Papst Benedikt XVI. besucht erstmals ein Jugendgefängnis

Die 10 Gebote als Wegweiser in ein freies Leben

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag das römische
Jugendgefängnis Casal del Marmo besucht und dort eine Messe
gefeiert. Es war der erste Besuch des Kirchenoberhaupts in einer
Haftanstalt. An der Messe nahmen neben 50 Jugendlichen unter
anderem auch Italiens Justizminister Clemente Mastella und
Kardinal Camillo Ruini teil.

 (DR)

In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Benedikt XVI. die
biblische Erzählung vom verlorenen Sohn. Die Freiheit sei ein
"Sprungbrett, um in das unbegrenzte Meer der Güte Gottes
einzutauchen", man könne aber auch ins Böse abrutschen, sagte der
Papst. Jedoch schmälerten selbst große begangene Fehler nicht die
Liebe Gottes. Die Jugendlichen rief er auf, in den Zehn Geboten
keine Hindernisse, sondern Wegweiser zu einem freieren und
schöneren Leben zu sehen.

Persönliche Begegnung mit dem Papst

Im Anschluss an den Gottesdienst begrüßte Benedikt XVI. einzeln
die Mitarbeiter und Insassen der Vollzugsanstalt. In Casal del
Marmo verbüßen derzeit neun junge Frauen und 41 Männer im Alter
von 16 bis 23 Jahren ihre Strafe. Zuletzt hatte Johannes Paul II.
1980 das Gefängnis im Westen Roms besucht. Auch die Päpste
Johannes XXIII. und Paul VI. hatten bereits Besuche in einem
römischen Gefängnis unternommen.

Mit dem Jugendgefängnis Casal del Marmo verbindet den Vatikan
eine besondere Beziehung: Der frühere Kardinal-Staatssekretär
Agostino Casaroli (1914-1998) wirkte dort drei Jahrzehnte lang in
seiner Freizeit als Seelsorger. Nach seiner Emeritierung 1990
kümmerte sich der "Vater der vatikanischen Ostpolitik" verstärkt
um straffällig gewordene Jugendliche in der Anstalt.

(dr,kna)