In Ostafrika wächst die Angst vor Anschlägen islamistischer Terrorgruppen

Hardliner drohen mit Krieg

Die Warnung aus Somalia richtet sich direkt ans benachbarte Ausland. "Wir werden die Hauptstädte von Uganda und Burundi in Schutt und Asche legen", wütete kürzlich Scheich Ali Mohammed Hussein. Er ist Chef der Schabaab-Miliz und der mächtigste Islamistenführer der somalischen Hauptstadt Mogadischu. Mehr und mehr wird der Somalia-Konflikt zu einer Belastung für ganz Ostafrika.

Autor/in:
Marc Engelhardt
 (DR)

Husseins Drohung kam nach dem Tod von 30 Menschen bei Gefechten auf dem größtem Markt Mogadischus. Die Schuld dafür gab der Islamistenführer der afrikanischen Friedenstruppe AMISOM, die aus 5.000 ugandischen und burundischen Soldaten besteht. AMISOM wies die Vorwürfe umgehend zurück. «Al-Schabaab beschießt den Bakara-Markt und verbreitet dann, wir wären es gewesen», sagte Sprecher Barigye Ba-hoku. «Wir kennen diese taktischen Manöver.»

Doch die Warnungen werden in Uganda und Burundi ernst genommen. So ernst, dass somalische Flüchtlinge in Uganda ihre Ältesten zu Gesprächen mit der Regierung nach Kampala entsandten, um ihre volle Unterstützung im Kampf gegen die Islamisten zuzusichern. «Wenn Schabaab hier auftaucht, werden wir das sofort der Regierung melden», sagt Abdulai Hassan Roble in der ugandischen Hauptstadt Kampala.

Angst und Terror
Während die Schabaab-Miliz immer unverhohlener mit Anschlägen im Ausland droht, verbreitet sie in der somalischen Bevölkerung systematisch Angst und Terror. In Merka, 100 Kilometer südlich von Mogadischu, wurden kürzlich Frauen und Kinder mit Lautsprecherwagen zusammengerufen, um der Hinrichtung zweier angeblicher Spione zuzusehen. Acht maskierte Schabaab-Kämpfer feuerten aus nächster Nähe auf die angeblichen Verräter, die von einem Scharia-Gericht verurteilt worden waren. «Einer sah aus wie Hackfleisch, so viele Kugeln haben seinen Körper zermalmt», berichtet Ali Hussein, ein Augenzeuge.

Andere Scharia-Gerichte lassen Dieben die Hände abhacken.
Steinigungen und Auspeitschungen finden regelmäßig statt. Die Liste der Verbote ist lang: Wer Filme guckt, Musikstücke als Handy-Klingelton verwendet oder bei einer Hochzeit tanzt, macht sich ebenso strafbar wie Jugendliche, die Fußball spielen. Vor allem aber geht es der Schabaab darum, jede mögliche Opposition im Keim zu ersticken. Bei soviel Extremismus hat sich selbst die ebenfalls islamistische Hisbul-Islam-Bewegung, angeführt vom international gesuchten Terrorverdächtigen Hassan Dahir Aweys, von der Schabaab abgewandt.

Nur einige hundert Gotteskrieger?
Es steht fest, dass Gotteskrieger aus arabischen Staaten aufseiten der Schabaab kämpfen. Doch Somalia-Experten schätzen ihre Zahl auf maximal einige hundert. Versuche der Schabaab, neue Unterstützer im arabischen Ausland zu gewinnen, sollen bislang wenig Erfolg haben. Die Unterstützung aus Ländern wie Katar, Libyen und dem Iran ist vor allem finanzieller Natur: zwischen 200.000 und 500.000 US-Dollar, sagen Insider, werden monatlich über die Regierung im nahen Eritrea nach Somalia geschleust.

Diese Rolle Eritreas verschärft die Lage am Horn von Afrika weiter. «Eritrea exportiert Chaos», erklärte der Außenminister des Nachbarlands Dschibuti, Machmud Ali Yussuf. «Eritrea trainiert Rebellen und rüstet sie für Attentate in Dschibuti aus.» Das winzige Dschibuti ist militärisch ein Schwergewicht, weil sowohl Franzosen als auch Amerikaner von dort aus ihre Somalia-Operationen führen. Auch die Bundeswehr hat im Rahmen des EU-Einsatzes Atalanta einen Stützpunkt in Dschibuti.

Mit dem Erstarken der Islamisten verliert die schwache somalische Übergangsregierung von Scheich Scharif Ahmed weiter an Terrain. Zu ihren Verbündeten gehört auch Kenia. Die kenianische Regierung musste jüngst zugeben, dass sie in geheimen Lagern somalische Soldaten ausbildet. Im Nordosten Kenias, wo viele ethnische Somalier leben, sieht man das mit Sorge. «Das ist eine ernste Angelegenheit», sagt der Vorsitzende des muslimischen Forums in Kenia, Scheich Abdullahi Abdi. Und drückt damit die Angst vor der Rache der Islamisten aus.