Papst gedenkt beim Angelusgebet der Anschlagsopfer in Afghanistan

"Solidarität gegen Logik der Gewalt"

Papst Benedikt XVI. hat der militärischen und zivilen Opfer des jüngsten Anschlags auf italienische Isaf-Soldaten in Afghanistan gedacht. Er vereine sich im Gebet mit den trauernden Angehörigen sowie allen Betroffenen in Bevölkerung und Armee, sagte das Kirchenoberhaupt beim traditionellen Mittagsgebet am Sonntag in Castelgandolfo. Außerdem gab er den Teilnehmern des Gebets einen Ausblick auf das Programm seines Tschechien-Besuchs in der kommenden Woche.

 (DR)

"Mit den gleichen Gefühlen der Anteilnahme denke ich an die anderen internationalen Kontingente, die ebenfalls vor kurzem Opfer erlitten haben, und die für die Friedensförderung und für die Entwicklung der Institutionen arbeiten", sagte der Papst. Die Völkergemeinschaft rief er zur Solidarität gegen die "Logik der Gewalt und des Todes" auf.

In Italien waren am Sonntagvormittag die Särge mit den sechs am Donnerstag getöteten Soldaten eingetroffen. Staatspräsident Giorgio Napolitano erwartete die Militärmaschine aus Kabul auf dem Flughafen Rom-Ciampino. Für Montag ist im ganzen Land Staatstrauer ausgerufen. Der zentrale Trauergottesdienst findet in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern statt.

Tschechien soll Christentum wiederentdecken
Benedikt XVI. will mit seiner bevorstehenden Tschechienreise den christlichen Glauben stärken. Nach den Dramen des vergangenen Jahrhunderts müsse Tschechien, "geografisch und historisch im Herzen Europas", wie der ganze Kontinent "die Gründe des Glaubens und der Hoffnung wiederfinden", sagte der Papst beim Angelus-Gebet am Sonntag in Castelgandolfo.

Er werde auf den Spuren von Johannes Paul II. die "heldenhaften Zeugen des Evangeliums" in Vergangenheit und Gegenwart ehren, so Benedikt XVI. Auf Tschechisch rief er dazu auf, für einen Erfolg seiner Reise zu beten. Das Kirchenoberhaupt besucht vom 26. bis 28. September die Tschechische Republik.

Benedikt XVI. gab den Teilnehmern des Mittagsgebets in Castelgandolfo einen Ausblick auf das Programm seines Besuchs. Er werde zunächst nach Prag und Brno (Brünn) reisen, kündigte er an. Dann werde er Stara Boleslav (Altbunzlau) aufsuchen, wo der tschechische Nationalheilige Wenzel das Martyrium erlitten habe.

Papst beklagt "Tendenz zu Aggressivität"
Der Papst beklagte zudem eine "verbreitete Tendenz zu Aggressivität, Hass und Rache" in der Gesellschaft. Eine für die Massengesellschaft typische Dynamik führe dazu, dass ein Mangel an Respekt vor der Wahrheit und dem gegebenen Wort herrsche, sagte der Papst beim traditionellen Mittagsgebet am Sonntag in Castelgandolfo. Es sei Aufgabe jedes einzelnen, auf Lügen und Gewalt im Denken, Reden und Handeln zu verzichten. Damit würde man "vielleicht nicht alle Probleme des Alltagslebens lösen, aber könnte sie gelassener und effektiver angehen", so das Kirchenoberhaupt.

An polnische Besucher gewandt, rief der Papst die Medienschaffenden zu einer "Kultur des Respekts, des Dialogs und der Freundschaft" auf. Grundlage eines solchen Journalismus sollten die Werte des Evangeliums sein. Zugleich bekundete Benedikt XVI. seine Wertschätzung für die katholischen Redaktionen des Landes, die mit dem Ende des Kommunismus ihr 20-jähriges Bestehen feiern.