Franziskanerin ordnet Thesen von Maria 2.0 ein

"Oh, da ist etwas dran"

Am vergangenen Sonntag haben Frauen der Initiative Maria 2.0 bundesweit sieben Thesen an viele katholische Kirchentüren angeschlagen und Reformen gefordert. Die Olper Franziskanerin Sr. Katharina Hartleib hat sich darüber ihre Gedanken gemacht.

Thesenanschlag der Initiative Maria 2.0 / © Harald Oppitz (KNA)
Thesenanschlag der Initiative Maria 2.0 / © Harald Oppitz ( KNA )

Gut 500 Jahre ist es her, dass Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg geschlagen hat. Ob er dies eigenhändig tat, ist umstritten, letztlich aber unerheblich, denn der Thesenanschlag gilt als Sternstunde der Reformation.

Die Protestbewegung Maria 2.0 hat jetzt nur sieben Thesen bundesweit an Kirchen und Klostertüren geheftet, am ersten Fastensonntag und im Vorfeld der an diesem Dienstag beginnenden Frühjahrsvollversammlung der deutschen katholischen Bischöfe.

Die Aktion des Wittenberger Mönches Martin Luther habe damals zu einem neuen Denken geführt, erläutert Sr. Katharina Hartleib in ihrem Morgenimpuls auf DOMRADIO.DE an diesem Dienstag. Aber aus dieser mutmaßlich ketzerischen Aktion folgte auch eine Abspaltung, gibt die Ordensschwester zu bedenken. Die katholische Kirche verlor viele ihrer Mitglieder.

Sie äußert Verständnis dafür, dass der Name der Protestbewegung Maria 2.0 einigen Gläubigen zu provokativ sei, weil sie sich Sorge darüber machten, "dass damit der Name der Gottesmutter falsch genutzt" werde. Aber davon abgesehen seien "noch viel mehr Menschen davon überzeugt, dass etwas geschehen müsse" in unserer Kirche.

"Oh, da ist etwas dran"

Als Gedankenanstoß listet Sr. Katharina die sieben Thesen noch einmal auf und regt zum Nachdenken darüber an. "Und wenn Sie sie hören, werden Sie merken: Oh, da ist etwas dran", so die Franziskanerin.

"Die erste These: In unserer Kirche haben alle Menschen Zugang zu allen Ämtern. Die zweite These sagt: In unserer Kirche haben alle Teil am Sendungsauftrag, Macht wird geteilt. Die dritte These betont: In unserer Kirche werden Taten sexualisierter Gewalt umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Ursachen werden konsequent bekämpft. Die vierte These betont: Unsere Kirche zeigt eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber selbstbestimmter, achtsamer Sexualität und Partnerschaft."

"In der fünften These heißt es: In unserer Kirche ist die zölibatäre Lebensform keine Voraussetzung für die Ausübung eines Weiheamtes. Die sechste These sagt: Unsere Kirche wirtschaftet nach christlichen Prinzipien. Sie ist Verwalterin des ihr anvertrauten Vermögens. Es gehört ihr nicht. Und die siebte These lautet: Unser Auftrag ist die Botschaft Jesu Christi. Wir handeln danach und stellen uns dem gesamtgesellschaftlichen Diskurs. Wenn Sie mehr dazu lesen, bedenken und wie wir jetzt vor Gott tragen möchten, informieren Sie sich. Es lohnt sich."


Sr. Katharina Hartleib beim Beten  / © Martin Biallas (DR)
Sr. Katharina Hartleib beim Beten / © Martin Biallas ( DR )
Quelle:
DR
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