Papst Benedikt XVI. beendet seine Bayernvisite

Bye Bye Bene!

Papst Benedikt XVI. hat sich zum Abschluss seines Besuchs "tief beeindruckt" über seinen Aufenthalt in seiner bayerischen Heimat geäußert. Er trage bewegende Eindrücke in seinem Herzen, die die Begeisterung und die "starke Religiösität der großen Massen von Gläubigen" ausgelöst hätten, sagte das katholische Kirchenoberhaupt vor seinem Abflug nach Rom am Donnerstag auf dem Münchner Flughafen.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat sich zum Abschluss seines Besuchs "tief beeindruckt" über seinen Aufenthalt in seiner bayerischen Heimat geäußert. Er trage bewegende Eindrücke in seinem Herzen, die die Begeisterung und die "starke Religiösität der großen Massen von Gläubigen" ausgelöst hätten, sagte das katholische Kirchenoberhaupt vor seinem Abflug nach Rom am Donnerstag auf dem Münchner Flughafen. Er sei nach Deutschland und zu seinen Landsleuten gekommen, um die Gläubigen zu stärken. Ministerpräsident Stoiber bedankte sich in einer bewegenden Ansprache bei Benedikt XVI. Letzte Station des sechstägigen Besuchsprogramms des Papstes war am Donnerstag eine Begegnung mit Priestern des Erzbistums München-Freising im Freisinger Dom. - Besonders beeindruckend für unseren Redakteur Johannes Schröer vor Ort zum Schluss seiner Bayern-Reise: ein Gespräch mit Irene Walter, einer Papst-Cousine.
- Sehen Sie hier die schönsten Bilder - Lesen und hören Sie Papst Benedikt XVI. im O-Ton.

Mit Blick auf die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland mahnte der Papst vor seiner Abreise zu sozialer Verantwortung in Politik, Wirtschaft, Kirchen und Gesellschaft. Dabei erinnerte er an die Sozialenzyklika « Laborem exercens», die genau vor 25 Jahren am 14. September veröffentlicht worden war. Darin hatte sein Vorgänger Johannes Paul II. Arbeit als eine "fundamentale Dimension menschlicher Existenz auf Erden" bezeichnet. Der Mensch werde durch Arbeit "mehr Mensch", sagte Benedikt. Die Orientierungen des Lehrschreibens von 1981 seien bis heute aktuell.

Ausdrücklich lobte der Papst die vielen Menschen in Bayern, die sich für ihren Glauben in der säkularisierten Welt engagierten. Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) dankte dem Papst für seine klaren Worte während seines Besuchs, der unter dem Motto stand: "Wer glaubt, ist nie allein." Die päpstlichen Botschaften hätten sehr nachdenklich gemacht. So seien Technik und Wissenschaftsgläubigkeit ohne tragfähiges ethisches Fundament ebenso gefährlich wie falsch verstandene Toleranz, die zur Beliebigkeit wird.

Für die Weitergabe des Glaubens an die Kinder würden Vorbilder gebraucht, die sich ganz bewusst zum Christentum bekennen, betonte der Regierungschef. "Wir brauchen diese Frauen und Männer im sozialen und pastoralen Leben, die ihren Glauben vorleben und uns mit ihrem Vorbild Halt und Orientierung geben." Der Papst habe als Seelsorger und Mensch mehr als eine halbe Million Gläubige auf seinen Besuchsstationen "zutiefst berührt".

Papst verabschiedet sich aus der Luft von Stätten seiner Jugend
Papst Benedikt XVI. hat sich am Donnerstag bei seinem Heimflug von München nach Rom aus der Luft von den Stätten seiner Jugend verabschiedet. Während das Flugzeug eine Schleife über
dem Chiemgau flog, grüßte das Kirchenoberhaupt per Funk die Bürger von Traunstein, Aschau und Tittmoning. Er wünschte ihnen "von Herzen Gottes Segen" und bezeichnete es als "ganz große Freude", dass er auf seinem Weg nach Rom über die Orte geflogen sei. Auf dem Traunsteiner Stadtplatz hatten sich rund 2500 Menschen versammelt, um bei der öffentlichen Übertragung den Funkspruch des Papstes zu hören und ihm zuzuwinken.

