NRW: Weniger Jugendkriminalität, deutlich mehr Drogendelikte

Nachwuchs bleibt aus

Die Jugendkriminalität in NRW ist im Jahr 2008 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 13 Prozent gesunken. Bei jugendlichen Gewaltdelikten ist ein Rückgang von zehn Prozent, bei jugendlichen Drogendelikten von 3,6 Prozent zu verzeichnen. Aber: Unter Berücksichtigung aller Altersgruppenstarke lag die Zunahme bei Drogendelikten bei knapp 25 Prozent.

 (DR)

Insgesamt seien im Jahr 2008 rund 182.000 Männer und Frauen wegen Vergehen oder Verbrechen verurteilt worden, sagte NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter am Donnerstag in Düsseldorf bei der Vorstellung Strafverfolgungsstatistik.

Dies bedeute einen Rückgang um 1,2 Prozent. Auch die Anzahl verurteilter Gewaltverbrecher habe sich um knapp fünf Prozent verringert. Trotzdem würden die 21.200 Verurteilungen in diesem Bereicht «weiterhin auf einem hohen Niveau» liegen. Weil die Zahlen aber erstmals seit 2001 rückläufig seien, könne man von einem positiven Signal «in Richtung einer Trendwende» sprechen.

Allerdings stieg der Statistik zufolge die Drogenkriminalität mit knapp 24,8 Prozent deutlich an, bei den 21- bis 25-Jährigen sogar um 34,2 Prozent. Diese «außergewöhnliche Steigerung» gehe aber überwiegend auf die Senkung der Eigenbedarfsgrenzen von Haschisch und Marihuana und auf das Besitzverbot harter Drogen im Jahr 2007 zurück, sagte die Ministerin. Die Veränderungen kennzeichneten kein Jungtäter-Phänomen, sondern den «mitten im Leben stehenden Erwachsenen».

Auch wenn Kriminalität über alle Altersgruppen hinweg ein männliches Phänomen sei, sei ein Problemfeld die gestiegenen Verurteilungen jugendlicher Mädchen, sagte Müller-Piepenkötter. So sei die Zahl der Verurteilungen bei jugendlichen Mädchen um 0,6 Prozent auf 2.050, bei heranwachsenden Frauen um 0,1 Prozent auf 2.446 gestiegen. «Es ist noch eine Menge zu tun», sagte die CDU-Politikerin.

Mit Blick auf Straftaten von Ausländern verwies die Ministerin auf sinkende Zahlen. Mit insgesamt 40.055 Verurteilungen lägen die Zahlen unter dem Höchststand von 1993 (49.869). Im vergangenen Jahr seien bei den Jugendlichen und Heranwachsenden mit nichtdeutschem Pass mit 2.509 beziehungsweise 2.927 so wenige Verurteilungen erfolgt wie seit rund 20 Jahren nicht mehr.

Müller-Piepenkötter verwies auf ein breites Maßnahmenpaket der Landesregierung gegen Jugendkriminalität. Unter anderem sei darin seit 2007 die Zusammenarbeit von Schule, Jugendamt, Polizei und Staatsanwaltschaft geregelt. Neben festen Ansprechpartnern bei den Staatsanwaltschaften würden einheitliche und konsequente Reaktionen auf Straftaten an den Schulen in NRW ermöglicht.