OECD sieht Mängel in der Familienförderung in Deutschland

Wenig Kinder im reichen Industrieland

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sieht Mängel in der Familienförderung in Deutschland. Obwohl Deutschland seit langem einen der Spitzenplätze bei der Familienförderung belege, liege die Geburtenrate weit unter dem OECD-Durchschnitt, heißt es in einem am Mittwoch in Paris veröffentlichten OECD-Bericht. Als wichtigsten Grund nennt die Organisation die noch immer mangelnde Vereinbarkeit von Kindern und Beruf.

 (DR)

Die Geburtenrate in Deutschland liege mit 1,36 Kindern unter dem OECD-Mittelwert von 1,76 Kindern. Kinder gingen in Deutschland häufig zu Lasten der Karriere und der finanziellen Ausstattung einer Frau, so der OECD-Bericht. Deswegen werde der Kinderwunsch in Deutschland länger aufgeschoben als in anderen OECD-Ländern, vor allem bei akademisch gebildeten Frauen. Auch die Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern seien in Deutschland besonders ausgeprägt. Zudem verbrächten Frauen doppelt so viel Zeit mit der Pflege von Angehörigen als Männer.



Öffnungszeiten von Kindergärten oft zu kurz

Deutschland sei zudem das einzige OECD-Land, dessen Steuersystem in Familien mit Kindern Alleinverdiener bevorzuge. Weiter seien die Öffnungszeiten von Kindergärten oft zu kurz. Außerschulische Betreuung werde in Deutschland nur von zehn Prozent aller Grundschüler in Anspruch genommen. Gelobt wird Deutschland für die Anreize, Väter an der Erziehung zu beteiligen.



Bis zum 18. Lebensjahr eines Kindes werden laut der Statistik in Deutschland 146.000 Euro für Ausbildung und Familienpolitik ausgegeben - im OECD-Schnitt seien es 124.000 Euro. Relativ niedrig sei daher die Kinderarmutsrate mit 8,3 Prozent im Vergleich zu 12,7 Prozent im Durchschnitt der OECD-Staaten.



Kinderarmut steigt in Türkei, Israel, USA

Sorge bereitet der OECD diese gestiegene Kinderarmut in zahlreichen ihrer Mitgliedsländer. So habe die Kinderarmut etwa in der Türkei, Israel, den USA, Mexiko und Polen seit den 1990er Jahren zugenommen. OECD-Generalsekretär Angel Gurria verlangte, den Schwächsten in der Gesellschaft dürften die Sozialleistungen nicht gekürzt werden.



Zu den OECD-Empfehlungen gehört weiter, die Kinderbetreuung auszubauen. Nötig seien zudem weitere Anreize, um Familie und Beruf zu vereinbaren. Beim Elternurlaub müsse es Anreize für Väter geben, die sie ermutigten, ihren Anteil an der Kindererziehung zu übernehmen.