Papst Benedikt XVI. zu Missbrauchsfällen in der Kirche

«Diese Enthüllungen waren für mich ein Schock»

Papst Benedikt XVI. hat sich zum Auftakt seiner Großbritannien-Reise erschüttert über den Pädophilie-Skandal in der katholischen Kirche geäußert und deutliche Kritik auch an die eigenen Reihen gerichtet. Während des Flugs nach Edinburgh wurde er von Journalisten gefragt, wie sich nach den Missbrauchsfällen das Vertrauen der Gläubigen wiedergewinnen lasse. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die Antwort des Papstes in einer eigenen Übersetzung.

 (DR)

"Vor allem muss ich sagen, dass diese Enthüllungen für mich ein Schock waren, nicht nur eine große Betrübnis. Es ist schwer zu verstehen, wie diese Perversion des priesterlichen Dienstes möglich sein konnte. Der Priester sagt im Augenblick seiner Weihe, nachdem er sich jahrelang auf diesen Moment vorbereitet hat, Ja zu Christus

- sich zu seiner Stimme, seinem Mund, seiner Hand zu machen und ihm mit seiner ganzen Existenz zu dienen, damit der Gute Hirte, der liebt und der zur Wahrheit verhilft und leitet, in der Welt präsent sei.



Wie ein Mann, der das getan und gesagt hat, dann in diese Perversion geraten kann, ist schwer zu begreifen. Das ist sehr traurig - auch weil die Kirche nicht genügend wachsam, schnell und entschlossen war, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen. Wegen all dieser Dinge sind wir jetzt in einer Phase der Buße, der Demut und der erneuerten Aufrichtigkeit, wie ich auch den irischen Bischöfen geschrieben habe. Mir scheint, dass wir jetzt wirklich eine Zeit der Buße und eine Zeit der Demut halten und absolute Aufrichtigkeit erneuern und neu lernen müssen.



Was die Opfer betrifft, sind, denke ich, drei Dinge wichtig. Das erste Interesse gilt den Opfern. Wie können wir das wiedergutmachen?

Was können wir tun, um diesen Menschen zu helfen, das Trauma zu überwinden, ins Leben zurückzufinden, auch das Vertrauen in die Botschaft Christi wiederzufinden? Der Einsatz für die Opfer ist die erste Priorität, mit materieller, psychologischer und geistlicher Hilfe.



Das zweite ist das Problem der Schuldigen: Es verlangt eine gerechte Strafe, und man muss sie von jeder Möglichkeit fernhalten, sich jungen Menschen zu nähern, denn wir wissen, dass das eine Krankheit ist und dass der freie Wille untergraben ist, wo diese Krankheit herrscht. Deshalb müssen wir die Personen auch vor sich selbst schützen und einen Weg finden, ihnen zu helfen, sich vor sich selbst zu schützen, indem sie von Jugendlichen ferngehalten werden.



Der dritte Punkt ist die Prävention: bei der Ausbildung und in der Auswahl der Priesteramtskandidaten so wachsam zu sein, dass nach menschlichen Möglichkeiten künftige Fälle ausgeschlossen sind. Ich möchte bei dieser Gelegenheit den britischen Bischöfen danken für ihre Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit sowohl mit dem Heiligen Stuhl als auch mit den öffentlichen Instanzen - und für die Achtsamkeit gegenüber den Opfern und dem Recht. Der britische Episkopat hat große Arbeit geleistet, dafür bin ich sehr dankbar."