Papst betont die Bedeutung der christlichen Gewaltlosigkeit

"Magna Charta der Gewaltlosigkeit"

Papst Benedikt XVI. hat die Bedeutung des christlichen Gewaltverzichts hervorgehoben. Christliche Gewaltlosigkeit bestehe aber nicht "in der Resignation vor dem Bösen, wie es in einer Fehlinterpretation des 'Hinhaltens der anderen Wange'
heißt", betonte er am Sonntag auf dem römischen Petersplatz. Die biblische Forderung, seine eigenen Feinde zu lieben, bezeichnete das Kirchenoberhaupt beim Angelus-Gebet als "Magna Charta der Gewaltlosigkeit". An die polnische Kirche richtete Benedikt einen Versöhnungsappell.

 (DR)

Christen müssen dem Papst zufolge auf Gewalt "mit den Waffen der Liebe und der Wahrheit" reagieren. Liebe für den Feind stelle «den Kern der christlichen Revolution dar, die nicht auf Strategien wirtschaftlicher, politischer oder Medienmacht basiert». Benedikt äußerte sich weiter besorgt über die eskalierende Gewalt in Guinea. Er forderte die Regierung von Präsident Lansana Conté auf, die Menschen- und Bürgerrechte zu achten.

Versöhnungs-Appell an polnische Kirche
Papst Benedikt XVI. hat die Kirche Polens zu Vergebung, Versöhnung und gegenseitigem Vertrauen aufgerufen. Der bevorstehende Aschermittwoch sei im gesamten Land als besonderer "Gebets- und Fasttag für den ganzen polnischen Klerus" angesetzt worden, sagte er am Sonntag nach seinem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. In einem Grußwort auf Polnisch rief er alle Christen des Landes auf, für die "Heiligkeit des Klerus" zu beten.

Beobachter werteten die Äußerungen des Pontifex als Anspielung auf die jüngsten Spannungen in der polnischen Kirche nach Spionagevorwürfen gegen Geistliche während der kommunistischen Ära. Die Krise hatte ihren Höhepunkt Anfang Januar im Rücktritt des neuernannten Erzbischofs Stanislaw Wielgus von Warschau nach Vorwürfen über eine Zusammenarbeit mit Geheimdiensten erreicht.

Der Papst im Wortlaut
„Diese Seite des Evangeliums gilt zu Recht als die Magna Charta der christlichen Gewaltlosigkeit. Sie besteht nicht in der Resignation vor dem Bösen, wie es in einer Fehlinterpretation des ‚Hinhaltens der anderen Wange' heißt, sondern in der Reaktion auf das Böse mit dem Guten. Dadurch wird die Kette der Ungerechtigkeit zerbrochen. So wird begreiflich, dass die christliche Gewaltlosigkeit kein rein taktisches Verhalten ist, sondern eine Seinsart, die Haltung desjenigen, der so sehr von der Liebe und der Macht Gottes überzeugt ist, dass er keine Angst hat, dem Bösen allein mit den Waffen der Liebe und der Wahrheit zu begegnen. Die Liebe zum Feind stellt den Kern der christlichen Revolution dar, eine Revolution, die nicht auf Strategien wirtschaftlicher, politischer oder Medienmacht basiert. Das ist die Neuigkeit des Evangeliums, das die Welt verändert, ohne Lärm zu machen."
Benedikt zeigte sich ferner besorgt über die eskalierende Gewalt in Guinea. Einen Tag nach dem Ende des Afrika-Gipfels in Frankreich beklagte der Papst die dortige „gesellschaftliche Lähmung, Generalstreiks und gewaltsame Reaktionen, die zahlreiche Opfer gefordert haben.". Die Teilnehmer des Gipfeltreffens in Cannes hatten den westafrikanischen Staat eindringlich zur Einhaltung demokratischer Standards ermahnt. Benedikt forderte die Regierung von Präsident Lansana Conté auf, die Menschen- und Bürgerrechte zu achten.

Zu den Pilgern deutscher Sprache sagte Benedikt im Anschluss an das Angelusgebet: „Ein herzliches „Grüß Gott" sage ich allen Pilgern und Besuchern deutscher Zunge. Der Gottesdienst ist die Hochform der Verkündigung des Wortes Gottes. Im Tagesgebet der heutigen Sonntagsliturgie bitten wir den Herrn, dass er uns bereit mache, über sein Wort nachzusinnen, damit wir stets reden und tun, was Gott gefällt. Dabei leitet uns das Vorbild der jungfräulichen Mutter Jesu, die sich ganz unter sein Wort gestellt hat. - Der Herr schenke euch allen einen gesegneten Aufenthalt hier in Rom und geleite euch stets auf allen Wegen!"