Papst empfängt Besucher und Pilger vor ungewohnter Kulisse

Schnee in Rom

Vor ungewohnter Kulisse hat Papst Benedikt XVI. am Sonntagmittag sein Angelus-Gebet gesprochen. Bei Schnee und klirrender Kälte mit Minus-Temperaturen begrüßte er pünktlich um 12 Uhr mehrere Tausend Gläubige auf dem Petersplatz. Nach den starken Schneefällen der Vortage ist ganz Rom in Weiß gehüllt. Der Petersdom, die Michelangelo-Kuppel und die Heiligenstatuen auf den Kolonnaden tragen weiße Hauben.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Freilich konnten sich die Gläubigen nur mühsam und vorsichtig über den total vereisten Platz vor dem Petersdom bewegen. Benedikt XVI. trat im dicken weißen Wintermantel an das Fenster seines Arbeitszimmers im dritten Stock des Apostolischen Palastes. Er begrüßte die Besucher, die "trotz des Winterwetters" gekommen waren. Er hielt eine Ansprache zum Tagesevangelium - über Jesu Krankenheilungen - und unterbrach Sprechchöre und Jubelrufe, um die Zeremonie kurz zu halten. Schließlich sprach der 84-jährige, der kalte bayerische Winter gewohnt ist, vielen aus dem Herzen, als er beim Abschied improvisierte: "Der Schnee ist schön, aber wir hoffen, dass bald der Frühling kommt."



Die anfängliche Begeisterung über den ungewohnten Schnee ist bei vielen Römern bald der kalten Ernüchterung gewichen. Der öffentliche Nahverkehr in der Ewigen Stadt ist am Wochenende praktisch zum Erliegen gekommen. Viele Bus-Spuren sind durch abgebrochene und heruntergefallene Äste blockiert. Autofahrer können sich auf den vereisten Straßen - der Schneematsch ist über Nacht kräftig gefroren - nur mühsam fortbewegen. Wer besitzt in Rom schon Winterreifen? Nur auf wichtigen Kreuzungen wurde etwas Salz gestreut. Die meisten lassen ihr Auto zu Hause. Krankenwagen und Ambulanzen sind ständig im Einsatz, Sozialdienste betreuen Kranke und kümmern sich um Obdachlose. In etlichen Supermärkten waren bereits am Samstagmittag Brot und andere Grundnahrungsmittel nach Hamsterkäufen, und natürlich auch wegen verhinderter Lieferanten ausverkauft.



Der kälteste und härteste Winter seit 1986

Nach Angaben der Medien und in der Erinnerung älterer Römer ist es der kälteste und härteste Winter seit 1986. Auch damals blieb der Schnee mehrere Tage in der Metropole am Tiber liegen, und taute nicht sofort wieder weg - wie sonst meist üblich. Damals gehörte auch Papst Johannes Paul II. zu den Wetter-Opfern: Bei der Rückkehr von einer Indienreise konnte sein Flugzeug nicht in Rom landen und wurde nach Neapel umgeleitet. Begleiter erinnern sich noch, wie der Wojtyla-Papst seinerzeit in einem Schaffner-Häuschen des Bahnhofs sichtlich vergnügt darauf wartete, dass für ihn und seine Mitreisenden ein Sonderzug zusammengestellt wurde.



Freude an der anhaltenden weißen Pracht in Rom haben aber auf jeden Fall die Kinder und Touristen. Schlittenfahren auf der Bus-Spur ist ein ungewohntes Vergnügen. Und Petersdom, Forum Romanum oder Kolosseum im Schnee bieten ungeahnte Fotomotive. Und zur Freude der Kinder wie auch vieler Erwachsener melden die Sonntagszeitungen, dass Schulen, öffentliche Behörden und viele Büros am Montag wetterbedingt geschlossen bleiben.