Olympiapfarrer Hans-Gerd Schütt im Peking-Blog für domradio.de - Mittwoch, 13. August

Teil 6: Endlich Gold

Na also, es geht doch, endlich Gold für Deutschland. Nach dem doch etwas enttäuschenden Auftakt der Olympischen Spiele haben die deutschen Sportler am Dienstag und Mittwoch in Peking sechs mal das begehrte Edelmetal errungen: im Reiten, Judo und Fechten und Kanufahren. Ich freue mich für die Jungs und Mädchen!

 (DR)

Die Erleichterung ist wirklich überall zu spüren, eine Mannschaft wird ja immer auch als Gesamtes gesehen, und wenn es dann mal nicht so klappt, schlägt das natürlich auf die Grundstimmung im Dorf. Und die war in den letzten Tagen wirklich eher gedrückt. Wen ich auch traf, immer hieß es: "Das kann doch wohl nicht war sein." Und nun nach den ersten Medallien spürt man, wie ein Ruck durch das Team geht.

Ein Sportler meinte gestern zu mir, jetzt helfe wohl nur noch beten. Er meinte das nicht ganz so ernst, aber ich erlebe oft, dass die Athleten mich bitten, ein kleines Gebet nach oben zu schicken. Die Gemeinde auf Zeit ist mir ja anvertraut und da hilft man natürlich gerne.

Und nun, wenn ich meine Runden drehe im Olympischen Dorf und Deutsche treffe, wird mir auch schon mal zugezwinkert, "na Herr Pfarrer, da haben sie aber wohl das ein oder andere Stoßgebet himmelwärts geschickt". Da  kann ich nur sagen, der Beste sollte gewinnen, umso schöner, wenn es jemand aus unserer Mannschaft ist. Wollen wir hoffen und vielleicht ein wenig beten, dass es nun so weiter geht.

Aus der Heimat erreichen mich viele Fragen, es würde gemeldet, die Presse dürfte nicht über unsere Gottesdienste berichten. Da kann ich nur sagen, das religiöse Zentrum ist für Journalisten deshalb nicht zugängig, weil es im Wohnbereich liegt, und da dürfen Journalisten eh nicht rein, weil das eine Ruhezone ist. Sonst war das Zentrum immer im offenen Bereich, aber ob das nun extra von den Veranstaltern geplant war, um die Presse rauszuhalten, das kann ich nicht sagen.

Und natürlich ist Doping auch so ein Thema, gerade nach den neuesten Enthüllungen im Spiegel. Das Thema wird hier eher nicht so oft angesprochen und es ist auch nicht so, dass die Sportler zu mir in die Beichte kämen und darüber reden wollen würden. Aber man merkt schon, dass dieser Generalverdacht alle bedrückt, davon ist jeder betroffen. Und gerade junge Sportler machen sich Gedanken darüber, wie man das verlorene Vertrauen wieder zurückgewinnen kann. Die Hand ins Feuer legen kann ich leider für niemanden, da hat man schon zuviele schlimme Fälle erlebt.

Noch so ein Problem ist das mit den oft recht leeren Zuschauerrängen. Das fällt mir schon auf. Wenn ich z.B. für Jugendgruppen noch Karten besorgen möchte, dann ist das sehr schwierig, oft gar nicht möglich. Und wenn man dann im Stadion ist und die vielen leeren Plätze sieht, dann wundert man sich schon ein wenig, wo all die Karten denn hin sind.