Papst Benedikt XVI. in Angola

Familie, Relavitismus, Menschenrechte

Gleich am ersten Tag seines Angola-Aufenthalts hatte sich Benedikt mit verschiedenen Botschaften an die Bevölkerung des Landes gewandt: Einsatz für Familien und gegen Relativismus, die Entwicklung Afrikas, die Rolle der Frau bei Menschenrechten. Mit einer Messe in der Sankt-Pauls-Kirche hat der Papst am Samstag seinen zweiten Besuchstag in der angolanischen Hauptstadt Luanda begonnen. - Predigten und mehr

 (DR)

Bei dem Gottesdienst mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Katecheten erinnerte er an die Anfänge der Christianisierung in der Region vor mehr als 500 Jahren. In seiner Predigt wandte sich Benedikt XVI. gegen Hexerei und Geisterglauben. Auch heute hätten viele Menschen Angst vor Geistern und bösen Mächten, von denen sie sich bedroht fühlten. Sogar würden Straßenkinder oder auch alte Leute verurteilt, weil man sie für Hexer halte. Die Kirche müsse dagegen die Botschaft des auferstandene Christus halten, der den Tod und alle finsteren Kräfte besiegt habe, so der Papst.

Benedikt XVI. würdigte die Arbeit der Missionare in der Region, die unter heroischem Einsatz über Jahrhunderte die Frohe Botschaft des Christentums verkündet hätten. Dieser Auftrag gelte auch heute: «Wenn wir überzeugt sind und die Erfahrung gemacht haben, dass das Leben ohne Christus unvollständig ist und ihm dadurch eine Realität fehlt, dann tun wir auch niemandem Unrecht, wenn wir ihm von Christus erzählen», so der Papst. Im Gegenteil sei es die Pflicht, allen diese Möglichkeit zum Ewigen Leben zu bieten.

Für den Nachmittag ist ein Treffen mit Jugendlichen im Stadion der angolanischen Hauptstadt vorgesehen. Die elfte Auslandsreise des Papstes dauert noch bis Montag.

Entwicklung in die eigene Hände nehmen
Am Freitag hatte Benedikt XVI. die Politiker Afrikas ermuntert, die Entwicklung des Kontinents in die eigenen Hände zu nehmen. In einer Rede vor dem Diplomatischen Corps im angolanischen Luanda erteilte er am Freitag zudem politischen Programmen zur Unterstützung von Abtreibung eine klare Absage. Sie sollten vermeintlich dem Sozialgefüge dienen, bedrohten es aber tatsächlich. Wörtlich sagte er mit Blick auf das UN-Protokoll von Maputo: «Wie bitter ist die Ironie derjenigen, die Abtreibungen als Pflege der Gesundheit der Frau fördern! Wie befremdlich die These, wonach die Unterdrückung des Lebens eine Frage von reproduktiver Gesundheit sei!»

Die Staaten Afrikas ermahnte Benedikt XVI. zu mehr Demokratie, Achtung der Menschenrechte und Transparenz in Regierung und Verwaltung. Zugleich forderte er die internationale Gemeinschaft auf, auch in der Finanzkrise Solidarität mit den Entwicklungsländern zu zeigen. Er erinnerte die reichen Staaten an ihr Versprechen, 0,7 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes für Entwicklungshilfe bereitzustellen. «Diese Hilfe ist angesichts der gegenwärtigen Weltwirtschaftkrise dringender denn je. Es ist zu hoffen, dass sie nicht eines ihrer weiteren Opfer wird.»

Einsatz für Familien und gegen Relativismus
Der Papst rief anschließend die Bischöfe von Angola und Sao Tome zum Einsatz für die Familie und gegen Relativismus auf. Die Familie sehe sich gegenwärtig mit vielen Schwierigkeiten und Bedrohungen konfrontiert, sagte Benedikt XVI. bei einer Begegnung am Freitagabend in Luanda. Es gebe eine weit verbreitete Tendenz in der Gesellschaft und Kultur, die einzigartige Beschaffenheit und besondere Aufgabe der Familie, basierend auf der Ehe, in Frage zu stellen. - Angola und das ebenfalls portugiesischsprachige Sao Tome und Principe haben eine gemeinsame Bischofskonferenz.

