Papst Benedikt XVI. spricht den Beligier Damian de Veuster heilig

Japanisches Lied für "Apostel der Aussätzigen"

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag vier Männer und eine Frau heilig. Unter den vier Ordensleuten ist der Belgier Jozef Damiaan De Veuster. Zur Heiligsprechung des "Apostels der Aussätzigen" am Sonntag kamen Tausende - auch eine Gruppe japanischer Katholiken aus Tokio.

Autor/in:
Thomas Jansen
Damian de Veuster: Als junger Mann (l.) und als kranker kurz vor seinem Tod (DR)
Damian de Veuster: Als junger Mann (l.) und als kranker kurz vor seinem Tod / ( DR )

Wenn Pater Homa aus Japan auf dem Petersplatz erklären möchte, was ihn mit dem Belgier Damian de Veuster verbindet, zeigt er auf das goldgerahmte Stickbild in seiner Hand: Zwei rote Herzen von einem Dornenkranz umrankt. Der Priester aus dem Fernen Osten gehört zur Gemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens (Arnsteiner Patres), jenem Orden also, dem auch Damian De Veuster als junger Mann beitrat.

Im Gepäck hat der Ordensmann außer dem Bild auch ein Lied über de Veuster. Die Pilgergruppe hat es selbst komponiert; die Noten will sie auch an Papst Benedikt XVI. schicken. Die Premiere auf italienischem Boden feierte die Musik zu Ehren des Heiligen allerdings schon am Vortag in Assisi. Doch auch die Pilger auf dem Peterplatz sollen nicht ganz leer ausgehen: Die Japaner haben fünfhundert Kostproben ihrer Papierfaltkunst, des "Origami", vorbereitet.

Pater Homa und seine Gruppe sind früh aufgestanden: Die Katholiken aus dem Fernen Osten zählen zu den ersten, die um sieben Uhr auf den Einlass in den Petersdom warten. Die meisten Pilger in der Schlange tragen Ordenstracht: Dominikaner, Trappistinnen, Arme Dienerinnen der göttlichen Vorsehung, später kommen Jesuiten und Mutter-Theresa-Schwestern hinzu. Schließlich spricht Papst Benedikt XVI. mit dem Belgier de Veuster, dem Polen Zygmunt Szczesny Felinski, den Spaniern Francisco Coll y Guitart und Rafael Arnaiz Baron sowie der Französin Marie del la Croix ausschließlich Ordensleute und -gründer heilig.

Pilger aus Hawai
Doch nicht nur Ordensleute sind an diesem Sonntag zur Heiligsprechung unter den mehreren tausend Teilnehmern aus aller Welt stark vertreten. Auch aus Hawaii dürften selten zuvor so viele Pilger auf dem Petersplatz eine Messe gefeiert haben. Die Inselbewohner tragen zum Teil bunte Girlanden aus Plastikblumen um den Hals. Und auch dieser Hauch von Exotik ist keineswegs Zufall.
Hawaii, genauer gesagt, die nahegelegene Insel Molokai, war die Wirkungsstätte de Veusters. Hier kümmerte sich der Ordensmann jahrelang hingebungsvoll um die Menschen, um die sich damals sonst niemand kümmern wollte: die Aussätzigen. Er pflegte sie solange bis er selbst von der Krankheit hinweggerafft wurde.

Den Namen de Veuster hat dieses eindringliche Zeugnis christlicher Nächstenliebe auf der Pazifikinsel unsterblich gemacht. Patricia Chang etwa, die hinter Pater Homa in der Schlange steht, kommt selbst aus Molokai. Das Gebet zu Pater Damian sei für sie fester Bestandteil ihres Lebens, sagt die Amerikanerin, die schon zur Seligsprechung des Belgiers 1995 nach Europa pilgerte. Ihr Bruder heißt übrigens auch Damian.

Wie auf Hawaii sollen de Veuster und die vier weiteren neuen Heiligen nach den Worten von Papst Benedikt XVI. künftig in der gesamten Weltkirche als Vorbilder und Leitfiguren für die Gläubigen dienen. Sie hätten sich vorbehaltlos und ohne berechnendes Kalkül für die Mitmenschen eingesetzt, hob Benedikt XVI. in seiner Predigt hervor. Den Bekanntheitsgrad der neuen Heiligen in Deutschland erhöhen könnten die etwa 400 Pilger aus dem Bistum Limburg, die der Zeremonie beiwohnten.

Die Belgierin Brigitte Collard, die ebenfalls der Zeremonie auf dem Petersplatz beiwohnt, ist unterdessen schon längst in die Fußstapfen ihres Landsmannes getreten. Sie engagiert sich für die Damian-de-Veuster Stiftung in Brüssel. Die etwa 800 Freiwilligen dieser Einrichtung setzen den Kampf des Missionars gegen den Aussatz fort. Collard hofft, dass die Heiligsprechung de Veusters zu einem verstärkten Interesse der Öffentlichkeit für das Schicksal von Leprakranken führt, die auch 120 Jahre nach dem Tod des Ordensmannes unter Ausgrenzung zu leiden haben.