Papst ermutigt im Petersdom "Digital-Missionare" aus aller Welt

"Knüpft Netzwerke von Liebe und Frieden"

Das Weltjugendtreffen ist ein Höhepunkt im Heiligen Jahr 2025 der katholischen Kirche. Es hat mit einer Begegnung katholischer Influencer und "Digital-Missionare" und dem ersten Treffen mit dem Papst begonnen.

Papst Leo XIV. (Archiv) / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. (Archiv) / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Papst Leo XIV. hat Social-Media-Aktivisten ermutigt, Soziale Netzwerke und digitale Medien für die christliche Botschaft von Hoffnung und Frieden zu nutzen. 

Technologie bis hin zur Künstlichen Intelligenz prägten das Leben heute grundlegend, sagte er am Dienstag im Petersdom. "Aber nichts, was vom Menschen und seiner Schöpferkraft kommt, darf dafür verwendet werden, die Würde anderer zu verletzen", unterstrich der Papst. "Unsere, eure Mission ist es, eine Kultur des christlichen Humanismus zu pflegen, und dies gemeinsam zu tun. Das ist für uns die Schönheit des 'Netzes'", so das Kirchenoberhaupt vor rund 1.400 jungen Influencern und "Digital-Missionaren".

Sie sollten sich an der Mission der Kirche beteiligen, den Frieden überall zu suchen und zu verkünden; "sowohl an den dramatischen Orten des Krieges als auch in den leeren Herzen derer, die den Sinn des Lebens und die Freude an der Innerlichkeit, am geistlichen Leben verloren haben", so Leo XIV. in seiner teils auf Italienisch, Englisch und Spanisch gehaltenen Ansprache. 

"Wir haben die Pflicht, zusammenzuarbeiten und gemeinsam ein zeitgemäßes Denken und eine zeitgemäße Sprache zu entwickeln, die der Liebe eine Stimme geben." Es gehe nicht einfach darum, Inhalte zu produzieren, sondern "Herzen einander begegnen zu lassen".

"Netze der Wahrheit knüpfen"

Schon Christus habe seine Jünger aufgefordert, "Netze zu knüpfen: Netze der Beziehungen, Netze der Liebe, Netze des selbstlosen Teilens, in denen tiefe Freundschaft ist", erinnerte Leo. "Netze, in denen Zerbrochenes wieder zusammengefügt werden kann, in denen man von Einsamkeit geheilt werden kann, ohne die Anzahl der Follower zu zählen, sondern indem wir in jeder Begegnung die unendliche Größe der Liebe erfahren."

Es gehe um Netze, in denen keine "Blase" die Stimmen der Schwächsten übertönen könne, sondern um "Netze der Wahrheit", letztlich dem "Netz Gottes", sagte Leo. An die Influencer appellierte er, "Akteure der Gemeinschaft" zu sein, fähig, die Logik der Spaltung und Polarisierung, des Individualismus und Egozentrismus zu durchbrechen.

"Seid auf Christus ausgerichtet, um die Logik der Welt, der Fake News, der Leichtsinnigkeit mittels der Schönheit und des Lichts der Wahrheit zu überwinden."

Der Papst äußerte sich am Ende einer Messe für katholische Influencer und "Digital-Missionare", die zum Auftakt des Weltjugendtreffens in Rom stattfand. Zu der Veranstaltung im Rahmen des Heiligen Jahres der katholischen Kirche werden bis Sonntag rund 500.000 Menschen in Rom erwartet.

Kardinal Tagle betont Bedeutung der "Einflussnehmer"

Einer der obersten Glaubensverkünder der katholischen Kirche hat junge Influencer unterdessen an ihre Verantwortung als "Einflussnehmer" erinnert. Einfluss zu nehmen oder beeinflusst zu werden, sei heute Teil des täglichen Lebens, sagte Kardinal Luis Antonio Tagle am Dienstag im Petersdom. Doch könne diese Einflussnahme giftig und gefährlich sein, so der philippinische Kardinal. "Seid Kritisch! Unterscheidet!", appellierte er an die jungen Katholiken. "Ihr seid nicht nur Einflussnehmer, Influencer, sondern Ihr seid auch Missionare!"

Gehirnwäsche, Bestechung, Rufschädigung

Weiter sagte Tagle in seiner auf Englisch gehaltenen Predigt, der Verfall von Familie, Gemeinschaft, Bildung, Regierung, Gesundheitswesen, Kunst, Kultur und Arbeit beeinflusse die Menschen.

"So wie die Erde und die Umwelt uns beeinflussen, so beeinflussen auch unsere Aktivitäten den Planeten." Ebenso nutzten manche Unternehmen zur Beeinflussung von Konsumenten und Gewinnsteigerung irreführende Werbung; bei Wahlen würden Bestechung oder Rufschädigung von Kandidaten eingesetzt. Um Ideologien zu verbreiten, griffen manche zu Zwang und Gehirnwäsche. "Um ihre Feinde zur Unterwerfung zu bewegen, greifen manche Mächtige und Nationen zu Krieg, Bomben und erzwungenem Hungertod", kritisierte Tagle.

Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Luis Antonio Gokim Tagle / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Gott habe keine Textnachricht, keine E-Mail oder Datei geschickt, um die Menschheit zu erlösen, sondern seinen Sohn, betonte der Kardinal.

"Jesus ist kein Gesicht oder Stimme, erzeugt durch ein digitales Programm, sondern das Ebenbild des unsichtbaren Gottes." Liebe könne nicht durch einen Algorithmus erzeugt werden. Tagle ermutigte die Social-Media-Aktivisten, Jesus in ihr Leben einzulassen, "dann werdet ihr brennen!" Sie sollten als Digital-Missionare und Influencer mit der Liebe Gottes und den Heiligen Geist verhindern, "dass giftige Einflüsse in die Herzen der Menschen und der Gesellschaft eindringen.

Der stellvertretende Leiter des Vatikan-Dikasteriums für die Evangelisierung äußerte sich bei einer Messe vor rund 1.400 katholischen Influencern und "Digital-Missionaren". Sie fand im Rahmen des Weltjugendtreffens statt, zu dem bis Sonntag etwa eine halbe Million Menschen erwartet werden.

Am Ende der Messe betrat Papst Leo XIV. den Petersdom und wurde mit Applaus und Jubel empfangen. Anschließend wandte er sich in einer Ansprache an die jungen Menschen, die sich derzeit anlässlich des Heiligen Jahres der katholischen Kirche in Rom aufhalten. Seit dem frühen Morgen waren sie Richtung Petersdom gezogen, um die Heilige Pforte zu durchschreiten.

Die eigentliche Willkommensmesse des katholischen Weltjugendtreffens findet an diesem Dienstagabend auf dem Petersplatz statt. Geleitet wird sie vom päpstlichen Beauftragten des Heiligen Jahres, Erzbischof Rino Fisichella.

Heiliges Jahr

Das Heilige Jahr ist ein Jubiläumsjahr in der katholischen Kirche. Es wird regulär alle 25 Jahre begangen. Das Heilige Jahr 2025 steht unter dem Motto "Pilger der Hoffnung". Einen Ablass von Sündenstrafen können Pilger dabei nicht nur bei Wallfahrten an eine der heiligen Stätten des Jubiläums oder eine der vier großen päpstlichen Basiliken in Rom erhalten, sondern auch beim Besuch der Verkündigungskirche in Nazareth, der Geburtskirche in Bethlehem oder der Grabeskirche in Jerusalem.

Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari (KNA)
Pilger gehen durch die Heilige Pforte (2015) / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA