Ostermarschierer machen Westen für Ukraine-Konflikt verantwortlich

Für Frieden und gegen Aufrüstung

Die Friedensbewegung stellt neben anderen Themen die Krise in der Ukraine in den Mittelpunkt der Ostermärsche und ist sich in der Schuldfrage nach Angaben des Bundesausschusses Friedensratschlag weitgehend einig.

Ostermarschierer für den Frieden (dpa)
Ostermarschierer für den Frieden / ( dpa )

Bei rund 80 Ostermärschen bundesweit haben Menschen an den Feiertagen für Frieden und gegen Aufrüstung demonstriert. Hauptthemen der Ostermärsche waren in diesem Jahr der Ukraine-Konflikt und der Bürgerkrieg in Syrien sowie der Stopp von Rüstungsexporten und Auslandseinsätzen der Bundeswehr. "Zwar seien keine spektakulären Zuwächse bei den Teilnehmerzahlen zu verzeichnen", räumte der Bundesausschuss Friedensratschlag in einer ersten Bilanz am Ostermontag ein. Doch sei die Talsohle durchschritten, in der sich die Friedensbewegung befand, hieß es vonseiten der koordinierenden Veranstalter. Bundesweite Teilnehmerzahlen wurden allerdings zunächst nicht genannt.

Zur Ukraine sei das Fazit eindeutig, erklärte Peter Strutynski, Sprecher des Bundesausschusses Friedensratschlag. Der Hauptverursacher der politischen und militärischen Krise in und um die Ukraine sei nicht Russland, sondern der Westen: "Die EU-Osterweiterung und das Heranrücken der NATO an die russischen Grenzen konnten nicht unbeantwortet bleiben." Man müsse kein Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass es besser sei, "ein Russlandversteher zu sein als ein Kriegsflüsterer", sagte Strutynski auf einer Kundgebung am Ostermontag in Nürnberg.

Während in Hamburg am Montag noch einmal rund 800 Menschen auf die Straße gingen, demonstrierten im rheinland-pfälzischen Büchel etwa 250 Menschen unter dem Motto "Für eine atombombenfreie Welt - stoppt das Bombengeschäft". Zum fünften Mal war der Luftwaffenstützpunkt der Bundeswehr Ziel eines Ostermarsches. Nach Angaben der Friedensbewegung lagern in der Eifel die letzten US-Atomwaffen in Deutschland.

Friedensdemonstranten kritisieren Bundeswehr-Werbung in Schulen

Der diesjährige Ostermarsch Rhein/Ruhr unter dem Motto "Nato- und EU-Kriege stoppen, Atomkraft und Atomwaffen abschaffen - Für eine zivile EU!" ist am Montag mit seiner letzten Etappe von Bochum nach Dortmund beendet worden. Der letzte Tag des Ostermarsches Rhein/Ruhr stand ganz im Zeichen von Frieden und Antifaschismus.

Auf Transparenten forderten mehrere hundert Teilnehmer den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland und eine noch stärkere Bekämpfung der rechtsextremistischen Gruppierungen in Deutschland. Die "ewig Gestrigen" dürften angesichts der bevorstehenden Wahlen zum Europaparlament keine Chance haben, erklärten Sprecher des örtlichen Bündnisses gegen Rechts in Dortmund.

Auf einer Zwischenkundgebung auf dem Friedensplatz vor dem Rathaus kritisierten Sprecher der Ostermarschierer auch die zivil-militärische Zusammenarbeit der Bundeswehr mit Rathäusern und Landratsämtern. Seit Aussetzung der Wehrpflicht werbe die Bundeswehr mit erheblichem finanziellen Aufwand auf Berufsbildungsmessen, in Jobcentern und auf öffentlichen Plätzen um Freiwillige, kritisierte der Landesgeschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsdienstgegner NRW, Joachim Schramm.

Über Kooperationsvereinbarungen mit den Schulministerien habe die Bundeswehr zudem auch in NRW Zutritt zu den Schulen, sagte Schramm. Dies sei gerade in einem Jahr, in dem der Beginn des Ersten Weltkrieges sich zum 100. und der des Zweiten Weltkrieges sich zum 75. Mal jährt, unverantwortlich.

Die Teilnehmer aus der Friedensbewegung, die ihren seit Karfreitag andauernden Ostermarsch Rhein/Ruhr am Nachmittag am Dortmunder Wichernhaus mit einem Friedensfest beenden wollen, forderten ein Ende dieser Militarisierung sowie ein Verbot von Rüstungsexporten, die Schließung von Nato-Einrichtungen in NRW und eine Erziehung zum Frieden an den Schulen. "Rüstung und Militär lösen keine Konflikte. Das Überleben der Menschen ist nur durch Abrüstung und Frieden möglich", hieß es auf Flugblättern.

Auch in Havixbeck und in Krefeld gab es am Montag Ostermarsch-Aktionen. In Havixbeck gab es einen Osterfriedensgang zur Bruder-Klaus-Kapelle auf dem Baumberg. "1914 mahnt: Nie wieder Krieg", hieß es dort.

In Krefeld erinnerte das örtliche Friedensbündnis an das Grauen und die Opfer der vergangenen beiden Weltkriege. Eine Friedenstour verband Orte, an denen in Form von Denkmälern der gefallenen Soldaten aus den Weltkriegen gedacht wird. Statt Heldenverehrung mahnten die Teilnehmer mit Texten und Liedern zum Frieden und Engagement gegen Krieg.

Die Ostermarschbewegung geht auf den britischen Philosophen Bertrand Russell (1872-1970) zurück. Unter dessen Regie versammelten sich an Karfreitag 1958 in London erstmals 10.000 Menschen, um für atomare Abrüstung zu demonstrieren. Der erste Ostermarsch in Deutschland fand zwei Jahre später statt. Höhepunkte erlebte die Ostermarsch-Bewegung in Deutschland in den 70er und 80er Jahren im Zusammenhang mit der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Debatte über die Nachrüstung.


Quelle:
epd