Ollanta Humala steht vor dem Einzug in den Präsidentenpalast von Peru

Ein Krieger ganz oben

In Peru steht ein Linksnationalist mit indianischen Wurzeln vor dem Einzug in den Präsidentenpalast: Ollanta Moisés Humala Tassio hat die Stichwahl um das höchste Staatsamt gewonnen, wenn sich die Trends bestätigen. Der ehemalige Militär griff schon einmal nach der Macht.

Autor/in:
Jürgen Vogt
 (DR)

Ende 2000 initiierte Oberst Humala mit einem Bruder und knapp 60 Anhängern eine Rebellion gegen das autoritäre Regime von Präsident Alberto Fujimori. Der Ausstand scheiterte, Humala wurde festgenommen, aber wenige Wochen nach der Flucht Fujimoris ins Ausland wieder freigelassen. Ollanta ist ein Name aus der Sprache der Aymara-Indianer und bedeutet: "Der Krieger, der von oben alles sieht".



Nach Auszählung von 85 Prozent der Stimmen kam er auf 50,7 Prozent. Keiko Fujimori, Tochter des autokratischen Ex-Präsidenten Alberto Fujimori (1990-2001), erhielt 49,3 Prozent. Trotz des knappen Ergebnisses erklärte sich Humala noch am späten Sonntagabend (Ortszeit) zum Sieger.



Menschenrechtsverletzungen?

Seine militärische Ausbildung hatte Humala auch in die "Escuela de las Americas" in Panama geführt, die die USA für lateinamerikanische Militärs betreiben. Später kämpfte er gegen die maoistische Guerillaorganisation "Leuchtender Pfad", die wegen ihrer Terrorangriffe gefürchtet war. In seiner Zeit als Befehlshaber in dem Ort Madre Mia kam es 1992 zu Menschenrechtsverletzungen. Bis heute ist nicht geklärt, ob Humala von den Übergriffen auf Zivilisten wusste oder gar darin verwickelt war.



Humala ist verheiratet und hat drei Kinder. 2004 verließ er die Armee, studierte Politologie und verlegte sich ganz auf eine politische Karriere. Er setzte sich für die Renationalisierung von Firmen ein, die unter Fujimori an ausländische Firmen verkauft worden waren. 2006 trat er mit einem "Bündnis für Peru" erstmals bei einer Präsidentenwahl an.



Kritiker vergleichen ihn mit Chávez

In der Stichwahl unterlag er jedoch seinem Gegner Alan García, der eine neoliberale Wirtschaftspolitik propagierte. Seine Kritiker bezeichnen Humala als eine peruanische Version des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez, der sich in den Fußstapfen des Nationalhelden Simón Bolívar sieht und sein Land in einen "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" führen will.



Humala wurde am 27. Juni 1962 als zweites von sieben Kindern einer bürgerlichen Intellektuellenfamilie geboren. Sein Vater Issac Humala, ein Quechua-Indianer, stammt aus der Provinz Ayacucho, seine Mutter Elena Tasso aus Italien. Die Eltern sympathisierten mit dem Sozialismus, der Vater begründete den "Ethnocacerismus", eine rassistisch-nationalistische Ideologie, in der die Indianer und Mestizen als überlegene Völker gelten.