Opferverein der Odenwaldschule begrüßt Entschädigungen

Über jede Zuwendung dankbar

Der von ehemaligen Schülern der Odenwaldschule gegründete Opferverein "Glasbrechen" sieht die angekündigte Entschädigungszahlung für Missbrauchsopfer als positives Signal der Schule. "Wir sind über fast jede Zuwendung dankbar und sehen darin ein gutes Zeichen", sagte der Vorsitzende des Vereins, Adrian Koerfer.

 (DR)

Er sieht in der Entschädigung auch ein Schuldeingeständnis des Reforminternats in Heppenheim für die zahlreichen Missbrauchsfälle, die sich von 1966 bis in die 1990er Jahre ereignet haben. Nach dem Willen des Alterschülervereins der Odenwaldschule sollen die angekündigten Entschädigungen überwiegend aus dem Vermögen der Täter finanziert werden. --


Schwertraumatisierte brauchen Geld--
Die Odenwaldschule hatte angekündigt, den rund 50 Opfern insgesamt mindestens 100.000 Euro Entschädigung zu zahlen. Das Geld solle noch im Laufe des Jahres dem Verein "Glasbrechen" überwiesen werden, sagte der Vorstandsvorsitzende der Odenwaldschule, Michael Frenzen. Er hoffe, dass auch möglichst viele ehemalige Schüler durch Spenden helfen, die Summe aufzubringen --
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Der "Glasbrechen"-Vorsitzende erwiderte, dass letztlich die 100.000 Euro nicht ausreichen würden, um die Opfern angemessen zu betreuen. Den am stärksten Betroffenen solle aber das meiste Geld zur Verfügung gestellt werden, kündigte Koerfer an: "Da sind schwer traumatisierte Menschen dabei." Ihnen müsse mit Therapien geholfen werden.--


Täter finanziell zur Verantwortung ziehen--
Das Vorstandsmitglied des Altschülervereins der Odenwaldschule, Mark Tügel, forderte, die Täter finanziell zur Verantwortung zu ziehen. "Ich bin in dieser Sache ein Verfechter des Verursacherprinzips", sagte Tügel. Mit den derzeit diskutierten Summen werde das Internat an den Rand des Ruins gebracht. "Man macht damit eine Schule kaputt, die heute eine gute Arbeit macht", unterstrich Tügel. Daher sei es sinnvoll, für die notwendigen Entschädigungen auch die beschuldigten Lehrer heranzuziehen. Der inzwischen gestorbene Ex-Schulleiter Gerold Becker zum Beispiel habe ein beachtliches Vermögen angehäuft. --
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Auch die Opfervereinigung "Glasbrechen" möchte diesen Weg einschlagen. Man arbeite daran, den ehemaligen Vorstand des Trägervereins der Schule in die Pflicht zu nehmen, sagte Koerfer. "Der hat versucht, die Sache zu vertuschen", fügte er hinzu. Die Führungsriege des Trägers wurde im Mai fast komplett ausgewechselt, da ihr vorgeworfen wurde, den Missbrauch geheim gehalten zu haben. --
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Ein Dutzend Erzieher sind beschuldigt

Zuletzt hatten die Juristen der Schule mehr als 70 Missbrauchsopfer gezählt, die sich gemeldet hatten. Beschuldigt wurden mehr als ein Dutzend Erzieher. Unter ihnen war auch der frühere Schulleiter Gerold Becker, der Anfang Juli nach langer Krankheit starb. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hat sämtliche Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs gegen ehemalige Lehrer der Odenwaldschule eingestellt, weil die mutmaßlichen Taten verjährt sind.--