Nur wenige bayerische Pilger folgen dem Papst nach Tschechien

Lourdes und Rom ziehen mehr

Weiß-blaue Fahnen wird Benedikt XVI. auf seiner Pilgerreise Ende September in Tschechien nur selten wehen sehen. Die bayerischen Katholiken zieht es nicht allzu sehr ins angrenzende Nachbarland. Auch keiner ihrer Bischöfe plant bisher, an den Gottesdiensten in Brünn und Stara Boleslav teilzunehmen. "Andere terminliche Verpflichtungen", heißt es meist. "Wir hatten 2006 unseren Papstbesuch, jetzt sind die Tschechien dran", kommentiert nüchtern ein bayerischer Bistumssprecher die Lage.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Keines der sieben bayerischen Bistümer hat eine Reise zum Papstbesuch nach Tschechien organisiert. Alles bleibt auf privater Ebene. Einzig das Diözesankomitee der Katholiken in Regensburg will mit 40 Leuten am 28. September zum Gottesdienst nach Stara Boleslav kommen, wie Geschäftsführer Manfred Fürnrohr sagt. In dem Wallfahrtsort wird der heilige Wenzel verehrt. Die Regensburger haben zu Tschechien eine besondere Beziehung. Nicht nur, dass ihr Bistum an das Land angrenzt, seit Jahren pflegen sie eine Partnerschaft mit der Diözese Pilsen.

Das Bayerische Pilgerbüro nahm die Papstreise zum Anlass, eine fünftägige Sonderbusfahrt ins Programm zu nehmen. Für 497 Euro pro Person im Doppelzimmer samt Halbpension wurde eine informative Tschechien-Tour angeboten. Eintrittskarten für den Gottesdienst in Brünn waren vorgesehen, auf der Hinreise sollten Klöster besichtigt werden. Als weiterer Kulturgenuss wurden eine Stippvisite in die Hauptstadt Mährens und ein Besuch des goldenen Prag angeboten. Doch Ende August musste das Vorhaben abgesagt werden. Nicht einmal 15 Personen hatten sich angemeldet. Das wäre das Minimum gewesen.

«Tschechien hat einfach nicht gezogen», sagt eine Sprecherin des Pilgerbüros. Richtig erklären könne sie sich das nicht, immerhin seien Anzeigen in der Presse geschaltet worden. Hoch im Kurs stehe dagegen Lourdes. Die Pilgerreise dorthin sei schon fast ausgebucht gewesen, als der Vatikan im Jubiläumsjahr des französischen Wallfahrtsortes 2008 den Besuch Benedikt XVI. bekanntgab. Ansonsten ziehe es die Leute nach Rom. Ein Trip zu den Sehenswürdigkeiten der Ewigen Stadt lasse sich immer gut mit einer Papstaudienz auf dem Petersplatz verbinden.
Spontane Fahrgemeinschaften
Für den Vorstand der katholischen Ackermann-Gemeinde ist es dagegen Ehrensache, nach Tschechien zu reisen, wie deren Bundesgeschäftsführer Matthias Dörr betont. Sehr bald nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann der katholische Verband, sich für Frieden und Versöhnung in der Mitte Europas einzusetzen. Aus christlicher Verantwortung heraus bauen sie seither an einer guten Nachbarschaft zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken. Am Wenzelstag will der Vorstand in Stara Boleslav an der Papstmesse teilnehmen.

Da in Bayern erst Mitte September die Schulferien zu Ende gehen, wird vielleicht mancher noch spontan eine Fahrgemeinschaft bilden. Immerhin wäre es aus Passau nicht zu weit. In Eichstätt böte sich als Anknüpfungspunkt, dass das Bistum lange partnerschaftlich mit Leitmeritz verbunden ist. Dennoch: «Tschechien liegt nun einmal für die meisten gedanklich weit weg», meint Dörr. Auch sei da die Unsicherheit mit der fremden Sprache.

Sprachproblem
Von der Sudetendeutschen Landsmannschaft war genau dieses Thema aufgegriffen worden. In einem Brief an den Papst hatten sie «mit Betroffenheit» festgestellt, dass das Kirchenoberhaupt bei seiner Reise kein Deutsch sprechen werde. Ein solcher Verzicht wäre von Seiten der Kirche eine «Vertreibung aus der langen deutsch-katholischen Geschichte der böhmischen Länder», so ihr harscher Vorwurf. Zumindest an einem Besuchsort will die Landsmannschaft auf sich aufmerksam machen.

Die Bayerische Staatsregierung wird, wie es aussieht, keinen Minister ins Nachbarland entsenden. Auch Altministerpräsident Edmund Stoiber bleibt daheim. Am letzten Septemberwochenende ist Bundestagswahl. Da könnte das Bittgebet der Politiker eh schon zu spät kommen.