Paderborn bereitet sich auf Libori 2023 vor

Kirche, Kunst und Kirmes

Am Samstag beginnt in Paderborn das diesjährige Liborifest. Es ist eine bundesweit einmalige Mischung aus Kirche und Volksfest mit Kirmes. DOMRADIO.DE ist vor Ort und überträgt die wichtigsten Gottesdienste aus dem Paderborner Dom.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens
Marktstände vor dem Paderborner Dom zum Liborifest / © Jan Hendrik Stens (DR)
Marktstände vor dem Paderborner Dom zum Liborifest / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Es war als eine Art Entwicklungshilfe gedacht, um die sturen Sachsen – zu denen die Westfalen zählen – dauerhaft an den neuen christlichen Glauben zu binden.

Im Jahr 836 erhielt Paderborn aus Le Mans die sterblichen Überreste des heiligen Liborius. Beide Städte schlossen damals einen "Liebesbund ewiger Bruderschaft", die nachweislich älteste Städtefreundschaft der Welt, die sich im Laufe der Jahrhunderte in Revolution, Erbfeindlehre und Kriegen immer wieder bewähren musste.

Franz Stock, der als einer der Wegbereiter der deutsch-französischen Freundschaft gilt, war Priester des Erzbistums Paderborn. An die Paderborner Frankophilie erinnert auch der Le-Mans-Wall südlich der Altstadt, welcher von Einheimischen nicht selten wie "Lehmannswall" ausgesprochen wird.

Figur des Heiligen Liborius in Paderborn / © Andreas Kühlken (KNA)
Figur des Heiligen Liborius in Paderborn / © Andreas Kühlken ( KNA )

Liborius lebte im 4. Jahrhundert und war Bischof des damals noch jungen im heutigen Nordwestfrankreich gelegenen Bistums Le Mans. Historisch ist wenig über ihn bekannt, weshalb sich im Mittelalter viele Legenden mit Wunderheilungen um ihn rankten. Seine Zeit als Bischof deckt sich jedoch mit der des heiligen Martin als Bischof von Tours - etwa 100 Kilometer südlich von Le Mans gelegen -, weshalb sich die Beiden sicherlich gekannt haben dürften.

Laut Überlieferung soll Martin seinem Mitbruder beim Sterben Beistand geleistet und ihn dann sogar bestattet haben. Schon frühzeitig wurde Liborius in Le Mans als Heiliger verehrt. Auf Veranlassung Kaiser Ludwigs des Frommen überließ Bischof Aldrich von Le Mans die Libori-Reliquien dem Paderborner Bischof Badurad, der sie zum Pfingstfest 836 in Empfang nahm.

Reliquienerhebung mit Liboritusch

In Paderborn entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten eine rege Verehrung des Heiligen, die bis heute anhält. Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen erlaubte 1521 auf Bitten der Paderborner Stadtväter einen Markt am Magdalenentag, einen Tag vor dem Liboriusfest am 23. Juli. Aus diesem Markt entwickelte sich schließlich die heutige Libori-Kirmes, die untrennbar mit dem Fest des Bistumspatrons verbunden ist.

So erfolgt die Eröffnung des weltlichen Liborifestes am Samstagnachmittag vor dem Rathaus mit einem deutlich in der Stadt wahrnehmbaren Kanonenschuss erst dann, wenn im Dom die Vesper mir der Erhebung der Reliquien des Heiligen aus der Krypta beendet ist.

Impressionen aus der Pontifikalvesper zur Eröffnung des Libori-Festes 2021 / © Nicolas Ottersbach (DR)
Impressionen aus der Pontifikalvesper zur Eröffnung des Libori-Festes 2021 / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Kern der alljährlichen Liboriwoche ist das Triduum von Sonntag bis Dienstag, welches mit der Vesper am Samstag liturgisch eröffnet wird. Diese wird bis auf den heutigen Tag im überlieferten römischen Ritus mit fünf Psalmen und in lateinischer Sprache gefeiert.

