Oberhaupt der orthodoxen Kirche tot - Vatikan würdigt Verdienste um Einheit der Christen

"Ein tüchtiger Hirte"

Erzbischof Christodoulos, das Oberhaupt der orthodoxen Kirche von Griechenland, ist am Montagmorgen nach schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren gestorben. In Griechenland ordnete das Innenministerium eine viertägige Staatstrauer an. Papst Benedikt XVI. sendete ein Beileidstelegramm. Die Suche nach einem Nachfolger hat schon begonnen.

 (DR)

Der Erzbischof von Athen und ganz Griechenland, der zehn Jahre an der Spitze der griechisch-orthodoxen Kirche stand, litt seit längerem an Leber- und Darmkrebs. Im vergangenen Jahr war eine geplante Lebertransplantation, zu der sich das Kirchenoberhaupt im US-Staat Florida aufhielt, abgesagt worden.

Der Leichnam des Kirchenoberhaupts wird drei Tage in der Kathedrale von Athen aufgebahrt. In Griechenland ordnete das Innenministerium eine viertägige Staatstrauer an. An allen öffentlichen Gebäuden wurden die Fahnen auf Halbmast gesetzt. Behörden und Schulen bleiben am Tag der Beisetzung geschlossen. Über den Termin der Trauerfeier, zu der auch Kirchenrepräsentanten aus dem Ausland erwartet werden, wollte am Montagnachmittag die Bischofssynode, das höchste Gremium der Kirche von Griechenland, entscheiden. Die Synode wird innerhalb von 20 Tagen einen Nachfolger wählen.

"Er hat unsere Herzen tief berührt"
Ministerpräsident Kostas Karamalis bezeichnete den Verstorbenen als aufgeklärten Hierarchen, dessen pastorale Tätigkeit die Kirche der Gesellschaft und den Gegenwartsproblemen näher gebracht habe. "Sein Mut und seine Geduld im Kampf gegen die Krankheit hat unsere Herzen tief berührt", so der Regierungschef.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso würdigte in Brüssel den verstorbenen Erzbischof. In einem Beileidsschreiben hob er besonders den herausragenden Beitrag von Christodoulos zum interreligiösen Dialog in Europa hervor. Im Mai 2007 gehörte der Erzbischof zu den Teilnehmern eines hochrangigen Treffens der drei EU-Institutionen mit religiösen Führern aus Europa.

Papst Benedikt XVI. hat sein Beileid und seine Trauer über den Tod des verstorbenen orthodoxen Erzbischofs bekundet. In einem Kondenztelegramm an den Statthalter der Synode, Metropolit Seraphim, würdigte er den Einsatz des Verstorbenen für die Ökumene. Das "brüderliche Willkommen" für seinen Vorgänger Johannes Paul II. im Mai 2001 in Athen und der Gegenbesuch von Erzbischof Christodoulos im Dezember 2006 in Rom habe "eine neue Ära der herzlichen Zusammenarbeit mit uns" eröffnet.

Diese beiden Treffen hätten "zu wachsenden Kontakten und tieferer Freundschaft bei der Suche nach einer engeren Gemeinschaft im Kontext der wachsenden Einheit Europas geführt", heißt es in dem Papst-Telegramm, das der Vatikan am Dienstag veröffentlichte. Benedikt XVI. versicherte die orthodoxe Kirche Griechenlands seines und des Gebetes der Katholiken in aller Welt.

Auch die Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" erinnert in ihrer Dienstagsausgabe an den Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 2001 in Athen, und an den Gegenbesuch des Athener Erzbischofs. Zugleich zitiert das Blatt die katholischen Bischöfe Griechenlands, die den Tod Christodoulos' als "schweren Verlust für die orthodoxe Kirche Griechenlands und für den ökumenischen Weg" bezeichnen.

"In dem Moment, in dem unsere griechisch-orthodoxen Mitbrüder den Tod ihres Hirten beweinen, schließen wir uns ihnen im Gebet an: Er war ein tüchtiger Hirte und überzeugter Verfechter des ökumenischen Weges", gibt der "Osservatore" die Erklärung der katholischen Bischöfe des Landes wieder. "Beten wir, dass der Heilige Geist eine ebenso starke und profunde Führung folgen lässt".

Der katholische Erzbischof Nikolaos Printesis von Naxos betonte, dass Christodoulos "immer für die guten Beziehungen zwischen der orthodoxen Kirche und der katholischen Kirche gelobt worden ist". Er habe sich immer neu um eine Annäherung zwischen den Kirchen bemüht.

Der Papstbesuch in Athen und die Vatikan-Visite von Christodoulos seien "zwei Meilensteine auf dem ökumenischen Weg mit der Orthodoxie gewesen".

Christodoulos wurde am 17. Januar 1939 in der nordgriechischen Stadt Xanthi geboren. Sein weltlicher Name war Christos Paraskevaides. Er studierte Theologie und Rechtswissenschaften. Im Alter von 35 wurde er zum Metropoliten von Dimitriada gewählt. Am 29. April 1998 wurde Christodoulos von der griechischen Bischofssynode zum Oberhaupt gewählt.

Spannungen zwischen Staat und Kirche
Höhepunkt seiner Amtszeit war der Besuch von Papst Johannes Paul II. im Mai 2001 in Athen. Es war der erste Besuch eines Papstes in Griechenland seit der Spaltung der Kirche im Jahr 1054. Im Dezember 2006 wurde Christodoulos von Papst Benedikt XVI. in Rom empfangen.

Während der Amtszeit von Christodoulos kam es mehrfach zu Spannungen zwischen Staat und Kirche. Vor allem das Vorhaben der sozialistischen Regierung unter Konstantinos Simitis, den Religionsvermerk in Ausweispapieren abzuschaffen, stieß auf massive kirchliche Proteste.

Das orthodoxe Bekenntnis ist laut griechischer Verfassung vorherrschende Religion. Von den elf Millionen Bewohnern des Landes gehören 97 Prozent der orthodoxen Kirche an.