Open Doors über Religionsfreiheit unter staatlicher Kontrolle

60 Millionen Untergrundchristen in China

Chinas Christen wollten sich Gott unterstellen und keinem kommunistischen Regime, unterstreicht Open Doors-Leiter Markus Rode im domradio.de-Interview. Das überkonfessionelle Hilfswerk setzt sich gegen Christenverfolgung ein. Eine Religionsfreiheit unter staatlicher Kontrolle sei keine wirkliche Freiheit. In China stellt sich zurzeit die Staatsspitze neu auf.

 (DR)

domradio.de: Wie ergeht es Christen in China?

Markus Rode: Das ist eine sehr schwer zu beantwortende Frage, weil China riesig ist. Es gibt in vielen Provinzen mittlerweile für Christen die Möglichkeit, sich frei zu Gottesdiensten zu versammeln. Es gibt die sogenannte staatlich kontrollierte Kirche mit ungefähr 23 Millionen Christen, da haben Christen keine großen Probleme. Aber dann gibt es die Untergrundgemeinden, die Hauskirchennetzwerke, die nicht unter staatlicher Kontrolle sind, weil sie sich nicht registrieren wollen. Da gibt es noch massive Verfolgungen in einigen Bereichen, wo Pastoren abgeholt, gefoltert oder in Umerziehungslager gesteckt werden.



domradio.de: Trotzdem gibt es ja offiziell eine Religionsfreiheit in China. Wie passt das zusammen?

Rode: Es gibt eben eine sogenannte Religionsfreiheit unter der staatlichen Kontrolle. Das ist keine wirkliche Freiheit, wenn sich Kirchen unter einem atheistischen Regime registrieren müssen, dann ist das klar, dass viele viele Hauskirchenchristen - das ist der allergrößte Teil der Christen mit ungefähr 60 Millionen - sagen, wir wollen uns Gott unterstellen, aber nicht einem kommunistischen Regime, das uns diktiert, welche Pastoren und Pfarrer letztlich in unseren Gemeinden eingesetzt werden.



domradio.de: "Open Doors" erstellt jedes Jahr einen Weltverfolgungsindex. Wie sieht der in diesem Jahr aus?

Rode: Wir haben jetzt China im Verfolgungsindex der Länder, wo die Christenverfolgung am härtesten ist. Bei 50 Ländern auf Platz 21. Im Vorjahr war es auf Platz 16. Wenn man jetzt fragt, ist das eine Verbesserung, weil China weiter nach hinten gerückt ist, muss ich das leider verneinen. Das liegt daran, dass andere Staaten eine härtere Verfolgung haben. Es hat also eine Gesamtverschiebung gegeben, während sich in China nicht sehr viel verändert hat.



domradio.de: Wie versuchen Sie von Open Doors, diesen Menschen in China zu helfen?

Rode: Sie haben ein großes Defizit in der Ausbildung von Pastoren und Pfarrern, da helfen wir ihnen. Wir helfen unter anderem mit spezifischer Literatur, unter anderem auch Bibeln. Gerade in den ländlicheren Regionen sind die Menschen zu arm, um sich eine Bibel zu kaufen, also für die Hausgemeinden dort. Und wir helfen auch humanitär in einigen Bereichen, wo Christen einfach keine Existenzgrundlage haben.



Das Interview führte Susanne Becker-Huberti (domradio.de)