NRW-Ministerpräsident erhält Ehren-Professur in Israel - Gedenken an Paul Spiegel

Rüttgers will Palästinenserstaat

Einen Tag vor Ende seines Nahost-Besuchs hat NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers noch mal deutliche Worte gefunden und einen Staat für die Palästinenser gefordert. Zuvor hatte er dem früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland gedacht.

Autor/in:
Martin Teigeler
 (DR)

Rüttgers sprach sich außerdem für ein Ende des israelischen Siedlungsbaus aus. "Um die Spirale aus Hass und Gewalt zu durchbrechen, ist es wichtig, keine weiteren Siedlungen zu bauen und die Besatzung aufzugeben", sagte er am Montag in der Ben-Gurion-Universität im südisraelischen Sde Boker. Ein "lebensfähiger palästinensischer Staat" sei auch im Interesse Israels, sagte der NRW-Regierungschef. Am Dienstag beendet Rüttgers seine viertägige Nahost-Reise mit einem Besuch in den Palästinensergebieten.

Vertreter des Instituts für Wüstenforschung ernannten Rüttgers zum Ehren-Professor der Hochschule in Südisrael. "Dies ist eine große Auszeichnung für mich, zumal diese Universität den Namen von David Ben Gurion trägt", sagte Rüttgers. Am Nachmittag legte er einen Kranz am Grab des israelischen Staatsgründers nieder.

"Engere Allianz zwischen Europa und Israel"
In der Politik müsse das verwirklicht werden, "was andere als Wunder bezeichnen", sagte Rüttgers in seiner Rede. "Ein solches Wunder war die Gründung des Staates Israel vor 60 Jahren", betonte der Ministerpräsident. Die "visionäre und politische Kraft Gurions" müsse bei der Gestaltung der Zukunft Ansporn sein. Rüttgers sprach sich für eine "strategische Partnerschaft" Europas mit Israel aus. Eine engere Allianz zwischen Europa und Israel solle in der Zukunft zu "einem Frieden in der Region beitragen".

Rüttgers informierte sich über die Arbeiten von Solar- und Wüstenforschern in der wissenschaftlichen Einrichtung in der Wüste Negev. Deutsche und israelische Experten forschen in dieser Landschaft an innovativen Lösungen zur Energieversorgung. Die Wüste Negev umfasst rund 60 Prozent des israelischen Staatsgebiets.

Gedenken an Paul Spiegel
Am Vormittag hatte Rüttgers an den verstorbenen früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, erinnert. "Paul Spiegel war ein Mittler für den Frieden und gegen Gewalt", sagte Rüttgers bei einer Feierstunde im südisraelischen Lehavim. "Das ist sein Erbe, sein Auftrag an uns", sagte Rüttgers. Der Holocaust-Überlebende und gebürtige Westfale Spiegel war im April 2006 gestorben. Er war von 2000 bis zu seinem Tod Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Spiegel habe dafür gewirkt, dass der Holocaust "nicht vergessen werden darf", sagte Rüttgers. Zugleich sei Spiegel aber immer für die Aussöhnung eingetreten. Auch im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern habe er sich für Verständigung eingesetzt. An der Zeremonie in Lehavim nahm auch Spiegels Witwe Gisèle teil.

Rüttgers enthüllte eine Erinnerungstafel für den Paul-Spiegel-Hain im sogenannten Wald deutscher Länder. Die deutschen Bundesländer fördern seit den 90er Jahren die Kultivierung und Aufforstung in der Negev-Wüste. Der Paul-Spiegel-Hain war im vergangenen Oktober eingeweiht worden. Im "Wald deutscher Länder" gibt es auch einen Hain zur Erinnerung an den verstorbenen früheren Bundespräsidenten Johannes Rau