Pädagogische Woche im Erzbistum Köln ist gestartet

Religionsunterricht in Zeiten der Kirchenkrise

Zum 40. Mal findet inzwischen die Pädagogische Woche im Erzbistum Köln statt. Lehrer und Lehrerinnen können sich rund um Fragen des Religionsunterrichts fortbilden. Wie vermitteln sie Katholischsein in Zeiten der Kirchenkrise?

Kinder im Religionsunterricht / © Corinne Simon (KNA)
Kinder im Religionsunterricht / © Corinne Simon ( KNA )

DOMRADIO.DE: Auch wenn Sie bei der Pädagogischen Woche besonders auf den Religionsunterricht schauen, haben die Ergebnisse des Bildungstrends sicherlich auch an den katholischen Schulen für Gesprächsstoff gesorgt?

Christoph Westemeyer (Erzbistum Köln)

Christoph Westemeyer (Abteilungsleiter für den Bereich Schulische Religionspädagogik beim Erzbistum Köln): Die Ergebnisse zeigen, dass Bildung ein Megatrend ist, der keinen mehr kalt lässt und insofern auch alle Fächer betrifft. Das betrifft auch den Sportunterricht, obwohl man da sicher nicht unbedingt an Lesekompetenz denkt, sondern eher an die Fächer, die mit viel Textarbeit zu tun haben, das betrifft auch den Religionsunterricht. Insofern ist das ein Thema für alle.

DOMRADIO.DE: Es geht in der Pädagogischen Woche 2022 vor allem darum, in einer zumindest zunehmend säkularen Welt das Christsein ins Gespräch zu bringen. Was wäre da ein Vorschlag für eine katholische Schule? Haben Sie ein konkretes Beispiel?

40. Pädagogische Woche im Erzbistum Köln

Unter dem Titel "Im Angesicht des Anderen. Christsein ins Gespräch bringen in einer säkularen Welt" findet die 40. Pädagogische Woche im Erzbistum Köln statt.

Diese Fortbilgungswoche möchte Lehrerinnen und Lehrern Anregungen geben, Perspektiven öffnen, in ihrem Unterricht, sei es im Religionsunterricht, an einer Katholischen Schule oder auch in schulpastoralen Angeboten das Gespräch zu ermöglichen, zum Gespräch zu motivieren.

Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Westemeyer: Eine katholische Schule steht genau wie alle anderen Schulen mitten in der Gesellschaft. Von daher ist sie auch gefordert, genau das zu tun, was alle anderen Schulen auch machen, nämlich zu gucken: Wie finden wir uns in dieser Gesellschaft wieder? Aber dann eben aus einem bestimmten Standpunkt heraus. In diesem Fall im Sinne einer katholischen, christlichen Identität, um dann zu schauen, was es für den Einzelnen bedeutet, katholisch zu sein und an einer katholischen Schule zu unterrichten.

Dabei wollen wir den Lehrerinnen und Lehrern Hilfestellung geben, um zu sagen: Nehmt wahr, ihr seid einerseits in einer sehr säkularen Welt unterwegs.

Andererseits machen wir Vorschläge, wie sie im Unterricht erreichen, dass die Kinder erfahren, dasa katholisch, christlich oder religiös zu sein, etwas ist, was auch heute noch Wert hat.

DOMRADIO.DE: Wir stecken mitten in einer tiefen Kirchenkrise. Das kriegen auch Schülerinnen und Schüler mit. Wie gehen denn die Lehrerinnen und Lehrer damit um?

Westemeyer: Schülerinnen und Schüler kriegen, glaube ich, alles mit. Das ist völlig richtig. Wenngleich manche Debatten für die Schülerinnen und Schüler wahrscheinlich doch nicht so relevant sind wie für die Lehrerinnen und Lehrer. Trotzdem muss es im Unterricht vorkommen.

Deshalb gehören diese Themen auch in den Religionsunterricht. Aber natürlich in einer Form der kritischen Auseinandersetzung, in einem Gegenüberstellen von verschiedenen Positionen, um die Schülerinnen und Schüler . gerade in einer säkularen Welt auch diskursfähig zu machen, um zu zeigen: Das hier ist der katholische Standpunkt, den man auch plausibel vertreten kann.

DOMRADIO.DE: Wenn immer mehr Menschen aus der Kirche austreten, gibt es dann noch genügend Lehrpersonal, das Religion vor einer Klasse unterrichten will?

Westemeyer: Das kann man im Moment klar mit ja beantworten. Sicherlich ist das eine Fragestellung, die immer mal wieder hochkommt, aber auch nicht in der Weise, wie sie manchmal in der Öffentlichkeit dargestellt wird.

Schülerinnen und Schüler betrifft es eigentlich wenig. Sie sind im Religionsunterricht komplett neugierig und vielen Themen gegenüber unvoreingenommen.

Das ist einfach die große Chance, die wir in dieser Pädagogischen Woche nutzen wollen, um zu überlegen: Was bedeutet es, christlichen oder katholischen Glauben in einer Welt von heute plausibel zu machen, die so angefragt ist und so sehr auf Selbstoptimierung und andere Dinge setzt. Wir wollen die Frage in den Raum stellen: Was gibt es mehr im Leben als das?

DOMRADIO.DE: Wie sieht es mit katholischen Schulen heute aus? Wie stehen die in einer Gesellschaft, die immer weniger von Kirche wissen will?

Westemeyer: Zunächst einmal sehen wir an den Zahlen, dass die Eltern ein hohes Interesse an diesen Schulen haben und sich immer wieder auch bemühen, die Kinder an diesen Schulen unterzubringen. Sie merken, dass es an diesen Schulen mehr gibt als nur das Sichtbare und das Angreifbare. Insofern buchstabieren sie diese religiöse Dimension, die Frage einer Identität in dieser Gesellschaft noch mal in besonderer Weise.

Deshalb, das zeigen die Zahlen, gehen Eltern immer wieder auch auf diese katholischen Schulen zu.

DOMRADIO.DE: Auf was freuen Sie sich dieser Woche? Auf was können sich die Lehrerinnen und Lehrer, die zu ihrer Fortbildung der Pädagogischen Woche kommen, freuen?

Westemeyer: Ich persönlich freue mich vor allen Dingen auf Begegnungen. Wir werden viele Menschen treffen, interessante Vorträge hören und interessante Arbeitskreise haben, aber wir werden immer wieder auch die Möglichkeit haben, ins Gespräch zu kommen, auf Augenhöhe miteinander zu sprechen, voneinander zu lernen.

Wir werden bei der Frage, was Glauben heutzutage für jeden Einzelnen bedeutet, weitergehen. Wie kann ich diesen Glauben heute in eine Zeit hinein übersetzen, die so ganz anders ist? Die Lehrerinnen und Lehrer werden das erfahren dürfen, aber auch viele Impulse aus den Arbeitskreisen mitnehmen, aus den Vorträgen hören, um dann wieder in ihrem Unterricht zu schauen: Wie kann ich das selbst umsetzen?

Das Interview führte Katharina Geiger.

Quelle:
DR