Orthodoxe Kirche der Ukraine steht vor Kalenderreform

Von russisch-orthodoxer Kirche absetzen

Die eigenständige Orthodoxe Kirche der Ukraine tendiert immer mehr zu einer Umstellung ihres Kalenders. Sie will sich damit auch von der russisch-orthodoxen Kirche absetzen. Entsprechende Schritte sind auf dem Weg.

Eine Frau zündet Kerzen in der St.-Andreas-Kirche in Kiew an. / © Mark Edward Harris (dpa)
Eine Frau zündet Kerzen in der St.-Andreas-Kirche in Kiew an. / © Mark Edward Harris ( dpa )

Das Leitungsgremium, der Heilige Synod, hat die nötigen Maßnahmen am Donnerstag eingeleitet. Schon beim letzten Weihnachtsfest legten viele Gemeinden aus Protest gegen Russlands Angriffskrieg ihre Weihnachtsmessen vom 7. Januar auf den 25. Dezember vor, was die Kirchenleitung auch offiziell erlaubte.

Die russisch-orthodoxe, einige andere orthodoxe Kirchen und bisher auch die Orthodoxe Kirche Ukraine (OKU) richten sich nach dem alten Julianischen Kalender, der derzeit 13 Tage abweicht vom Neujulianischen Kalender, den inzwischen die Mehrheit der orthodoxen Landeskirchen befolgt. Er stimmt bis ins Jahr 2800 überein mit dem Gregorianischen Kalender. Dieser gilt international in den meisten Kirchen, auch in der römisch-katholischen.

Gemeinden und Klöstern Abkehr vom Julianischen Kalender erlaubt

Der Heilige Synod erlaubte am Donnerstag den Gemeinden und Klöstern die Abkehr vom bisherigen Julianischen Kalender, wenn jeweils mindestens zwei Drittel der Mitglieder den Neujulianischen Kalender befürworten. Eine Bischofsversammlung solle am 23. Mai abschließend über die Kalenderreform beraten, kündigte das Leitungsgremium aus zwölf Bischöfen an.

"Risiko der Spaltung" erhöhen

Das Gremium betonte zugleich, unnötige Eile und alleinige Entscheidungen von oben könnten "das Risiko der Spaltung" erhöhen. Die Kalenderfrage dürfe weder Feindschaft schüren noch Teilung provozieren. Neben der OKU erwägt auch die mit Rom verbundene ukrainische griechisch-katholische Kirche eine Einführung des neuen Kalenders.

In der Ukraine gibt es zwei konkurrierende orthodoxe Kirchen. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) und beschuldigt wiederum Geistliche der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) der Kollaboration mit Russland.

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA