"Open Doors"-Bericht zu Diskriminierungen von Christen in Flüchtlingsunterkünften

 (DR)

Die Organisation "Open Doors" hat ihre Vorwürfe über die Bedrohung vor allem christlicher Flüchtlinge in deutschen Asylunterkünften erneuert. Laut einem am Montag in Berlin vorgestellten Bericht hat sie Kenntnis von 743 Fällen, in denen Christen und Jesiden Opfer von Diskriminierung, Bedrohung oder sogar Gewalt wurden. Bereits im Mai hatte die Organisation einen ersten Bericht zu dem Thema vorgelegt, dessen Aussagen jedoch Zweifel weckten. Damals hatte die Organisation, die der theologisch konservativen Deutschen Evangelischen Allianz nahe steht, 231 Fälle dokumentiert.

Seitdem haben Mitarbeiter weitere Flüchtlinge in Massenunterkünften befragt. In die Erhebung eingegangen sind allerdings nur Fälle, in denen sich Opfer bereits Mitarbeitern anvertraut hatten. Wie groß die Zahl derjenigen ist, die keine Diskriminierung erleben, bleibt in den Berichten offen.

Der neue Bericht dokumentiert Fälle aus allen Bundesländern außer Sachsen. Die Verteilung ist aber erneut nicht repräsentativ für die Verteilung von Flüchtlingen in Deutschland. Die meisten Fälle (146) stammen demnach abermals aus Berlin. Beim letzten Bericht sorgte unter anderem für Kritik, dass ein großer Teil der Flüchtlinge aus einer einzigen Gemeinde in Berlin stammte. Wie viele Einrichtungen oder Gemeinden sich diesmal hinter den Fällen verbergen, blieb beim neuen Bericht ebenfalls offen. Die befragten Flüchtlinge, rund die Hälfte von ihnen Menschen, die vom Islam zum Christentum konvertiert sind, kamen vor allem aus dem Iran (304), gefolgt von Syrien (263) und Afghanistan (63). 416 der Befragten klagten den Angaben zufolge über religiös motivierte Körperverletzungen, 314 über Todesdrohungen und 44 über sexuelle Übergriffe. Nur 129 der Betroffenen erstatteten Anzeige. Zehn der 743 Befragten waren Vertreter der religiösen Minderheit der Jesiden.

Die meisten Befragten (674) erlebten Anfeindungen oder Angriffe dem Bericht zufolge durch andere Flüchtlinge, 205 teilweise zusätzlich durch Wachpersonal. Die Mehrheit der Flüchtlinge (424), die Diskriminierungen oder Gewalt erlebten, wünscht sich den Angaben zufolge eine nach Religionen getrennte Unterbringung in Asylheimen. (epd/Stand 17.10.16)