Offener Brief an Modi fordert Ende der Gewalt gegen Christen

Falsche Beschuldigungen

Ehemalige Politiker und Beamte in Indien fordern Premierminister Narendra Modi in einem offenen Brief auf, die zunehmende Gewalt gegen Christen zu stoppen. Christen würden fälschlicherweise der Konvertierung von Hindus beschuldigt.

Ältere Frau in Patna, Indien / © Gottfried Bohl (KNA)
Ältere Frau in Patna, Indien / © Gottfried Bohl ( KNA )

Das berichten der vatikanische Pressedienst "Asianews" und das Nachrichtenportal "Vatican News" (Mittwoch).

Schweigen werde nur zu mehr Gewalt führen, warnen die Unterzeichner, darunter die ehemalige Außenministerin Sujatha Singh und der frühere Vize-Gouverneur von Delhi, Najeeb Jung, in ihrem Schreiben an den Regierungschef. Modi gehört der hindu-nationalistischen "Indischen Volkspartei" (BJP) an.

Hassausbrüche und Gewalt extremistischer Hindus

Seit seiner Machtübernahme 2014 haben Hassausbrüche und Gewalt extremistischer Hindus gegen die religiösen Minderheiten der Muslime und Christen in Indien deutlich zugenommen.

Christinnen in Indien / © Sumit Saraswat (shutterstock)
Christinnen in Indien / © Sumit Saraswat ( shutterstock )

Christen würden fälschlicherweise der Konvertierung von Hindus beschuldigt, heißt es in dem offenen Brief. Dies diene als Vorwand für verbale, physische und psychische Gewalt. "Kirchen und Häuser von Stammes- und Dalit-Christen wurden zerstört, Friedhöfe verwüstet, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen angegriffen und Gebetsversammlungen terrorisiert."

Exemplarisch führen die Unterzeichner auch den Fall des Jesuiten und katholischen Menschenrechtsaktivisten Stan Swamy an, der wegen angeblicher terroristischer Aktivitäten in Untersuchungshaft genommen wurde und im Juli 2021 starb.

Stand mit Bibeln angegriffen

Zu einem neuen Vorfall kam es den Angaben zufolge erst in der vergangenen Woche auf der Weltbuchmesse in Neu-Dheli. Dort hatten Hindu-Extremisten einen Stand angegriffen, an dem kostenlos Bibeln verteilt wurden.

Offene Bibel mit Kreuz / © Freedom Studio (shutterstock)
Offene Bibel mit Kreuz / © Freedom Studio ( shutterstock )

Modi solle sich gegen "diese empörenden Taten" aussprechen und dafür sorgen, dass die Behörden solche Vorfälle verhindern, so die Unterzeichner des offenen Briefes. "Mit nur einem Wort von Spitzenpolitikern können alle Gewalttaten sofort gestoppt werden", heißt es in dem Schreiben.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
KNA