Ansprache vor Priestern und Diakonen
Zum Abschluss seiner Bayernreise hatte Papst Benedikt XVI. Priester und Diakone vor blindem Aktionismus gewarnt und sie zu einem intensiven Gebetsleben aufgerufen. Im Freisinger Dom wich das Kirchenoberhaupt am Donnerstag komplett von der vorbereiteten Predigt ab und ging in seiner frei gehaltenen Ansprache auf die Probleme der Seelsorger ein. "Den vorbereiteten Text können Sie ja dann nachlesen", sagte er und erntete damit Applaus und Lachen der Priester und Diakone. Hören Sie einen Beitrag von Mathias Peter.

Benedikt XVI. räumte ein, dass die Zahl der Priester in Deutschland geringer geworden sei und viele von ihnen zwei, drei oder vier Gemeinden hätten. Dies könne entmutigend sein, und es bestehe die Gefahr des Ausbrennens. Patentrezepte habe er für diese Situation keine. Der Papst empfahl jedoch ein Miteinander von Eifer und Demut. Der Eifer für Christus müsse mit einem demütigen Akzeptieren eigener Grenzen einhergehen. Dies gelte auch für ihn. Er tue das, was er könne, müsse anderes aber seinen Mitarbeitern und Gott überlassen. Benedikt rief die Priester auf, von innen heraus Gottesdienst zu feiern. Zugleich erinnerte er daran, dass die Priester untereinander in einer Gemeinschaft, dem Presbyterium, verbunden seien, wo sie über Fragen, Nöte und Probleme sprechen könnten.

Der sich sichtlich wohl fühlende Papst warnte zugleich vor einem Machbarkeitsdenken bei Priesterberufungen. "Berufungen müssen von Gott kommen. Wir können nicht einfach Leute rekrutieren", mahnte er. Nach Ende des Gottesdienstes ließ sich der ehemalige Erzbischof von München und Freising viel Zeit, um mit Priestern insbesondere aus seinem Weihejahrgang zu sprechen.

Zu Beginn der Feier erinnerte ein bewegt wirkender Papst an seine Freisinger Jahre und an seine eigene Priesterweihe. In der alten Bischofsstadt Freising, 35 Kilometer nördlich von München, besuchte Joseph Ratzinger das Priesterseminar und wurde am 29.
Juni 1951 mit seinem Bruder Georg zum Priester geweiht. Von 1952 bis 1954 war er Dozent am Erzbischöflichen Priesterseminar und ab 1957 Professor an der damaligen Philosophisch-Theologischen Hochschule.

Freising war bereits 739 Bischofssitz, als es die heutige Landeshauptstadt München noch gar nicht gab. Die Freisinger Fürstbischöfe machten aus ihrer Residenzstadt ein geistiges und kulturelles Zentrum. Das Diözesanmuseum beherbergt eine der größten kirchlichen Kunstsammlungen der Welt. Mit der Gründung Münchens 1158 verlor Freising an Bedeutung. 1821 wurde der Bischofssitz nach München verlegt. Auf dem Freisinger Domberg, der die Stadt dominiert, tagt noch heute die Bayerische Bischofskonferenz.

Kardinal Wetter zum Abschied: „Ich sage schlicht von Herzen: Behüt' Sie Gott!"
Der vom Papst mit der Organisation seiner Pastoralreise beauftragte Erzbischof von München und Freising und Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz, Kardinal Friedrich Wetter, dankte dem Papst auch im Namen der Bischöfe von Passau und Regensburg, Wilhelm Schraml und Gerhard Ludwig Müller, für den „denkwürdigen Besuch in Bayern". Der Kardinal sagte: „Wir versprechen Ihnen unsere treue Mitarbeit am Aufbau der Kirche". Namens aller Bischöfe, Priester, Diakone und Freisinger Bürger, letztlich für alle Menschen, die den Papst auf den Stationen seiner Reise begrüßt und mit ihm gebetet und Gottesdienst gefeiert haben, richtete Wetter an Gott die Bitte: „Segne Papst Benedikt, beschütze und erhalte ihn auf viele Jahre." Sein sehr persönlich gehaltenes Abschiedswort schloss der Kardinal mit dem Satz: „Ich sage schlicht von Herzen: Behüt' Sie Gott!"