Familien bräuchten seelsorgliche und praktische Unterstützung, mahnte der Papst. Er rief die Bischöfe auf, ihre Stimme für den Schutz des Lebens, den Wert der Ehe und zur wirtschaftlichen und politischen Förderung der maßgeblichen Rolle der Familie für die Gesellschaft zu erheben.

Benedikt XVI. kritisierte einen "weit verbreiteten Relativismus". Dieser erkenne nichts als endgültig an und neige dazu, das Individuum und seine persönlichen Launen zum letzten Maßstab zu machen. Dem setze die Kirche Jesus Christus als "Maßstab eines wahren Humanismus" entgegen. Christen mit einem reifen und mündigen Glauben würden nicht von Mode-Wellen und den jüngsten Neuheiten getragen. Sie seien aus dem Glauben heraus in der Lage, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden.

Als einen entscheidenden Faktor für die Zukunft des Glaubens und der Ausrichtung der Gesellschaft bezeichnete der Papst das Feld der Kultur. Hier müsse die Kirche präsent sein, die Stimme von Katholiken in Diskussionen über Leben und Wissenschaft deutlich hörbar machen. Eine besondere Rolle komme dabei den Medien zu. Kultur und Verhaltensweisen würden heutzutage mehr und mehr von den verbreiteten Bildern bestimmt und gestaltet.

Benedikt XVI. mahnte die Bischöfe zu Sorge um ihre Priester und deren Ausbildung. Zugleich würdigte er die Arbeit, die die Kirche "unter schwierigen Bedingungen, sowohl während des Krieges als auch gegenwärtig" geleistet habe. In Angola herrschte jahrzehntelang ein Bürgerkrieg, der 2002 mit einem Waffenstillstand beendet wurde.

Frauen spielen Schlüsselrolle bei Menschenrechten
Frauen spielen nach den Worten von Benedikt XVI. eine Schlüsselrolle bei der Förderung der Menschenrechte. Ohne ihre Stimme wäre das Gefüge der Gesellschaft geschwächt, heißt es in einer Grußbotschaft des Papstes an eine internationale Konferenz zur Rolle der Frau vom Freitag. Jeden Tag lerne man neue Formen der Bedrohung des Lebens kennen, besonders in seinen verletzlichsten Stadien, so der Papst. Diese Verletzungen der Menschenrechte verlangten eine positive Antwort. Der Papst bezeichnete die vom vatikanischen Rat «Gerechtigkeit und Frieden» organisierte Konferenz als vorbildliche Antwort auf das, was Papst Johannes Paul II.
(1978-2005) «neuen Feminismus» genannt habe.

Unter dem Motto «Leben, Familie, Entwicklung: Die Rolle der Frauen bei der Förderung der Menschenrechte» geht es bis Samstag unter anderem um den Blick der Kirche auf Leben, Familie und Entwicklung sowie um die Position der Frau in Mutterschaft, Ausbildung, Arbeit, Armut und Ausgrenzung. Die deutsche Wissenschaftlerin Mareike Klekamp widmet sich dem Thema «Frauen und die aktuellen Herausforderungen der Bioethik: Die Sicht der Soziallehre der Kirche».

Papst trifft in Angola Bürgerkriegsopfer und Jugendliche
Mit einem Treffen mit Jugendlichen setzt Papst Benedikt XVI. heute seine Afrika-Reise fort. An der Begegnung im «Stadio dos Coqueiros» in Angolas Hauptstadt Luanda nehmen unter anderem Waisen und Opfer des Bürgerkrieges teil. Am Vormittag feiert der Papst einen Gottesdienst mit Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und kirchlichen Bewegungen.

Das Kirchenoberhaupt war am Freitag von Kamerun nach Angola geflogen. Am Abend hielt er eine mit Spannung erwartete Rede vor dem Diplomatischen Corps. Darin erteilte er politischen Programmen zur reproduktiven Gesundheit eine Absage, die Abtreibung zum Frauenrecht erklärten. Die internationale Gemeinschaft forderte Benedikt XVI. auf, auch in der Finanzkrise Solidarität mit den Entwicklungsländern zu zeigen. Die Politiker Afrikas ermunterte er, das Schicksal des Kontinents in die eigenen Hände zu nehmen. Die elfte Auslandsreise des Papstes dauert noch bis Montag.