Papst ernennt nun auch Bischof für Shanghai

China vorgeprescht

Die Volksrepublik China hat im April erneut einen katholischen Bischof ernannt ohne den Vatikan einzubeziehen. Nun zieht Papst Franziskus nach. Neuer Bischof von Shanghai ist nun auch aus vatikanischer Sicht Joseph Shen Bin.

Autor/in:
Anita Hirschbeck
Kathedrale vom Shanghai / © quiggyt4 (shutterstock)

Das katholische Bistum Shanghai in China hat nun auch von kirchlicher Seite aus eine neue Leitung. Papst Franziskus ernannte Joseph Shen Bin (53) zum neuen Bischof, wie das vatikanische Presseamt am Samstag mitteilte. Die Volksrepublik China hatte Shen Bin bereits Anfang April vom Bistum Haimen nach Shanghai versetzt – ohne den Heiligen Stuhl bei diesem Schritt einzubeziehen.

Dieses Vorgehen widerspreche dem Geist des Dialogs und der Zusammenarbeit, auf den sich beide Seiten in einem Abkommen geeinigt haben, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in einem Interview des Online-Portals Vatican News. Papst Franziskus habe dennoch entschieden, "die kirchenrechtliche Regelwidrigkeit zu heilen". Dabei habe er das Wohl der Diözese und eine fruchtbare Ausübung des Bischofsamtes im Blick gehabt. Shen Bin könne nun die Verbreitung der Frohen Botschaft vorantreiben und die kirchliche Gemeinschaft fördern. Zugleich solle er offene Fragen mit den chinesischen Behörden klären, etwa die Stellung der beiden Weihbischöfe in Shanghai.

Geheimabkommen mit Heiligem Stuhl

2018 hatte der Heilige Stuhl mit China ein Geheimabkommen geschlossen, über dessen Inhalt offiziell zunächst nichts bekannt wurde. Parolin erklärte nun, in dem Dokument gehe es um das Grundprinzip der Einvernehmlichkeit, was Entscheidungen über Bischöfe anbelangt. Unklarheiten müssten in gutem Glauben und mit Weitblick gelöst werden. Dieser Punkt werde derzeit "in einem offenen Dialog und einer respektvollen Auseinandersetzung mit der chinesischen Seite" klar gemacht.

Das Abkommen sei zuletzt am 22. Oktober 2022 um zwei Jahre verlängert worden, sagte der Kardinalstaatssekretär. Etwa einen Monat später hätten die chinesischen Behörden Giovanni Peng Weizhao zum Bischof von Yujiang erklärt, ohne den Heiligen Stuhl darüber zu informieren. Im Fall von Shen Bin habe es zwar eine Information gegeben, der Heilige Stuhl sei in die Entscheidung aber nicht einbezogen worden.

Bedeutsamer Bischofssitz in China

Joseph Shen Bin, neuer Bischof von Shanghai / © Harald Oppitz (KNA)
Joseph Shen Bin, neuer Bischof von Shanghai / © Harald Oppitz ( KNA )

Shen Bin war 2010 mit Zustimmung des Heiligen Stuhls zum Bischof von Haimen ernannt worden. Im August 2022 wurde der heute 53-Jährige von der "Versammlung der katholischen Repräsentanten" zum Vorsitzenden der staatlichen und vom Vatikan nicht anerkannten "Bischofskonferenz der katholischen Kirche in China" gewählt. Kardinalstaatssekretär Parolin forderte eine Bischofskonferenz, die den kirchlichen Statuen entspreche.

Shanghai ist ein symbolisch bedeutsamer Bischofssitz in China. Der später zum Kardinal erhobene Bischof Ignatius Kung Pin-Mei war ab 1950 Bischof der Diözese. 1955 inhaftierte ihn die kommunistischen Machthaber. Er verbrachte 33 Jahre im Gefängnis und starb im Jahr 2000 im US-amerikanischen Exil. Jahrelang galt der Bischofssitz von Shanghai aus vatikanischer Sicht als unbesetzt.

Zahlen zur katholischen Kirche in China

Das kommunistisch regierte Riesenland China ist multireligiös. Laut dem China-Zentrum in Sankt Augustin bei Bonn sind seine fünf offiziell anerkannten Religionsgemeinschaften der Buddhismus, Daoismus, Islam, Protestantismus und Katholizismus. Von den 1,4 Milliarden Chinesen sind rund 185 Millionen Buddhisten, etwa 23 Millionen zählen sich zum Islam, zum Protestantismus ca. 38 bis 60 Millionen; ca. 10 Millionen sind Katholiken. Die Zahl der Anhänger des Daoismus ist nicht feststellbar.

Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie (KNA)
Zwei junge Männer, ein Seminarist und ein Sängerknabe, sitzen auf Stühlen während einer Messe am 13. Januar 2019 in der Kirche Xishiku in Peking. / © Gilles Sabrie ( KNA )
Quelle:
KNA