Papst Franziskus: Kämpft in der Fastenzeit gegen das Böse

Die Herzen öffnen

Papst Franziskus ermuntert die Katholiken für die Fastenzeit zum aktiven Einsatz gegen Not und Ungerechtigkeit. Die Menschen dürften das Leid in ihrer Umgebung nicht akzeptieren, sondern sollten ihr Herz für Gott und die Mitmenschen öffnen.

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

Franziskus warnte bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz besonders davor, die weltweite Gewalt wie selbstverständlich hinzunehmen. Das gelte auch für die Not von Obdachlosen und Flüchtlingen auf der Suche nach Freiheit und Würde. Sie würden nicht so aufgenommen, wie es angemessen wäre, betonte Franziskus. "Die Fastenzeit ist eine 'starke' Zeit, ein Moment des Einschnitts, der in jedem von uns die Veränderung und Umkehr fördern kann, um müde Gewohnheiten und die träge Gewöhnung an das Böse hinter uns zu lassen, das uns Fallen stellt."

Auch dürfen die Christen nach seinen Worten nicht akzeptieren, dass Gott in vielen Gesellschaften in den Hintergrund trete. Viele Eltern lehrten ihre Kinder nicht mehr das Beten oder das Kreuzzeichen. "Wissen eure Kinder und Enkel, wie man das Kreuzzeichen macht, wissen sie, wie man das Vaterunser betet?", fragte Franziskus die rund 40.000 Besucher auf dem Petersplatz.

Dem Nächsten im Leiden nahe sein

Seine Forderung nach Umkehr und Verantwortung wiederholte der Papst auch bei der Messe am frühen Abend. In einer Welt des Nützlichkeitsdenkens sollten sich die Menschen ihren Nächsten und Gott zuwenden, sagte Franziskus. "Nur wenn die Probleme und Leiden unserer Brüder uns wirklich nahegehen, können wir unseren österlichen Weg beginnen", sagte der Papst. In der Gesellschaft wie der Kirche gebe es vieles, was nach Veränderung verlange.

Papst Franziskus hatte die Feier zum Beginn der 40-tägigen Fastenzeit traditionsgemäß auf dem römischen Aventin-Hügel begangen. Nach einem kurzen Gebet in der Benediktinerabtei Sant'Anselmo zog Franziskus gemeinsam mit Kardinälen, Bischöfen und Ordensleuten in einer Bußprozession zur wenige hundert Meter entfernten Basilika Santa Sabina. Dort findet nach altem Brauch die Papstmesse des Aschermittwoch statt. Franziskus ließ sich dabei von Kardinal Jozef Tomko, dem Titelherrn der Basilika, mit einem Aschekreuz als Symbol der Umkehr und Buße bezeichnen.

"In das Meer des Gebets eintauchen"

In der Predigt betonte der Papst, der Weg durch die Fastenzeit bestehe aus drei Elementen: dem Gebet, dem Fasten und dem Almosengeben. "Das Gebet ist die Kraft des Christen und jedes gläubigen Menschen", sagte Franziskus. Gott ermutige die Menschen, im Vertrauen auf ihn ins "Meer des Gebets einzutauchen". Zugleich solle dies sensibel machen für notleidende Mitmenschen.

Das Fasten während der 40 Tage bis Ostern trainiere das Herz für das Wesentliche und für das Teilen, so der Papst weiter. Es dürfe aber kein bloß "formaler" Verzicht sein; Sinn habe das Fasten nur dann, "wenn es wirklich die eigene Sicherheit angreift". So befähige es den Menschen zu einem Leben ohne Verschwendung. "Es ist ein Zeichen für das Bewusstsein der Verantwortung angesichts von Ungerechtigkeit, von Gewaltakten, vor allem gegenüber den Armen und Geringen gegenüber", sagte Franziskus.

Appell an alle Menschen, nicht nur Christen

Im dritten Element, dem Almosengeben, antworte der Mensch auf das Handeln Gottes an ihnen selbst: Auch Gott schenke, ohne etwas zu verlangen. "Heute gehört das Umsonst-Geben oft nicht mehr zum täglichen Leben, in dem alles verkauft und gekauft wird. Alles ist Kalkulation und Mittel", sagte der Papst. Das Almosengeben befreie von der Besessenheit durch Besitz und von Verlustängsten.

Der Appell der Fastenzeit zu Umkehr, Buße und Sorge um den Nächsten richte sich an alle Menschen, nicht nur an Christen.

Unterbrechung der Gewohnheiten

Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet Ostern. Die Dauer leitet sich vom biblischen Bericht über eine 40-tägige Gebets- und Fastzeit her, die Jesus nach seiner Taufe im Jordan auf sich nahm. Die vorösterliche Fastenzeit meint nicht nur den Verzicht auf Genussmittel, sondern auch eine Unterbrechung von Gewohnheiten.

Verpflichtende Bußtage für Katholiken sind in der Regel alle Freitage sowie der Aschermittwoch. An den Bußtagen soll der Katholik wegen des Abstinenzgebots kein Fleisch essen, an Aschermittwoch und Karfreitag soll auf Grund des Fastengebots nur eine Hauptmahlzeit erfolgen.

Die Fastenzeit ist nicht nur ein katholisches Phänomen. Auch in der evangelischen Kirche gibt es zahlreiche Fastenaktionen. Die Angehörigen der Ostkirchen befolgen vier Fastenzeiten im Kirchenjahr, die viel strenger gelebt werden als die Fastenzeit vor Ostern in der katholischen Kirche. Der Islam kennt den Fastenmonat Ramadan.


Papst Franziskus am Aschermittwoch (dpa)
Papst Franziskus am Aschermittwoch / ( dpa )

Ein Aschekreuz für Franziskus (dpa)
Ein Aschekreuz für Franziskus / ( dpa )
Quelle:
KNA , DR