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Ostereiersuche 2.0

Wenn die Kinder aufhören, Kinder zu sein, hören oft auch Kindheitstraditionen auf, Traditionen zu sein. Aber manchmal nicht.

Ein schon gefundenes Ei / © Angela Krumpen (ak)
Ein schon gefundenes Ei / © Angela Krumpen ( ak )

Ostereier suchen. Was für ein Abenteuer als die Kinder klein waren. Nachmittags wurden die Eier gefärbt. Jedes Jahr der Kampf um die richtigen Eier.

Mama kauft immer die falschen, die vom Biobauern. Die sind in der Regel ja braun. Und auf braunen Eiern sieht man Farbe, besonders Naturfarbe, kaum.

Abends musste Hasensuppe gekocht werden. Also Möhren und Grünabfälle mussten auffällig am Gartentürchen hingelegt werden. Auffällig genug, damit der Osterhase Appetit bekommt und in den Garten gelockt wird.

Tja. Und am nächsten Morgen musste ein Weg gefunden werden, dass Papa möglichst lange nicht vermisst wird. Weil Papa muss ja umsichtig die Hasensuppe verschwinden lassen und nebenbei im Garten die Eier verstecken.

Die Eier dann finden, war auch jedes Jahr ein Abenteuer. Naturfarben gefärbte Bioeier, da hatten die Kinder schon recht, sind im Garten wirklich schwer zu finden.

Deswegen dachte ich, so schnell die Kinder größer werden, so schnell wird diese Eiersuche ein Ende haben.

Da hatte ich mal falsch gedacht.

Nicht nur, weil der Jüngste hingebungsvoll und ausdauernd lange Hasensuppe kochte. Nicht nur, weil am Papa ein begabter Eiersuchreporter verloren gegangen ist, der wie ein Sportreporter die Ostereiersuche mit launigen Sprüchen kommentierte.

Vor allem aber, weil mein Mann sich jedes Jahr seine klug gesuchten Verstecke weniger merken konnte. Jedes Jahr blieben mehr Eier unentdeckt. Also an Ostern.

Über den Sommer haben wir so manche Eierleiche unter braungewordenen Blättern oder alten Tontopfscherben hervorgezogen.

Vor einem Jahr, während des ersten Corona-Ostern, gab es schon im Vorfeld kritische Nachfragen und konstruktive Vorschläge, um den Ostereierschwund zu verringern. Angenommen wurde der Vorschlag des Jüngsten: „Papa mach doch einfach von jedem Versteck ein Foto mit dem Handy“.

Was soll ich sagen. Nach der ersten Runde Ostereiersuchen, samt launig kommentierender Eiersuchreportage natürlich, ging die Suche in die Verlängerung. In die Ostereierverstecksuche.

Lauter Köpfe beugten sich über das Handy, suchten die jeweiligen passenden Grashalme, um das Eierversteck im Garten zu identifizieren. Sehr witzig das Ganze.

Heute an Ostermontag kann ich nur sagen: Eine neue Tradition ist geboren