Zuvor wird jedoch der Reliquienschrein des heiligen Liborius in einer Prozession aus der Krypta in den Hochchor des Domes getragen. Dazu spielen Blechbläser vom Bahnsozialwerk den Liboritusch, eine Abfolge von Dreiklangsbrechungen, die ihren Ursprung wahrscheinlich im Oratorium Paulus von Felix Mendelssohn-Bartholdy hat. Die Uraufführung des Werkes fand 1836 in Düsseldorf statt. In Paderborn jährte sich zu dem Zeitpunkt die Ankunft der Libori-Reliquien zum 1.000. Mal.

Friedensgruß als Leitwort

Michael Bredeck, Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn / © KNA
Michael Bredeck, Diözesanadministrator des Erzbistums Paderborn / © KNA

Das diesjährige Liborifest steht unter dem Leitwort "Pax vobis!" – "Der Friede sei mit euch!". Es spreche den Frieden Jesu zu, schreibt Diözesanadministrator Michael Bredeck in seinem Grußwort und verweist auf die aktuelle Lage. Der Krieg in der Ukraine "mitten in Europa und viele weitere kriegerische Auseinandersetzungen auf der ganzen Erde zeigen uns, dass der Friede niemals selbstverständlich ist".

Wie in jedem Jahr, so haben auch zu Libori 2023 bischöfliche Gäste aus dem In- und Ausland ihr Kommen zugesagt. Erstmals dabei sein wird der neue Bischof von Le Mans und Nachfolger des heiligen Liborius, Jean-Pierre Vuillemin, der erst im Mai in sein Amt eingeführt wurde.

Aus der Ukraine werden Bischof Stanislav Shyrokoradiuk aus Odessa und Bischof Pavlo Honczaruk aus Charkiw-Saporischschja in Paderborn zu Gast sein und um das Gebet für Frieden in ihrer Heimat werben. Insgesamt werden zehn Bischöfe und ein Abt die Liboriwoche besuchen.

Das Erzbistum Paderborn feiert das diesjährige Liborifest unter den Vorzeichen der Sedisvakanz, nachdem Papst Franziskus das vorzeitige Rücktrittsgesuch von Erzbischof Hans-Josef Becker im Oktober vergangenen Jahres angenommen hat. Seitdem wartet der Sitz des Metropoliten der Mitteldeutschen Kirchenprovinz auf einen neuen Erzbischof.

Die entsprechenden Gottesdienste im Dom werden daher in diesem Jahr durch andere Personen geleitet. Diözesanadministrator Bredeck wird der Vesper am Samstag vorstehen, das Pontifikalamt am Sonntag mit anschließender Prozession durch die Stadt leitet Bischof Vuillemin aus Le Mans, während Bredeck die Predigt hält. Die Schlussandacht mit anschließender Beisetzung der Reliquien in der Krypta hält wieder der Diözesanadministrator.

Krypta frisch renoviert

Krypta des Paderborner Doms / © Christoph Reichwein (dpa)
Krypta des Paderborner Doms / © Christoph Reichwein ( dpa )

Nach zwei Jahren im Margarethenaltar im Westchor ruhen die Reliquien des heiligen Liborius seit vergangenem Sonntag wieder in der Krypta des Domes. Diese wurde aufwendig saniert und umgestaltet. Neben einem neuen Altar ziert den Raum eine neue, moderne Skulptur des Bildhauers Stephan Balkenhol, die den heiligen Liborius darstellt. Bei den Bischofsgräbern wurde eine Tafel aufgestellt, die auf Verfehlungen der Erzbischöfe Jaeger und Degenhardt im Umgang mit sexualisierter Gewalt hinweist.

DOMRADIO.DE wird auch in diesem Jahr wieder vor Ort sein und die wichtigsten Gottesdienste während des Libori-Triduums aus dem Paderborner Dom übertragen. Hinzu kommen täglich aktuelle Berichte, Interviews und Bilderstrecken, die in multimedialer Weise für Radio, Internet und Social Media aufbereitet werden.

Quelle:
DR