Orthodoxe Kirchen in der Ukraine

 (DR)

Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings drei verschiedenen Kirchen an: der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, dem 1992 gegründeten Kiewer Patriarchat oder der 1921 entstandenen "Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche". Alle Versuche, die Orthodoxie in dem Land zusammenzuführen, sind bislang gescheitert. Am 15. Dezember wurde bei einem Konzil in der Kiewer Sophienkirche eine eigenständige ukrainisch-orthodoxe Landeskirche gegründet und deren Oberhaupt gewählt.

Die einzelnen orthodoxen Konfessionen machen selbst keine genauen Angaben über ihre Mitgliederzahl, nennen aber die Zahl ihrer Pfarreien. Demnach verfügt die Kirche des Moskauer Patriarchats mit großem Abstand über die meisten Gemeinden. Zum Kiewer Patriarchat bekannten sich jedoch in einer im September veröffentlichten Meinungsumfrage deutlich mehr Bürger als zur mit Moskau verbundenen Kirche: Knapp 45,2 Prozent der orthodoxen Ukrainer fühlen sich dem Kiewer Patriarchat zugehörig, der ukrainischen Kirche des Moskauer Patriarchats hingegen nur 16,9 Prozent. Ein Drittel bezeichnete sich als "einfach orthodox", ordnete sich also keiner Konfession zu. Zur "Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche" bekannten sich 2,1 Prozent.

Die drei Kirchen unterscheidet vor allem ihre Haltung zum Nachbarland Russland. Das Kiewer Patriarchat pocht auf die Unabhängigkeit von Moskau und betrachtet die russisch-orthodoxe Kirche als verlängerten Arm von Staatspräsident Wladimir Putin. Die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats betont einerseits die traditionelle Einheit mit der russischen Orthodoxie. Andererseits genießt sie eine weitreichende Autonomie. Sie gründet eigenständig Eparchien (Diözesen), wählt selbst ihre Bischöfe und ist finanziell unabhängig von Moskau.

Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der drei Kirchen waren in den vergangenen Jahren hauptsächlich an der Frage gescheitert, ob eine ukrainische Kirche eigenständig sei oder dem Moskauer Patriarchat unterstehen soll. Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel, will der ukrainischen Kirche am 6. Januar die Autokephalie, also nationale Unabhängigkeit, verleihen. Moskau protestiert. (KNA/14.12.18)