen" spiele eine wichtige Rolle, um ein Schlaglicht auf die Bedürfnisse der Armen und Benachteiligten zu werfen. Dies gelte vor allem angesichts eines "zunehmenden Zynismus" gegenüber sozialen Tugenden, so der 83-Jährige.



Bei ihrer christlichen Verkündigung in einer "stark säkularisierten Umgebung" dürften die Bischöfe nicht jene Aspekte des Evangeliums ausklammern, die gängige Meinungen infrage stellten, ermahnte der Papst. Ausdrücklich forderte er die Kirchenführer auf, das Angebot des neuen Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung zu nutzen. Benedikt XVI. hatte diese Vatikanbehörde im Juni ins Leben gerufen; mit ihrer offiziellen Einrichtung wird für die kommenden Tage gerechnet.