Ostpreußische Ordensfrauen werden seliggesprochen

15 Frauen, ein mutiger Glaube

Die katholische Kirche hat 15 Katharinenenschwestern zu Märtyrerinnen erklärt. 80 Jahre nach ihrem Tod werden sie Ende Mai in Polen seliggesprochen. Wie die Polnische Bischofskonferenz mitteilte, bestätigte der Vatikan den Termin.

Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Unterlagen zum Seligsprechungsverfahren / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Kurienkardinal Marcello Semeraro wird in Polen am 31. Mai 15 Ordensfrauen aus dem damaligen Ostpreußen seligsprechen. Als Voraussetzung für die hohe kirchliche Ehre hatte die vatikanische Heiligsprechungs-Behörde den Märtyrertod der Frauen um Schwester Christophora Klomfass anerkannt.

Die Katharinenenschwestern waren 1945, im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs, in Allenstein (Olsztyn) und anderen ostpreußischen Orten von sowjetischen Soldaten überfallen worden. Entweder wurden sie unmittelbar getötet - oder sie starben wenig später, etwa nach der Verschleppung in die Sowjetunion. Laut einer Mitteilung ihres Ordens wurden mehrere der Schwestern zuvor von den Soldaten vergewaltigt.

Zeremonie in Braunsberg

Die Seligsprechung erfolgt in der Kleinstadt Braniewo (Braunsberg), wenige Kilometer südlich der russischen Exklave Kaliningrad (Königsberg). In dem Ort gründete Regina Protmann im 16. Jahrhundert den Orden der Katharinenschwestern. 2004 wurde dort auch der Seligsprechungsprozess eröffnet. Zu der Zeremonie am 31. Mai erwartet das polnische Erzbistum Ermland etwa 10.000 Menschen.

Die 15 Katharinenschwestern, die nun offiziell als Märtyrerinnen gelten, wurden nach Auffassung des Vatikans wegen ihres Glaubens getötet. Sie arbeiteten in Krankenhäusern oder Pfarreien, als die Rote Armee in Ostpreußen einmarschierte. Die Ordensfrauen seien ihrer Berufung treu geblieben, betont die Kongregation der Katharinenschwestern mit Sitz in Münster. Sie hätten ihre Posten nicht verlassen, sondern sich weiter um Kranke, Kinder und Waisen gekümmert.

Die Todesumstände konnten in ihren Fällen genau dokumentiert werden. In vielen anderen Fällen sind sie historisch nicht gesichert. Insgesamt starben in den Kriegswirren mehr als 100 Mitglieder des Ordens.

Was ist ein Märtyrer?

Der Begriff Märtyrer heißt übersetzt Zeuge. Die Christen der ersten Generationen legten, nachdem sie den Glauben angenommen hatten, Zeugnis von Jesus Christus ab, zunächst durch Worte und in der Verkündigung, durch die Unterweisung und in der Predigt. In der Mitte des 2. Jahrhunderts, als Christen wegen ihrer Zeugenschaft im römischen Reich verfolgt wurden, wurde der Begriff Märtyrer genauer gefasst. Alle wegen ihres Glaubens hingerichteten Christen hießen nun Märtyrer.

Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Die Seelen der Märtyrer / © Illustration aus den Beatus-Apokalypsen des Meisters Pedro (8. Jhdt.)
Quelle:
KNA