Owomoyela prozessiert gegen die NPD wegen Volksverhetzung

Ex-Nationalspieler gegen NPD

Rassistische Beschimpfungen hat Patrick Owomoyela immer mal wieder erlebt: als deutscher Fußball-Nationalspieler mit dunkler Hautfarbe auf und neben dem Fußballplatz.

Autor/in:
Peter Leveringhaus
 (DR)

Doch eine NPD-Kampagne zur WM 2006 wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Seinen Vater hat Patrick Owomoyela bei einer wichtigen Entscheidung enttäuscht. Es war der Moment, als der gebürtige Hamburger das erste Mal im Trikot als DFB-Nationalspieler auf dem Platz stand. Am 16. Dezember 2004 spielte Owomoyela in Yokohama unter Trainer Jürgen Klinsmann gegen Japan. Sein Vater, ein Nigerianer, war darüber nicht glücklich, vielleicht seine deutsche Mutter. Wenige Wochen zuvor hatte "Owo" vom nigerianischen Fußballverband eine Einladung zu einem Länderspiel erhalten. Doch für den damals bei Arminia Bielefeld spielenden Außenverteidiger war die Sache klar: "Natürlich habe ich einen viel größeren Bezug zu Deutschland", sagte er, "und deshalb musste ich auch nicht lange überlegen".

Offene rassistische Beschimpfungen oder unterschwellige Ablehnung hat der am 5. November 1979 in Hamburg geborene und im Stadtteil Eimsbüttel in einfachen Verhältnissen aufgewachsene Owomoyela immer mal wieder erlebt. Als deutscher Nationalspieler mit dunkler Hautfarbe hat er ähnliche Erfahrungen gemacht wie Erwin Kostedde, der 1974 der erste farbige DFB-Spieler war, oder Jimmy Hartwig, der 1979 sein Debüt gab. Auch der Schalker Gerald Asamoah kennt die immer wiederkehrenden Anfeindungen gegenüber Schwarzen auf und neben dem Fußballplatz.

Hetz-Kamapagne 2006
Owomoyela stand im WM-Jahr 2006, als die NPD ihre Hetz-Kamapagne startete, nicht mehr im engeren WM-Kader. Doch den sogenannten WM-Planer, in dem farbige Nationalspieler diskriminiert und verunglimpft wurden, wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Die Titelseite zeigte neben einem Trikot mit der Nummer 25 den Schriftzug "Weiß - Nicht nur eine Trikot-Farbe - Für eine echte Nationalmannschaft". Diese Trikotnummer war dem damaligen Werder-Spieler Owomoyela zugeordnet, der heute bei Borussia Dortmund spielt.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der sich unter Präsident Theo Zwanziger dem Kampf gegen Diskriminierung auf die Fahnen geschrieben hat, unterstützt ihn bei der Klage gegen die NPD-Funktionäre vor dem Amtsgericht in Berlin-Tiergarten.

Weltoffen, tolerant, unverkrampft
Owomoyela hat sich während seiner Bundesliga-Karriere immer gegen Rassismus eingesetzt. Für die Rechtsextremisten verkörpert der smart und lässig wirkende Profi-Fußballer und Frauenschwarm, der vor seiner Sportlerkarriere ganz bodenständig eine Ausbildung als Gas-Wasser-Installateur absolvierte, das Feindbild des modernen Deutschland: weltoffen, tolerant, unverkrampft.

"Super-Locke" wurde sein Spitzname, als er vor gut vier Jahren in den Nationalspielerkreis aufgenommen wurde. Hip-Hop und Rap sind seine Lieblingsmusik. Als die großen Vereine auf den Shootingstar bei Arminia Bielefeld aufmerksam wurden, inspirierte das dort die Fans zu einer eigenen Fassung des "Fettes Brot"-Hit "Emanuela": "Lasst die Finger von O-wo-moyela", mahnten sie augenzwinkernd die Liga-Konkurrenz.

Was die Rechtsextremisten am wenigsten wissen dürften ist, wie Owomoyela seine Identität selbst sieht: "Ich bin ja auch stolz, Deutscher zu sein, obwohl ich jetzt anders aussehe oder ein Teil meiner selbst anderer Herkunft ist", sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift "U-Magazine" (heute "U-Mag"). "Bis auf den Nationalsozialismus sind es durchweg positive Sachen, für die Deutschland einsteht."