Österreichs Präsident Van der Bellen beim Papst

Lernen von Franziskus

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat Papst Franziskus zur Privataudienz getroffen. Er brachte als Gastgeschenk Tiroler Bauernbrot mit und lobte Franziskus für dessen Art, Menschen anzusprechen und mitzunehmen.

Österreichs Bundespräsident Van der Bellen uns seine Frau 2017 bei Papst Franziskus  / © Romano Siciliani (KNA)
Österreichs Bundespräsident Van der Bellen uns seine Frau 2017 bei Papst Franziskus / © Romano Siciliani ( KNA )

"Ein hoch intelligenter Mann, der mit seinen Formulierungen Bilder schafft, die die Menschen ins Herz treffen", sagte Van der Bellen nach der Begegnung am Donnerstag vor Journalisten in Rom. "Davon können wir Politiker viel lernen", so der Bundespräsident.

Wenn man die Spiritualität erlebe, die Franziskus verkörpert, "dann merkt man, dass man das doch vermisst hat über die Jahre", so Van der Bellen. Volkswirte wie er müssten viel abstrakter denken; da gehe ihnen etwas ab. Der frühere Grünen-Politiker Van der Bellen, der als evangelischer Christ aus der Kirche ausgetreten ist, hatte sich bereits zuvor mehrfach anerkennend über Papst Franziskus geäußert.

 

 

Brot als Gastgeschenk

Van der Bellen brachte Franziskus zwei Laibe Tiroler Bauernbrot als Gastgeschenk mit. Der passende Brotkasten aus Holz wurde in einer Behindertenwerkstatt im Tiroler Kaunertal gefertigt, wo Van der Bellen aufwuchs.

Beim Anblick des Brotes sagte Franziskus: "Das müsste man jetzt brechen und teilen" - tat es aber nicht. Er selbst schenkte dem Bundespräsidenten einen bronzenen Olivenzweig sowie die deutsche Ausgabe seiner Schreiben "Evangelii Gaudium", "Laudato si" und "Amoris laetitia".

Einladung nach Österreich

"Natürlich" habe er Franziskus auch zu einem Besuch nach Österreich eingeladen, so der Bundespräsident. Da das Land - verglichen mit anderen Staaten - aber keine so brennenden Probleme habe, werde der Papst, der an die Ränder geht, wohl so schnell nicht in die Alpenrepublik kommen. Das Verhältnis zwischen Österreich und dem Heiligen Stuhl sei aber ausgezeichnet.

Einigkeit bestehe auch bei den Anliegen eines Atomwaffenverbotes und der Abschaffung der Todesstrafe. Der jüngste UN-Atomwaffenverbotsvertrag, dem Anfang Juli in New York 122 Staaten zugestimmt haben, ist unter maßgeblicher Beteiligung österreichischer Diplomaten entstanden.

Zur Abschaffung der Todesstrafe hatte sich der Papst vor einigen Wochen ausführlicher geäußert. In einer Rede zum 25-jährigen Erscheinen des katholischen Weltkatechismus hatte er gefordert, die Verurteilung der Todesstrafe im Katechismus solle noch entschiedener gefasst werden.

Themen: Ukraine, Bosnien-Herzegowina und Flüchtlinge

Wie Bundespräsident Van der Bellen sagte, sei es im Gespräch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vor allem um konkrete außenpolitische Themen gegangen. Sorge bereite beiden Seiten der Stillstand in der Ukraine oder das "entstehende Vakuum in Bosnien-Herzegowina", das zunehmend von türkischen und arabischen Institutionen gefüllt werde.

Natürlich habe man auch über Europas Probleme und den Umgang mit Flüchtlingen und Migranten gesprochen. Dabei gestand Van der Bellen, auch er selbst verstehe nicht ganz, weshalb es heute viel mehr Unsicherheit und Ablehnung gebe als etwa 2015, "als wir echte Probleme mit den Flüchtlingen hatten". In den Folgejahren hätten sich die Asylbewerberzahlen doch jeweils halbiert.

Treffen mit Malteserorden

Nachmittags besuchte der Bundespräsident die Leitung des Souveränen Malteserordens an dessen Sitz auf dem Aventin-Hügel in Rom. In dem Gespräch mit Großmeister Fra Giacomo Dalla Torre seien sich Österreich und der Malteserorden einig, dass angesichts der derzeitigen Konflikte dringend "neue und wirksame Modelle humanitärer Hilfe" zu suchen seien, so Van der Bellen laut einer Mitteilung des Ordens.

Gleichzeitig sprach er sich laut Medienberichten vehement dafür aus, den Brennerpass offen zu halten. Dieser sei "nicht nur eine Grenze zwischen Italien und Österreich", sondern habe für die Europäische Union eine symbolische Bedeutung. "Ich werde alles, was in meiner Macht steht, tun, damit diese Grenze offen bleibt", so der Bundespräsident.

Begegnung mit Flüchtlingen

Am Sitz der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio ließ sich Van de Bellen von Flüchtlingen und Migranten erzählen, warum sie ihre frühere Heimat verlassen haben und wie sie in Rom ein neues Leben aufbauen konnten. Der Politiker erklärte, mit Respekt und Hilfe vonseiten der Gastgeber sowie Anstrengung und Verständnis auf der Seite der Neuankömmlinge könne eine "wunderbare Vielfalt" entstehen.


Quelle:
KNA