Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Ostern ist eine ver-rückte Sache!

An Ostern ist vieles verrückt, sogar der Tod, sagt Schwester Katharina. Für sie ist Ostern das Fest der Unmöglichkeit und deshalb vor allem eine Einladung zum Glauben.

Kreuz im Sonnenaufgang / © robert_s (shutterstock)

Ostern ist eine verrückte Sache. Ostern verrückt nämlich alles. Der Stein, die Grabplatte als Endpunkt, ist einfach weggerollt, weggerückt. Ein junger Mann ist im Grab und bringt die Botschaft des Lebens. Sonst galt wenigstens eins als wirklich sicher: Tot ist tot. Noch nicht mal das gilt seit Ostern mehr.

Der Tod ist weggerückt und die Botschaft heißt: "Geht dahin, wo das Leben pulsiert. Da findest du den Lebenden." Ostern verrückt unsere Erfahrungen vom Tod zum Leben, von der Resignation zum Mut, von der Verzagtheit zum Neubeginn. Ostern will gegen jeden Augenschein auf Leben hoffen.

Vielleicht tun sich gerade deshalb fast 40 Prozent aller Christen hier in Deutschland so schwer damit, an die Auferstehung zu glauben. Vielleicht, weil sie so wenig Hoffnung haben? Ostern ist das Fest des Unmöglichen. Es beginnt am Grab, dem Ort der Trauer, wo uns die geliebten Menschen zunächst genommen sind.

Das Grab sagt: "Das war's". Und bleibt als Ort der Erinnerung und wirkt wie der Augenschein des absoluten Endes. Aber selbst das leere Grab sagt absolut noch nichts. Die Ratlosigkeit und das Erschrecken bleiben noch lange. Die Jünger und Jüngerinnen sind ziemlich entsetzt und ratlos und wissen mit der Situation nicht umzugehen.

Wir heutigen Christen singen oft so schnell und unbedarft und fröhlich das Halleluja und verstehen alle die nicht, die nicht glauben können. Ostern ist die Einladung nicht zum Festhalten, sondern zum Glauben. "Geh ins Leben zurück, geh nach Galiläa", ist die Botschaft an die Jünger und Jüngerinnen.

Geh dahin, wo die Zeichen des Lebens vorsichtig aufknospen. Entdecke die Zeichen des neuen Lebens. Ein Neugeborenes, eine überstandene Krankheit, eine gelungene Versöhnung. Versuche dann, wenn du das geschafft hast, ein zaghaftes, vorsichtiges Halleluja. Vielleicht wird es im Lauf der Zeit größer und kräftiger. Und selbst dann, und trotzdem bleibt: Ostern ist eine verrückte Sache.


Quelle:
DR