Ordensgemeinschaft der Amigonianer feiert Doppeljubiläum

"Freunde der jungen Menschen sein"

Ein schlichter Bau im Gelsenkirchener Stadtteil Feldmark: der offene Jugendtreff der Ordensgemeinschaft der "Kapuziner Terziaren Unserer Frau der Schmerzen". Heute kann die Kommunität, die sich nach ihrem Ordensgründer, dem spanischen Pater Luis Amigo auch Amigonianer nennt, ein Jubiläum feiern.

Autor/in:
Anja Kordik
 (DR)

Dann ist es 20 Jahre her, dass die Ordensbrüder ihre Jugendeinrichtung errichten konnten. Angefangen hat alles mit einer kleinen Holzbaracke. Heute gibt es hier einen Raum zur Hausaufgabenbetreuung, einen Spiel- und einen Werkraum. Und täglich tummeln sich dort 80 bis 100 Kinder und Jugendliche.

Einfachheit ist noch immer prägendes Prinzip der Amigonianer - ein Grundsatz, der sich vom franziskanischen Geist des Ordens herleitet.
"Wir sagen immer: Es kommt nicht auf räumliche oder technische Ausstattung an", betont der Koordinator der Jugendarbeit, Bruder Anno Müller. "Wesentlich sind die Menschen, die mit den Jugendlichen zusammenarbeiten; wichtig sind deren Sensibilität und Wahrnehmungsfähigkeit." Vier Ordensbrüder und drei hauptamtliche Mitarbeiter aus den Bereichen Sozialpädagogik und -arbeit kümmern sich heute um die Einrichtung.

Schritt für Schritt ins Leben
Mit dem Grundsatz, ganz nah bei den Jugendlichen zu sein und sie Schritt für Schritt ins Leben zu führen, dabei auch die Familien eng mit einzubeziehen, sind die Amigonianer seit zwei Jahrzehnten in Gelsenkirchen-Feldmark erfolgreich. Unter den Gästen beim Festakt am Freitag wird der Essener Diözesanadministrator, Weihbischof Franz Vorrath, sein. Das Bistum Essen hatte die Jugendeinrichtung im vergangenen Jahr mit dem Heinrich-Brauns-Preis ausgezeichnet.

Der Jugendtreff der Amigonianer liegt mitten in einem sozialen Brennpunkt im Stadtteil Feldmark, wohin in den 80er Jahren zunächst Menschen aus dem Obdachlosenmilieu hin umgesiedelt wurden und wo noch immer ein großer Teil der rund 500 Familien von Hartz IV leben muss. Der heutige Leiter des Jugendtreffs, der Sozialarbeiter Michal Niehaus, ist selbst hier aufgewachsen. Aus seiner Kindheit erinnert er sich gut an den schlechten Ruf. "Ich hatte zwar von der Grundschule her einige Freunde dort - aber eigentlich war die Siedlung ein Ort, wo man besser nicht hin ging, wo es auch mal Schlägereien gab."

Gezielte Bildungsarbeit und Förderung
Den Amigonianern ist es gelungen, die Gettoisierung des Viertels ein Stück weit aufzubrechen. Denn durch die Arbeit mit den Jugendlichen sind auch viele Eltern mobilisiert worden, sich für die Einrichtung zu engagieren. Da ist die Mutter, die sagt: "Ich kann meine drei Kinder jeden Tag hierher schicken und weiß sie gut aufgehoben - da kann ich abends zum Putzen vorbeikommen!" Da ist der junge Familienvater, der selbst früher Stammgast im Jugendtreff war, heute Maler und Lackierer ist und im Vorfeld der Jubiläumsfeier dem Haus einen frischen Anstrich verpasste.

Die gezielte Bildungsarbeit und Förderung der Jugendlichen trägt viele Früchte. Erst diese Woche habe er bis spät in der Nacht mit einem seiner Schützlinge, einem Abiturienten, an einem Referat von ihm gearbeitet, so Neuhaus. "Bis zwei Uhr nachts hat er mir immer wieder neu überarbeitete Fassungen zugemailt - und ich habe ihm meine Anmerkungen zurückgeschickt."

Freunde der jungen Menschen zu sein - das ist das wichtigste Prinzip der Amigonianer. Es war auch der Grundsatz des Ordensgründers, des spanischen Kapuzinerpaters Luis Amigo (1854 - 1934), dessen 75. Todestag die Gemeinschaft im September mit einem "Amigofest" begehen will. "Wir haben zwar die Leitung unserer Einrichtung in die Hände gut ausgebildeter und christlich motivierter Fachkräfte gelegt", so der Leiter der Gelsenkirchener Kommunität, Pater Alois Gomez de Segura. "Trotzdem bleibt es wichtig, dass wir als Ordensmänner hier präsent sind." Mit den jungen Menschen und ihren Familien wirklich zu leben, das sei die wesentliche und ganz eigene Aufgabe der Amigonianer.