Palästinenser mit Hessischem Friedenspreis geehrt

"Einzigartige persönliche Entscheidung"

Der Palästinenser Ismail Khatib hat am Mittwoch im Rahmen eines Festakts im Wiesbadener Landtag den diesjährigen Hessischen Friedenspreis erhalten. Khatib und seine Frau hatten die Organe ihres vor fünf Jahren von israelischen Soldaten irrtümlich erschossenen Sohnes gespendet, um das Leben israelischer Kinder zu retten.

 (DR)

Der Hessische Friedenspreis ist mit 25.000 Euro dotiert.  In der Verleihungsurkunde wird Khatib eine "heroische Tat der Versöhnung" bescheinigt. Er habe mit einer einzigartigen persönlichen Entscheidung ein unvergängliches Zeichen des Friedens gesetzt, sei aus dem Teufelskreis von Gewalt und gewaltsamer Vergeltung ausgebrochen. Der Organspende verdanken fünf israelische Kinder ihr Leben. Zu ihnen und ihren Familien hält Kathib Kontakt.



Der Palästinenser lebt mit seiner Familie in Jenin im von Israel besetzten Westjordanland. Dort betreibt Khatib, der einst selbst gegen die israelischen Besatzer kämpfte, ein Jugendzentrum mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche zum Frieden zu erziehen. Der deutsche Regisseur Marcus Vetter drehte über ihn den mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Dokumentarfilm "Das Herz von Jenin". Dieser Zusammenarbeit entsprang der Plan, das verfallene Kino von Jenin als "Kino für den Frieden" wiederaufzubauen; unlängst wurde es eröffnet.



In seiner Laudatio betonte der vormalige Botschafter Israels in Deutschland, Avi Primor, Khatib habe echte menschliche Größe bewiesen. Er nannte den Preisträger einen Helden, der Zivilcourage gezeigt habe. Khatib habe dem Feind Organe gespendet, habe auf Gewalt verzichtet, obwohl die Palästinenser nicht in Würde leben könnten. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bescheinigte Khatib und seiner Frau, eine übermenschliche Leistung erbracht zu haben. Sie seien ein "Licht der Hoffnung" für viele Menschen.



Der Hessische Friedenspreis wurde erstmals 1994 vergeben. Zu seinen Trägern gehören der Dalai Lama, der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim und der frühere UN-Chefwaffeninspekteur im Irak, Hans Blix. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die muslimische Friedensaktivistin Dekha Ibrahim Abdi aus Kenia. Mit der Verleihung an Khatib ging der Preis erstmals an einen Palästinenser. Die Auszeichnung wurde vom ehemaligen und inzwischen verstorbenen hessischen Ministerpräsidenten Albert Oswald und von einer von ihm gegründeten Stiftung ins Leben gerufen.