Früherer Dominikaner-General Timothy Radcliffe wird 75

Ordensmann und kirchlicher Querdenker

Timothy Radcliffe, von 1992 bis 2001 Generalmeister der Dominikaner, wird 75 Jahre alt. Der aus London stammende Theologe ist in der über 800-jährigen Geschichte seines Ordens der einzige Brite, der dieses Amt innehatte.

Kerzen auf einer Geburtstagstorte / © Nito (shutterstock)
Kerzen auf einer Geburtstagstorte / © Nito ( shutterstock )

2015 ernannte ihn Papst Franziskus zum Berater des Päpstlichen Rates Justitia et Pax. Im Jahr 2000 galt Radcliffe als ein Kandidat für die Nachfolge von Kardinal Basil Hume als katholischer Erzbischof von Westminster. 2003 wurde er Ehrendoktor der Universität Oxford. Er gehört der Dominikaner-Gemeinschaft in Oxford an.

Kirchlicher Querdenker

Der Ordensmann gilt als kirchlicher Querdenker. So sprach er in einem Vortrag vor Geistlichen von "schlagkräftigen, wenn nicht sogar überwältigenden" Argumenten zugunsten verheirateter Priester. Wiederholt verlangte er mehr Gehör für lokale Kirchen. Das Aussterben von Ordensgemeinschaften kommentierte er als normalen Gang der Geschichte. So seien 62 Prozent der Gemeinschaften, die es vor 1800 gab, heute nicht mehr vorhanden.

Archivbild: Timothy Radcliffe im Juli 2011 / © Romano Siciliani (KNA)
Archivbild: Timothy Radcliffe im Juli 2011 / © Romano Siciliani ( KNA )

Dass eine Kongregation nicht mehr lebensfähig sei, könne auch bedeuten, dass sie "ihren Zweck erfüllt" habe, so Radcliffe. Wenn sie ihn noch nicht erfüllt habe, müsse sie fragen, ob diese Aufgaben nicht auch von Laien übernommen werden könnten. Im Zeitalter des Internet könnten Ordensleute weiter segensreich wirken, "wenn wir kreativ sind und genug Fantasie haben".

Radcliffe plädiert für Offenheit

Gegenüber neuen charismatischen Bewegungen plädierte Radcliffe für Offenheit. In der Kirchengeschichte sei beim Erscheinen eines neuen Typs von Ordensleben immer der Tod der bisherigen Formen erwartet worden. Tatsächlich aber hätten unterschiedliche Stile geistlichen Lebens nebeneinander bestehen können.

Dominikaner

Der Dominikanerorden gehört zu den wichtigsten Ordensgemeinschaften der katholischen Kirche. Er ist benannt nach seinem Gründer, dem heiligen Dominikus von Caleruega (1170-1221) aus Spanien. Das Ordenskürzel OP steht für "Orden der Predigerbrüder" und beschreibt den Gründungsauftrag des frühen 13. Jahrhunderts: in glaubwürdiger evangelischer Armut den christlichen Glauben gegen die Irrlehren der Zeit zu verkünden.

Symbolbild Dominikaner / © Anneka (shutterstock)
Quelle:
KNA